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MELDUNG/219: Manny Pacquiao bringt Sport und Politik unter einen Hut (SB)



Weltmeister und Abgeordneter trainiert auf dem Regierungsgelände

Der philippinische Weltmeister Manny Pacquiao versucht, seine Karrieren in Sport und Politik unter einen Hut zu bringen. In Vorbereitung auf den nächsten Titelkampf im November will der 31jährige einige Trainingseinheiten auf dem Regierungsgelände in Manila absolvieren. "Das Gelände ist groß und bietet ausreichend Gelegenheit für Laufeinheiten. Ich werde im Büro schlafen und vor Sitzungsbeginn joggen gehen", sagte Pacquiao der "Manila Times".

Neben seiner erfolgreichen Laufbahn im Boxring hat sich Pacquiao in seinem Heimatland der Politik zugewandt. Am 10. Mai 2010 gewann er die Kongreßwahlen in der Provinz Sarangani und sicherte sich damit für drei Jahre einen Sitz im philippinischen Parlament. Dort will er sich vor allem für den Ausbau der Infrastruktur und der medizinischen Versorgung einsetzen. Seither hat er seiner Website zufolge schon an vier Gesetzentwürfen mitgewirkt.

Er will jedoch seine sportliche Karriere fortsetzen und wird aller Voraussicht nach seinen nächsten Kampf Anfang November bestreiten. Manny Pacquiao ist es als bislang einzigem Boxer gelungen, Weltmeister in sieben verschiedenen Gewichtsklassen zu werden (Fliegengewicht bis Weltergewicht). Vielen gilt er als derzeit weltbester Boxer aller Limits. Der Philippiner hat im Laufe seiner erfolgreichen Karriere 51 Kämpfe gewonnen, drei verloren und zwei unentschieden beendet. Die renommierte Boxing Writers Association of America (BWAA) hat ihn zum "Boxer des Jahres 2009" gekürt, womit Pacquiao diese prestigeträchtige Auszeichnung des elitären Zirkels der amerikanischen Boxsportjournalisten bereits zum dritten Mal erhielt. Zugleich wurde er als "Boxer des Jahrzehnts" geehrt.

Da die Verhandlungen mit Floyd Mayweather jr. nach langem Ringen um die Modalitäten gescheitert sind, soll Pacquiao am 13. November mit dem Exweltmeister im Weltergewicht, Antonio Margarito, in den Ring steigen. Für den 32jährigen Mexikaner stehen 45 Siege und sechs Niederlagen zu Buche. Sein Ruf ist allerdings schwer angeschlagen, seit man ihm die Verwendung manipulierter Handschuhe nachgewiesen hat. Im Kampf gegen den Philippiner geht es zwar offiziell um den von Sergio Martinez niedergelegten WBA-Titel im Halbmittelgewicht, doch verbietet es ein vertraglich vereinbartes Gewichtslimit von 151 amerikanischen Pfund beiden Boxern, das Limit von 154 Pfund (69,92 kg) zu erfüllen.

Natürlich stellt sich dabei die Frage, ob es legitim ist, einen Titelkampf zu veranstalten, in dem beide Boxer das Limit der Gewichtsklasse unterschreiten. Für eine solche Vorgehensweise war der Philippiner bereits in der Vergangenheit kritisiert worden. Er trat mehrfach gegen wesentlich schwerere Kontrahenten an, mit denen er sich zuvor auf ein Limit geeinigt hatte, das ungefähr in der Mitte lag. So gewann er unter anderem im November 2009 gegen Miguel Cotto, wobei Kritiker monierten, daß dieser beim Kampf um den WBO-Titel im Weltergewicht durch die Gewichtsabnahme entscheidend geschwächt war. Ähnlich verhielt es sich bei Pacquiaos Duell mit Oscar de la Hoya, bei dem es zwar offiziell kein Gewichtslimit, dem Vernehmen nach aber nicht publik gemachte Vereinbarungen im Vertrag gab, denen zufolge De la Hoya kräftig abkochen mußte. Daß der Philippiner unter Umständen von einer durch die Gewichtsabnahme hervorgerufenen Schwächung seiner Gegner profitiert, ist nicht von der Hand zu weisen. Andererseits tritt er dabei zumeist gegen Kontrahenten an, die immer noch deutlich schwerer sind als er selbst, wodurch sein Vorteil mehr oder minder kompensiert wird.

Promoter Bob Arum von Top Rank, bei dem Manny Pacquiao unter Vertrag steht, rührt unterdessen die Werbetrommel für den nächsten Auftritt seines derzeit namhaftesten Boxers. Er sei zwar überzeugt, daß Pacquiao die Oberhand behält, doch gehe er von einem der schwersten Kämpfe in der Karriere des Philippiners aus. Margarito, der viel größer sei und ein gutes Kinn habe, werde wie wild aus allen Richtungen angreifen. Das Publikum könne jedenfalls mit einer sensationellen Darbietung rechnen.

14. August 2010