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MELDUNG/560: Platzhirsche aufgepaßt! - Amir Mansour empfiehlt sich den Klitschkos (SB)



Endlich ein aufstrebender US-Schwergewichtler von Format?

Nach einer langen Durststrecke macht in der US-amerikanischen Schwergewichtsszene endlich wieder ein Boxer von sich reden, dem man zutraut, in der Weltspitze für Furore zu sorgen. Allerdings ist Amir Mansour mit seinen 39 Jahren nicht gerade ein Akteur, den man als Nachwuchs bezeichnen kann. Daß er erst 14 Profikämpfe bestreiten konnte, ist vor allem darauf zurückzuführen, daß er bis vor kurzem eine langjährige Haftstrafe abgesessen hat. Dies macht ihn für die Medien interessant, die daraus das Profil eines überaus gefährlichen Kämpfers fabrizieren, der gleichsam aus dem Nichts auftaucht, um die Prominenz das Fürchten zu lehren. Ob Mansour diesen vorerst überzogenen Erwartungen entsprechen kann, muß sich erst noch erweisen, wenn er sich mit namhaften Kontrahenten im Ring mißt.

Der Rechtsausleger hat bislang alle Gegner geschlagen und seit seiner Haftentlassung im vergangenen Jahr fünf Kämpfe ausgetragen, von denen keiner in die vierte Runde ging. Heute abend trifft er erstmals auf einen Gegner, der über Erfahrungen in der Weltspitze verfügt und mit beträchtlicher Schlagwirkung aufwarten kann. Der 36jährige Dominick Guinn hat 33 Kämpfe gewonnen, sieben verloren und einen unentschieden beendet. Angesichts seiner wechselhaften Leistungen ist er wenig berechenbar und an einem seiner guten Tage durchaus ein ernstzunehmender Prüfstein. Gekämpft wird um die nordamerikanische Meisterschaft nach Version der Verbände WBO und IBF. Der Sieger rückt in die Top 15 der beiden Verbände vor und kann Zukunftspläne schmieden, in denen künftige Titelchancen Kontur annehmen.

Amir Mansour schätzt Dominick Guinn in einem Interview [1] zwar als zähen Kämpfer ein, doch müsse sein Gegner schon ein Kaninchen aus dem Hut zaubern, um sich im bevorstehenden Kampf durchzusetzen. Sofern Guinn so boxe wie in seinen letzten zehn Kämpfen, habe er keine Chance. Zu mehr als vier starken Runden werde er nicht in der Lage sein. Mansour hebt demgegenüber hervor, daß er sich auf die vollen zehn Runden eingestellt habe, in denen er alles geben werde. Natürlich würde er sich über einen vorzeitigen Sieg freuen, doch ist er sich bewußt, daß seine bislang erzielten schnellen Erfolge kein Maßstab sind, sobald er es mit einem gefährlicheren Gegner zu tun bekommt. Allerdings habe Guinn vermutlich noch nie mit einem Kontrahenten im Ring gestanden, der so hart zuschlagen kann wie er selbst, fügt Mansour optimistisch hinzu: "Wenn ich ihn richtig treffe, geht er runter."

Nach seinen Zukunftsperspektiven gefragt erwidert Mansour, er habe keinen besonderen Zeitplan und wolle weitermachen, solange es geht. Im Falle eines Sieges gegen Guinn rücke er bei WBO und IBF unter die führenden 15 Schwergewichtler auf. Es sei nur eine Frage der Zeit bis er sich in den Rang eines Pflichtherausforderers hochgekämpft habe. Dann könnten ihm die Weltmeister nicht aus dem Weg gehen. Davon abgesehen wollte Wladimir Klitschko seinen Titel vorübergehend gegen Derrick Chisora verteidigen, obgleich dieser erst vierzehn Profikämpfe bestritten hatte. Daher sei nicht auszuschließen, daß einige wenige weitere Siege ausreichten, um als möglicher Herausforderer ins Visier der Ukrainer zu geraten.

Er habe großen Respekt vor den Klitschkos, da sie die Kunst des Trainings perfektioniert hätten. Sie verfügten über eine fundierte Ausbildung und seien in der Lage, stets in erstklassiger Form anzutreten. Andererseits traue er sich durchaus zu, sie zu besiegen, da sie die Kunst des Boxens keineswegs zur vollen Entfaltung gebracht hätten. Die meisten Gegner zeigten zu viel Respekt vor ihnen und ließen ihnen Raum, den Kampf nach ihren Maßgaben zu gestalten und ohne große Anstrengungen zu gewinnen. Setze man sie aber unter Druck, sähe die Sache ganz anders aus, meint Mansour.

Aus seiner US-amerikanischen Sicht hält er die Klitschkos für überschätzt und verweist darauf, daß der Kampf der Weltmeister Wladimir Klitschko und David Haye nicht im Pay per View ausgestrahlt wurde. Das zeige doch, wie gering ihr Unterhaltungswert eingeschätzt werde. Im Grunde lieferten sie langweilige Auftritte mit Kontrahenten ab, die zu eingeschüchtert agierten, um sie ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen. Er selbst habe jedenfalls nicht die geringsten Probleme damit, wenn nötig nach Europa zu reisen und im Wohnzimmer des Gegners zu boxen. Wo immer ein Verband den Kampf ansetze, werde er zur Stelle sein, empfiehlt sich Amir Mansour selbstbewußt als künftiger Schrecken der etablierten Platzhirsche.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/amir-mansour-es-ist-nur-eine-frage-der-zeit-bis-einer-der-champions-gegen-mich-kaempfen-muss-11499

20. August 2011