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MELDUNG/334: Luan Krasniqi eröffnet sich eine unverhoffte Gelegenheit (SB)



39jähriger bestreitet Ausscheidungskampf gegen Johnathon Banks

Luan Krasniqi will seine vermutlich allerletzte Chance auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht nutzen. "Ich bin glücklich, daß ich diese Möglichkeit bekomme. Ich kann es immer noch nicht fassen", sagte der 39jährige. Der frühere Europameister bekommt es am 26. Februar in einem auf zehn Runden angesetzten Ausscheidungskampf mit Johnathon Banks aus den USA zu tun. "Ich kehre nur in den Ring zurück, weil ich diese WM-Chance bekomme", so Krasniqi. Der Sieger dieses Duells darf gegen einen der Klitschkos um den Titel kämpfen.

Johnathon Banks war Weltmeister im Cruisergewicht und sicherte sich nach seinem Wechsel in die Königsklasse im März durch technischen K.o. gegen seinen Landsmann Travis Walker den Titel des Nordamerikanischen Meisters. Seine Bilanz weist 25 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden auf. Er wird an Nummer sieben der aktuellen Rangliste des Verbands WBC und bei der IBF an achter Stelle geführt.

Luan Krasniqi hat 30 Kämpfe gewonnen, vier verloren und einen unentschieden beendet. Manager Bernd Bönte von der Klitschko Managing Group, die erstmals bei einem Kampf ohne Beteiligung der Ukrainer die Federführung innehat, sieht die Chancen in diesem Duell gleichmäßig verteilt. Daß Banks mit Emanuel Stewart denselben Trainer wie Wladimir Klitschko hat, dürfte erklären, wie es zu diesem doch recht ungewöhnlichen und überraschenden Ausscheidungskampf gekommen ist.

Auf einer Pressekonferenz am Veranstaltungsort in Ludwigsburg bot sich Krasniqi die erste Gelegenheit zu einem verbalen Vorgeplänkel mit dem Nordamerika-Champion. Johnathon Banks zollte ihm vor ihrem Kampf in Ludwigsburg Respekt, sieht sich aber dennoch als sicherer Sieger. "Ich bin definitiv ein ungeeigneter Gegner, um ein Comeback zu wagen", unterstrich der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht. "Ich halte Luan für einen sehr starken Gegner, vor dem ich viel Respekt habe, aber ich bin mit meinen 28 Jahren auf der Überholspur, da wird er mich nicht aufhalten", so Banks.

Luan Krasniqi rechnet sich seinerseits gegen Johnathon Banks gute Chancen aus. "Er ist ein technisch versierter Boxer, allerdings nicht unbedingt ein K.o.-Schläger. Mit zunehmendem Kampfverlauf wird er meinem Druck nicht standhalten können und ermüden. Dann werde ich meine Chance suchen", sagte der Schwergewichtler aus Rottweil. "Was mich sportlich am Leben gehalten hat, war die Chance auf einen WM-Kampf. Damit erfüllt sich ein Traum." Sollte er dem US-Amerikaner jedoch unterliegen, wäre dies das endgültige Ende seiner langen Karriere: "Wenn ich verliere, ist es vorbei", legte sich Krasniqi fest.

Als Trainer steht ihm Hans-Jürgen Witte aus Halle zur Seite, der sich vor allem im Amateurlager einen Namen gemacht hat. Mit von der Partie sind wie immer Volker Grill, der ihn seit 18 Jahren betreut, sowie sein Freund und Sparringspartner Firat Arslan, den er seit 22 Jahren kennt. Vorbereiten wird sich Krasniqi wohl überwiegend im heimischen Rottweil, wo er eine eigene Trainingshalle besitzt und sich nach eigenen Angaben am wohlsten fühlt.

Viele hätten ihn längst abgeschrieben, obgleich er ständig im Training gewesen sei und nie mit dem Boxen abgeschlossen habe, merkte Krasniqi an. Da er im Alter von fast 40 Jahren und gut 27 Monate nach seinem letzten Kampf in den Ring zurückkehrt, muß er sich des Vorwurfs erwehren, er halte es ohne das Rampenlicht nicht aus und wolle ansonsten nur die Börse mitnehmen. Im Mittelpunkt zu stehen, habe er nicht nötig, versichert er und verweist statt dessen auf die Niederlagen gegen Lamon Brewster (2005), Tony Thompson (2007) und Alexander Dimitrenko (2008), die er vergessen machen möchte. Das sei er sich selbst als Boxer schuldig, so Krasniqi. Das Duell mit dem elf Jahre jüngeren Banks ist sein erster Kampf seit der Niederlage gegen Dimitrenko am 15. November 2008, als er nach einem harten Körpertreffer auf die Leber in der dritten Runde k.o. ging. Der im vergangenen Jahr geplante Rückkampf fiel aus, weil sich Krasniqi einen Bänderriß zugezogen hatte.

Die lange Pause seit seinem letzten Auftritt sieht Krasniqi nicht als entscheidenden Nachteil an. Schließlich sei Vitali Klitschko sogar nach fast vierjähriger Abwesenheit im Herbst 2008 mit einem Sieg gegen den bis dahin hoch eingeschätzten Nigerianer Samuel Peter erfolgreich zurückgekehrt und habe sich auf Anhieb den Titel des WBC-Weltmeisters zurückgeholt. Ob der Vergleich mit Klitschko, auf den sich schon diverse weitere späte Rückkehrer berufen haben, wirklich angemessen ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

16. Dezember 2010