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MELDUNG/620: Verband WBC führt Hopkins wieder als Weltmeister (SB)



Weltverband hält Einspruch des 46jährigen für begründet

Bernard Hopkins hat mit seinem Einspruch gegen die Wertung des Kampfs gegen Chad Dawson als Niederlage und den damit verbundenen Verlust des WBC-Titels im Halbschwergewicht einen ersten und zugleich bedeutenden Durchbruch erzielt. Der Weltverband erkennt die Entscheidung des Ringrichters und der kalifornischen Boxkommission, die den Kampf als technischen K.o. zugunsten Dawsons gewertet hatten, nicht an und stuft ihn statt dessen als technisches Unentschieden ein. Dieser Unterschied ist wesentlich für Hopkins, der damit weiterhin Weltmeister bleibt.

Laut Regel 32 des WBC ist ein Kampf mit einem technischen Unentschieden zu werten, wenn ein Boxer infolge einer unzulässigen Aktion vor der fünften Runde verletzt wird und nicht weitermachen kann. Sollte bereits die fünfte Runde angefangen haben, wird für eine technische Entscheidung der Stand auf den Punktezetteln zugrunde gelegt. Der Ringrichter hatte jedoch die entscheidende Aktion Dawsons in der zweiten Runde nicht moniert, so daß die Verletzung zu Lasten des Titelverteidigers ging.

In der fraglichen Szene hatte sich Chad Dawson zunächst tief abgeduckt, worauf sich Hopkins auf ihn lehnte. Beide Aktionen sind im Grunde nicht regelkonform, doch werden sie für gewöhnlich nur bei wiederholtem Auftreten vom Ringrichter moniert. Chad Dawson bäumte sich jedoch ruckartig auf und schleuderte Hopkins damit zu Boden, wo sich der Champion die Schulterverletzung zuzog. Diese ringerische Einlage hatte definitiv beim Boxen nichts zu suchen und dürfte allenfalls dann ohne Sanktionsfolgen bleiben, wenn sie unabsichtlich und in beiderseitiger Beteiligung der Hitze des Gefechts geschuldet gewesen wäre. Hopkins, der auf Grund seiner Verletzung nicht weiterboxen konnte, machte geltend, daß Dawson ihn regelwidrig niedergeworfen habe, weshalb der Kampf nicht gewertet werden dürfe. Ringrichter Pat Russell entschied jedoch auf technischen K.o. und sprach dem Pflichtherausforderer den Sieg zu.

Der Einspruch des Titelverteidigers war durchaus nachvollziehbar und wurde auch von seinem Promoter Golden Boy unterstützt, der seinerseits Protest gegen die Wertung vom 15. Oktober einlegte. Das ist zwar bei strittigen Ergebnissen Routine, doch bestanden im aktuellen Fall gute Aussichten, zumindest eine sorgfältige Prüfung zu erwirken. Die hat der in Mexiko ansässige Weltverband WBC vorgenommen, worauf er nach eingehender Sichtung der zur Verfügung gestellten Aufzeichnungen des Kampfabends in Los Angeles zu der eingangs genannten Auffassung gelangte.

Nun hofft WBC-Präsident José Sulaiman, daß die kalifornische Boxkommission die Entscheidung des Verbands anerkennt und ihr Urteil aufhebt. Am 13. Dezember soll bei einer Anhörung die Entscheidung fallen, ob die Niederlage des Titelverteidigers auch offiziell in ein Unentschieden umgewandelt wird. Bis dahin darf sich Bernard Hopkins zumindest wieder als Weltmeister fühlen. Ob es nach der endgültigen Klärung zu einer Revanche mit dem 17 Jahre jüngeren Chad Dawson kommt, ist derzeit natürlich noch völlig offen.

Bernard Hopkins ist der älteste Profiboxer, der je Weltmeister wurde. Am 21. Mai 2011 setzte er sich in Montreal im Alter von 46 Jahren, vier Monaten und sechs Tagen einstimmig nach Punkten gegen den kanadischen Lokalmatador Jean Pascal durch und nahm ihm damit den Gürtel des WBC im Halbschwergewicht ab. Zu einer Legende des Boxsports war Hopkins indessen schon lange zuvor geworden, da er vor Jahren die Titel der Verbände WBA, WBC, WBO und IBF im Mittelgewicht zusammengeführt hatte.


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Chambers sagt Kampf gegen Thompson verletzungsbedingt ab

Der für den 28. Oktober in Atlantic City geplante Ausscheidungskampf der IBF im Schwergewicht zwischen Eddie Chambers und Tony Thompson muß verschoben werden. Nachdem sich Chambers im Training eine Rückenverletzung zugezogen hatte, war die offizielle Absage für ihn unumgänglich. Eigenen Angaben zufolge hatte er zunächst versucht, das Problem mit Massagen zu beheben. Schließlich sei er doch zum Arzt gegangen, da er wegen der Zerrung im unteren Rückenbereich eine Pause benötige. Für einen Gegner wie Thompson müsse er bei voller Gesundheit sein. Nun hoffe er, daß der ausgefallene Kampf noch vor Ablauf des Jahres nachgeholt werden kann.

Promoter Dan Goossen, der beide Boxer vertritt, zeigte sich über die Absage enttäuscht und will nun das weitere Vorgehen der IBF abwarten. Wenngleich eine Neuansetzung des Kampfs naheliegt, könnte Thompson aber auch auf einen in der Rangliste hinter Chambers geführten Gegner treffen oder von der IBF ohne weitere Kämpfe zum neuen Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos ernannt werden.

22. Oktober 2011