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SCHACH-SPHINX/07333: Dadaistisch gefärbt (SB)


Fachzeitschriften übers Schach gibt es in Deutschland zur Genüge. Sie decken das gesamte Feld an Turnierberichtserstattung, Lebensläufen der Meister und Hintergrundwissen zu modernen Entwicklungen und Verbandsstrukturen ab. Manchmal ist es jedoch wichtiger zu erfahren, welche Magazine es früher einmal gegeben hat, die in ihrer Art beispielhaft waren und den trockenen Ton routinemäßiger Recherchen mieden. Von 1982 bis 1997 erfreute die Zeitschrift 'Randspringer' das Herz von Schachjüngern, die in den anregenden und kreativen Berichten eine Alternative zum üblichen Format begrüßten. 'Randspringer' lag in den 16 Jahren nur in einer geringen Auflage vor und überzeugte mit alternativen Eröffnungstheorien und dadaistisch gefärbten Kommentaren. Herausgeber war Rainer Schlenker, der als Jugendspieler und in der Bundesliga selbst zu den Figuren gegriffen hatte. Insgesamt war 'Randspringer' das Produkt Tübinger Studenten, die sich in der Tradition der Frankfurter Schule auf dem Gebiet des Schachspiels sahen. Kurios war beispielsweise das Angebot von sogenannten 'Linksspringer-Seminaren' zum Eröffnungszug 1.Sb1-c3. Im heutigen Rätsel der Sphinx war es ein falscher Springerzug, der zum Damenverlust führte. Nach Bronsteins Zug 22...g6-g5 zog der Berliner Meister Fuchs 23.Sf4-h5?, und die weiße Dame war nicht mehr zu retten, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07333: Dadaistisch gefärbt (SB)

Fuchs - Bronstein
Berlin 1965

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz büßte völlig unerwartet nach 1...Se3-d5? seinen Endspielvorteil durch 2.f3-f4! vollständig ein, denn nach 2...Sd5-e7 3.c6-c7 Kb3-c4 4.Kg3-h4 Kc4-d5 5.Kh4-g5 Kd5-e6 - 5...Ke6-c6 6.f4-f5 Kc6xc7 7.f5-f6 Kc7-d7 8.f6-f7!! - 6.f4-f5+ Ke6-d7 7.f5-f6 Se7-c8 8.Kg5- g6 wäre der weiße Bauer nicht mehr aufzuhalten gewsen. Etwas zäher war 7...Se7-d5, denn Weiß hätte darauf nicht leichtsinnigerweise 8.f6-f7? spielen dürfen wegen 9.Sd5xc7! f7-f8D 10.Sc7-e6+, doch 8.c7-c8D+!! reicht zum Sieg aus. Interessant war 3...d6-d5!?, wenngleich Weiß mit 4.Kg3-f2! auch hier die Oberhand behält. In der Partie geschah auf 2.f3-f4! indes 2...h5-h4+, aber Weiß konterte mit 3.Kg3-h2!!, worauf der Freibauer blockiert und der weiße König vor überraschenden Schachgeboten sicher war. Pech für Schwarz, denn nach der richtigen Fortsetzung 1...Se3-f5+! hätte Weiß aufgeben können: 2.Kg3-f4 Sf5-e7 3.Kf4-g5 d6-d5!



1. Dezember 2021

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 170 vom 4. Dezember 2021


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