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MELDUNG/107: Huck und Minto stimmen sich auf ihr Duell ein (SB)



An Zuversicht sind sich Weltmeister und Herausforderer ebenbürtig

Marco Huck verteidigt am 1. Mai in der Oldenburger Weser-Ems-Halle zum dritten Mal seinen WBO-Titel im Cruisergewicht, den er im August 2009 durch einen Sieg über den Argentinier Victor Emilio Ramirez gewonnen hat. Sein Gegner Brian Minto hatte sich in Deutschland einen Namen gemacht, als er im November 2006 Axel Schulz die Rückkehr in den Ring gründlich verdarb. Huck, der bei Sauerland Event unter Vertrag steht und von Ulli Wegner trainiert wird, gewann zuletzt am 13. März vor 5.000 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle durch K.o. in der dritten Runde gegen Adam Richards aus den USA und verbesserte damit seine Profibilanz auf 28 Siege und eine Niederlage. Für den Herausforderer Minto stehen 34 gewonnene und drei verlorene Kämpfe zu Buche.

Der 35 Jahre alte US-Amerikaner wird in der aktuellen Weltrangliste der WBO an fünfter Stelle geführt. Er bereitet sich im Wildcard Gym in Hollywood, wo er von Jose Luis Benavidez Mercado trainiert wird, auf das Duell mit dem Weltmeister vor. Der 1,80 Meter große Minto ist aus dem Schwergewicht ins leichtere Limit abgestiegen, da er für gewöhnlich zwischen 93 und 96 Kilo wiegt und vor seinen Auftritten stets noch zulegen mußte. Bei seiner letzten Niederlage war er über 20 Kilo leichter als sein massiger Gegner Chris Arreola, was ihn darin bestärkte, sich künftig lieber mit Kontrahenten seiner eigenen Statur zu messen.

Wie der US-Amerikaner in einem kurzen Interview berichtet, das auf der Internetseite des Sauerland-Boxstalls zu finden ist, sei er noch immer so kräftig wie im Schwergewicht, bewege sich aber beträchtlich schneller. Da Minto erstmals in seiner Karriere um die Weltmeisterschaft kämpft, will er diese womöglich letzte Chance unbedingt nutzen, mit der er nicht zu diesem frühen Zeitpunkt gerechnet hatte. Nach seinem Erfolgsrezept gefragt, erwidert der 35jährige, daß die Kämpfe seines Erachtens zumeist schon bei der Vorbereitung im Gym entschieden werden. Er stelle sich daher auf jeden Gegner mit Intensität und Hingabe ein, wobei er sich zu den Boxern zählt, die an jedem Ort und zu jeder Zeit antreten. Mit den deutschen Boxfans verbinden ihn zahlreiche Kontakte auf seiner Internetseite und viele Gespräche. Zudem habe seine Frau noch Angehörige in Deutschland.

Beim Sparring stand ihm unter anderem Ola Afolabi als Partner zur Seite, der früher gegen Huck gekämpft hat und wertvolle Hinweise beisteuern konnte. Natürlich habe er den Weltmeister ausgiebig studiert und wisse von dessen stets erstklassiger Form und sehr gefährlichen Rechten. Andererseits habe er auch Schwächen bei Marco Huck ausgemacht, die er an dieser Stelle aber nicht verrate, um den Überraschungseffekt zu wahren.

Huck bereitet sich derzeit noch gemeinsam mit Ulli Wegner im Trainingslager in Zinnowitz an der Ostsee vor. In Kürze geht es dann nach Oldenburg, wo die letzten Tage vor dem Kampf zur Einstimmung am Ort des Geschehens genutzt werden sollen. Nach dem letzten Auftritt am 13. März blieben dem Weltmeister nur wenige freie Tage, bevor er das Training wieder aufnehmen mußte. Marco Huck hält die relativ kurze Zeit der Vorbereitung jedoch für keinen Nachteil, da er sich sehr gewissenhaft auf das Duell mit Adam Richards eingestimmt hatte und davon noch ein wenig zehren könne.

Unterschätzen werde er den Herausforderer jedenfalls nicht, der schon im Schwergewicht unter den 15 besten Boxern der Rangliste plaziert war und nun im Cruisergewicht noch besser positioniert ist. Von seinem Sieg gegen Axel Schulz abgesehen habe der Amerikaner ja noch 33 weitere Kämpfe gewonnen, was von seinen Qualitäten zeuge. Minto sei eine zähe Kämpfernatur und könne viel einstecken. Er marschiere unentwegt nach vorn, um seine Gegner zu zermürben. Daher sei er so ähnlich wie Jean Marc Monrose einzuschätzen, den Huck im September 2008 als Europameister entthront hat. Solche Boxer seien nicht leicht zu besiegen.

Brian Mintos Ankündigung, er werde sich den Gürtel des Weltmeisters sichern, können Huck nicht irritieren. Wer über kein ausgeprägtes Selbstbewußtsein verfüge, werde es als Boxer nicht weit bringen. Auch Ola Afolabi sei sich im Dezember letzten Jahres sehr sicher gewesen, den Ring als neuer Champion zu verlassen. Am Ende sei es jedoch anders gekommen, und so werde es auch Brian Minto ergehen. "Denn wenn ich gut vorbereitet bin, kann mich keiner schlagen", konterte Huck die Kampfansage des Herausforderers.

Als Weltmeister sei er auch als Persönlichkeit gereift, da er nun Verantwortung trage und das gesamte Team repräsentiere. Da seine Kampfesweise sehr aufwendig sei und an der Substanz zehre, bemühe er sich darum, kontrollierter zu boxen und seine Kräfte besser einzuteilen. Weiter steigern könne er sich auf jeden Fall, unterstreicht Huck, der angesichts der Niederlage seines Teamkollegen Arthur Abraham Ende März gegen Andre Dirrell um so mehr auf der Hut sein und die Ehre des Teams wiederherstellen will.

Mit Oldenburg verbinde er gute Erinnerungen, da er dort schon zweimal gekämpft und gewonnen hat. Das Publikum habe ihn rückhaltlos unterstützt, und die schöne Innenstadt sei genau das Richtige, um vor einem so wichtigen Auftritt die Seele baumeln zu lassen. Bis es soweit ist, plagt sich der Weltmeister auf der Insel Usedom mit Sparring und vielen Strandläufen in der Ostseeluft. Nebenbei genießt er das ausgezeichnete Ambiente und die erstklassige Versorgung im Hotel Baltic, die für ihn freilich nur ein angenehmer Nebeneffekt sind. Schließlich sei er ja zum Trainieren hier und nicht, um Urlaub zu machen", nimmt der 25jährige Champion sein erklärtes Ziel fest ins Visier, auch Brian Minto eine Abfuhr zu erteilen.

21. April 2010