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MELDUNG/186: Juan Manuel Lopez in Puerto Rico gefeiert (SB)



WBO-Champion im Federgewicht besiegt Bernabe Concepcion

Weltmeister Juan Manuel Lopez aus Puerto Rico hat seinen WBO-Titel im Federgewicht erfolgreich verteidigt. Er setzte sich in San Juan bereits in der zweiten Runde gegen Bernabe Concepcion von den Philippinen durch und verbesserte seine beeindruckende Bilanz auf 29 Siege aus ebenso vielen Profikämpfen, von denen er 26 vorzeitig gewonnen hat. Seine offensive Kampfesweise begeistert das Publikum, zumal er sich selbst dabei in erhebliche Gefahr bringt und dadurch für zusätzliche Spannung sorgt. Ob er eines Tages in einer Reihe mit seinen legendären Landsleuten Felix Trinidad und Miguel Cotto genannt werden kann, hängt davon ab, wie er die bevorstehenden Kämpfe gegen führende Boxer seiner Gewichtsklasse übersteht.

Juan Manuel Lopez und Bernabe Concepcion gingen zunächst vorsichtig zu Werke, bis der Puertoricaner nach etwa einer halben Minute einen rechten Haken ins Ziel brachte und wenig später mit einer linken Geraden nachsetzte, die den Herausforderer in die Seile taumeln ließ. Der Titelverteidiger witterte seine Chance und brachte Concepcion weitere Treffer bei, der erstmals in seiner Karriere zu Boden gehen mußte. Er wurde angezählt, kam mühsam wieder auf die Beine und sah sich sofort weiteren Angriffen ausgesetzt. Lopez trieb seinen Gegner in eine Ringecke und schien bereits einen Abbruch zu erzwingen, als ihn der Philippiner plötzlich mit einem linken Haken traf und zu Boden schickte. Der überraschte Puertoricaner stand angeschlagen auf und wurde fünf Sekunden später vom Pausengong aus seiner mißlichen Lage erlöst.

Zu Beginn der zweiten Runde schien wieder alles offen zu sein, doch machte Lopez rasch deutlich, daß ihn der unverhoffte Niederschlag nicht aus dem Konzept gebracht hatte. Er holte den wild anstürmenden Concepcion mit einem Konter von den Beinen, der den Philippiner jedoch wieder nicht endgültig bremsen konnte. Nun war der Puertoricaner aber Herr des Geschehens im Ring, nahm ohne Hast Maß und brachte weitere schwere Treffer an, die den Herausforderer zunächst stolpern und dann niederstürzen ließen. Concepcion wollte auch nach dem dritten Niederschlag die Segel nicht streichen und rappelte sich mühsam auf, doch Ringrichter Luis Pabon befand nun, daß sich der Herausforderer nicht mehr angemessen verteidigen könne, und erklärte den Kampf für beendet, den Juan Manuel Lopez damit nach zwei Minuten und 37 Sekunden der zweiten Runde durch technischen K.o. gewann.

Im nächsten Schritt steht für Lopez am 18. September ein Kampf gegen die mexikanische Ringlegende Rafael Marquez an, der zuletzt Israel Vazquez im vierten Duell ihrer Dauerfehde klar besiegt hat. Danach könnte es zu einem Vereinigungskampf gegen WBA-Weltmeister Yuriorkis Gamboa aus dem Hamburger Arena-Boxstall oder einem Kräftemessen mit Celestino Caballero aus Panama kommen, der lange Champion im Superbantamgewicht gewesen war und nun den Interimstitel der WBA im Federgewicht innehat.

Caballeros Trainer Jeff Mayweather äußerte sich lobend über die Leistung des Puertoricaners, der seines Erachtens das Zeug zu einem großen Champion hat. Obwohl ihn Concepcion niedergeschlagen habe, sei er unbeeindruckt in den Kampf zurückgekehrt, als gebe er niemals auf. Zugleich verlieh Mayweather aber auch seiner Überzeugung Ausdruck, daß sich Caballero vor Lopez nicht zu verstecken brauche. Wenngleich ein Kampf zwischen den beiden sicher kein Spaziergang wäre, könne ihn sein Schützling doch mit Leichtigkeit für sich entscheiden, wenn er sich nur an die taktische Marschroute halte, die man längst in der Schublade habe. Zwar sei der Puertoricaner beweglich und könne hart zuschlagen, doch habe er der überwältigenden Schlagfrequenz Caballeros letzten Endes nichts entgegenzusetzen.

Mit diesen Worten brach Mayweather wie nicht anders zu erwarten eine Lanze für seinen Boxer Caballero, der nach Lage der Dinge weiter in Las Vegas ausharren und sich in Form halten muß, um jederzeit bereit zu sein. Da Lopez bislang nicht gegen ihn kämpfen wollte und Gespräche mit dem Lager Gamboas im Sande verlaufen sind, bleibt Caballero kaum etwas anderes übrig, als sich in Geduld zu üben und auf der Hut zu sein.

Yuriorkis Gamboa bestreitet im September seinen nächsten Auftritt gegen WBC-Champion Elio Rojas, worauf es Anfang nächsten Jahres zu einem Duell mit Lopez kommen könnte, sofern beide ihre kommenden Aufgaben lösen. In dieser hochklassig besetzten Gewichtsklasse ist vieles möglich, zumal man nie mit Sicherheit vorhersagen kann, wie sich die jeweiligen Kampfesweisen zueinander fügen. Indessen spricht einiges dafür, daß der Puertoricaner eine Beute für den Kubaner wäre, da er zu leicht und häufig getroffen wird. So hochklassig Lopez auch einzuschätzen ist und so sehr er das Publikum mit seinem riskanten Stil in Begeisterung versetzt, dürfte Gamboa ihn doch regelrecht überrollen.

Zwar hat auch der Kubaner etliche Male Bekanntschaft mit dem Ringboden gemacht, doch ist seine Deckungsarbeit inzwischen wesentlich besser und seine Wucht noch dominanter geworden. Der Kubaner verbindet eine außergewöhnliche Beweglichkeit mit hoher Trefferwirkung und kann einen Gegner auch dann niederschlagen, wenn er ihn nicht präzise getroffen hat. Zudem hat sich Gamboa von Kampf zu Kampf gesteigert, was Juan Manuel Lopez ein ausgesprochenes Dilemma beschert: Je länger er ein Duell mit dem Kubaner hinauszögert, um so geringer sind seine Siegeschancen. Andererseits ist Gamboa der gefährlichste Gegner, was es geraten erscheinen läßt, sich nicht nach einem Kampf mit ihm zu drängen.

12. Juli 2010