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SCHULE/239: Debatten zum Schulversagen von Jungen im Fokus (idw)


Justus-Liebig-Universität Gießen - 15.09.2008

Debatten zum Schulversagen von Jungen im Fokus

Forschungsprojekt der Arbeitsstelle Gender Studies "Die Debatte über das Schulversagen von Jungen in internationaler Perspektive - Analysen und Erfahrungen aus dem anglo-amerikanischen Raum"


Warum versagen Jungen in der Schule? Sind Jungen gegenüber den Mädchen im Klassenzimmer tatsächlich dauerhaft benachteiligt? Stehen ihre Chancen, einen guten Abschluss zu machen, schlechter als diejenigen ihrer Klassenkameradinnen? Solche Fragen rücken spätestens seit der Veröffentlichung der ersten PISA-Studien in den Blickpunkt vor allem medialer und populärwissenschaftlicher Diskussionen zu Bildung, Geschlecht und Chancengleichheit in Deutschland. In jüngerer Zeit hat die Frauen- und Geschlechterforschung auf die problematischen Verkürzungen der Debatte hingewiesen, die von einem vereinfachenden "Verlierer-Gewinnerinnenmodell' ausgeht und die Schulprobleme von Jungen auf eine "Feminisierung" der Bildung zurückführt. Die internationalen Debatten zum Schulversagen von Jungen und die diesbezüglichen Forschungsergebnisse allerdings sind bislang nur unzureichend zur Kenntnis genommen worden. Ein Projekt der Arbeitsstelle Gender Studies der Justus-Liebig-Universität Gießen (Leitung: Prof. Dr. Barbara Holland-Cunz) stellt erstmals systematisch die internationale Dimension ins Zentrum der Analyse und erweitert damit den Horizont der bisherigen Forschung in deutschsprachigen Raum erheblich.

Das von Prof. Dr. Barbara Holland-Cunz und Dr. Sabine Mehlmann (beide: Institut für Politikwissenschaft) geleitete und von Torsten Wöllmann bearbeitete Forschungsprojekt: "Die Debatte über das Schulversagen von Jungen in internationaler Perspektive - Analysen und Erfahrungen aus dem anglo-amerikanischen Raum" wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) im Rahmen des Forschungsschwerpunktes "Fokus Geschlechterdifferenzen: Theoretische Neuorientierungen, soziokulturelle Differenzierungsprozesse und internationale Entwicklungen" bis Dezember 2008 gefördert.

Ziel des Projekts ist die systematische Erschließung des Forschungsstands zu den Debatten über das Schulversagen von Jungen im angloamerikanischen Raum. Im Unterschied zur deutschsprachigen "Jungendebatte", die erst zu Beginn der 2000er Jahre einsetzt, wird diese Debatte unter dem Topos des "underachievement of boys'" bzw. der "failing boys'"in den USA, in Australien und in Großbritannien bereits seit Anfang der 1990er Jahre geführt.

Im Rahmen des Gießener Projekts sollen die vorliegenden Forschungsergebnisse der angloamerikanischen Frauen- und Geschlechterforschung zu den Problematisierungsweisen des Schulversagens von Jungen, zu den pädagogischen und bildungspolitischen Konsequenzen der "Jungendebatte" sowie zu alternativen Erklärungsansätzen und geschlechterpädagogischen Konzepten für die aktuelle Diskussion im deutschsprachigen Raum aufbereitet werden.

Auf diese Weise will das Projekt einen Beitrag zur kritischen Reflexion der geschlechter- und bildungspolitischen Implikationen der deutschsprachigen Debatte zum Schulversagen von Jungen und zu einer stärkeren Vernetzung der deutschsprachigen und der internationalen Forschungsdiskussion leisten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution217


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Justus-Liebig-Universität Gießen, Charlotte Brückner-Ihl, 15.09.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2008