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MELDUNG/758: Trainer Robert Garcia beflügelt Kelly Pavlik (SB)




Erfolgreiches Debüt für den früheren Weltmeister

Der Wechsel zu Trainer Robert Garcia, der auch Nonito Donaire und Brandon Rios unter seinen Fittichen hat, scheint Kelly Pavlik gutgetan zu haben. Der früher als weltbester Boxer des Mittelgewichts gehandelte US-Amerikaner aus Youngstown, Ohio, bot bei seinem ersten Auftritt unter neuer Regie eine überzeugende Leistung und ließ seinem Gegner Aaron Jaco keine Chance. Da es sich um keinen Titelkampf handelte, mußte man kein Limit einhalten und traf sich knapp oberhalb des Supermittelgewichts.

Der 29 Jahre alte Pavlik ging von Beginn an offensiv zur Sache und setzte seinen Gegner mit der linken Führhand und gefährlichen Haken unter Druck. Jaco hatte diesem Ansturm wenig entgegenzusetzen, wirkte frühzeitig überfordert und handelte sich kurz vor Ende der ersten Runde einen wuchtigen linken Haken ein, worauf er angezählt wurde. Der 35jährige erreichte die Pause, deren Erholungszeit jedoch nicht ausreichte, um seinem Gegner in besserer Verfassung Paroli zu bieten. Im zweiten Durchgang landete Jaco nach einem weiteren linken Haken auf den Brettern, wo er von Ringrichter John Schorle befragt wurde, ob er weitermachen wolle. Als der Boxer aus Florida dies klar verneinte, brach der Referee den Kampf ab und ersparte Aaron Jaco damit Schlimmeres.

Während für Kelly Pavlik dank dieses Erfolgs 38 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, hat Jaco 15 Auftritte gewonnen und drei verloren. Wenngleich dies ein gelungener Einstand in der Zusammenarbeit mit Robert Garcia war, handelte es sich offenkundig um keinen allzu harten Prüfstein für den früheren Champion. Pavlik wird aller Voraussicht nach im Juli bei Friday Night Fights erneut in den Ring stiegen und soll dabei im Supermittelgewicht antreten. Zumindest denkbar wäre auf längere Sicht aber auch eine Rückkehr ins Mittelgewicht, wo Pavlik vermutlich bessere Aussichten hätte, seinen früheren Leistungsstand zu erreichen, sofern ihn die Gewichtsreduzierung nicht zu viel Substanz kostet.

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Kevin Johnson besiegt Alex Leapai in Australien

Der US-amerikanische Schwergewichtler Kevin Johnson dürfte dem deutschen Boxpublikum noch aus seinem Kampf gegen Vitali Klitschko in schlechter Erinnerung sein. Damals entzog er sich dem Weltmeister durch unausgesetzte Flucht, die ihm allerdings zwölf Runden lang geschickt gelang, doch handelte er sich angesichts seines fast vollständigen Verzichts auf ernsthafte Angriffe herbe Kritik ein. Nun krönte der 32jährige eine Reise ins australische Queensland mit einem Sieg über den Lokalmatador Alex Leapai, der sich durch technischen K.o. in der neunten Runde geschlagen geben mußte. Johnson, der nun 26 Siege, eine Niederlage gegen Klitschko sowie ein Unentschieden vorzuweisen hat, konnte sich den australisch-asiatischen Titel der IBF sichern. Für Leapai stehen 25 gewonnene, vier verlorene sowie drei unentschieden beendete Auftritte zu Buche.

Der Lokalmatador eröffnete den Kampf mit energischen Attacken und legte es darauf an, bereits in den ersten beiden Runden die vorzeitige Entscheidung zu erzwingen. Damit konnte er Johnson, der über ausgezeichnete Defensivkünste verfügt, jedoch nicht ins Bockshorn jagen. Von seinem eigenen Ansturm erschöpft, mußte der Australier seinen Druck vermindern, so daß sein Gegner das Geschehen im dritten Durchgang unter Kontrolle bringen konnte. Von der fünfte Runde an setzte es dann vermehrt schwere Treffer für Leapai, bis er schließlich im neunten Durchgang an den Seilen festgenagelt und im Stehen angezählt wurde. Nun ließ Johnson nicht mehr locker, bearbeitete den Kontrahenten mit weiteren Schlägen und erzwang damit einen Abbruch. Dieser überlegen herausgeboxte Erfolg dürfte dem US-Amerikaner wieder die Tür zu Duellen mit prominenteren Gegnern öffnen.

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Europameister Eduard Gutknecht setzt sich durch

Europameister Eduard Gutknecht hat den Titel im Halbschwergewicht in Kiel erfolgreich verteidigt, doch konnte er sich gegen den Franzosen Tony Averlant nach zwölf umkämpften Runden nur knapp nach Punkten durchsetzen. Anfangs sah es nach einem überlegenen Auftritt des Gifhorners aus, der seinen Gegner kurz vor Ende der ersten Runde mit einem linken Haken gegen die Schläfe zu Boden schickte. Averlant kam jedoch wieder auf die Beine und rettete sich vor dem nachsetzenden Gutknecht in die Pause. Wenngleich die Gelegenheit zu einer frühen Entscheidung damit ungenutzt verstrichen war und der Franzose in der Folge mithalten konnte, war es doch der Gifhorner, der die Kontrolle behielt und einem sicheren Sieg entgegenzusteuern schien.

Von der achten Runde an wendete sich jedoch das Blatt, da sich der Herausforderer immer besser in Szene setzte. Trainer Ulli Wegner ermahnte seinen Schützling eindringlich, dem Gegner nicht so viel Spielraum zu lassen, doch fehlten Gutknecht in dieser Phase die Mittel, den Druck des Franzosen zu bremsen. Nachdem beide Boxer in der letzten Runde noch einmal alles gegeben hatten, erwarteten beide Ecken mit Spannung und Besorgnis das Urteil der Punktrichter. Das fiel dann auch denkbar knapp aus, da zwei den Gifhorner in Führung sahen, während der dritte Averlant den Zuschlag gegeben hatte.

Damit blieb Eduard Gutknecht Europameister und verbesserte seine Bilanz auf 24 Siege bei einer Niederlage. Für Tony Averlant, der sich wesentlich besser als erwartet gehalten hatte, werden nun 17 gewonnene, sechs verlorene und zwei unentschieden beendete Kämpfe notiert. Der 29 Jahre alte Gifhorner hatte nach zwei überzeugenden Titelverteidigungen diesmal beträchtliche Probleme, den Gürtel zu behalten, und muß sich bei seinen kommenden Auftritten deutlich steigern, will er sich für einen Kampf um die Weltmeisterschaft ins Gespräch bringen.

3.‍ ‍April 2012