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MELDUNG/769: An ambitionierten Rivalinnen fehlt es Susianna Kentikian nicht (SB)




Ungeschlagene Weltmeisterin boxt Mitte Mai in Frankfurt/Oder

Susianna Kentikian verteidigt ihre Titel am 16. Mai in Frankfurt an der Oder. Die in 29 Profikämpfen ungeschlagene Weltmeisterin der Verbände WIBF, WBA und WBO im Fliegengewicht war in dieser Stadt schon einmal zu Gast, als sie am 21. Oktober 2011 Teeraporn Pannimit einstimmig nach Punkten besiegte. Wie die 24jährige im Rahmen der Ankündigung ihres nächsten Auftritts sagte, habe Frankfurt wundervolle Boxfans. Daher freue sie sich auf die Brandenburg-Halle und das begeisterungsfähige Publikum. Dies sei ein Austragungsort, an dem sie sich einfach wohlfühle.

Die 19 Jahre alte Gegnerin aus Thailand war WBO-Weltmeisterin im zwei Klassen niedrigeren Minifliegengewicht und trat mit einer Bilanz von 14‍ ‍Siegen und drei Niederlagen an. Susianna Kentikian hatte eine in sportlicher Hinsicht schwierige Zeit hinter sich, die mit der ungewissen Zukunft des Universum-Boxstalls zusammenhing. Anfang März 2011‍ ‍stellte sie ihr Buch vor, in dem sie unter dem Titel "Mir wird nichts geschenkt" auf 270 Seiten ihren Aufstieg von der Asylantin zur Boxweltmeisterin schildert. Zudem war sie für die Organisation Lebensbaum für Armenien e.V. aktiv und hatte in der Werbung Fuß gefaßt.

Nach acht Monaten Pause bekam sie am 26. März 2011 endlich wieder Gelegenheit, ihr Können im Ring unter Beweis zu stellen. Vor rund 600 Zuschauern im ausverkauften Gym der Hamburger Universum Box-Promotion verteidigte sie ihre Titel gegen die Mexikanerin Ana Arrazola, die ihr an Erfahrung ebenbürtig war und im Juniorfliegengewicht zweimal um die Weltmeisterschaft gekämpft, jedoch in beiden Fällen verloren hatte. Susianna Kentikian zeigte sich in ausgezeichneter Verfassung, dominierte den Kampf und gewann einstimmig nach Punkten. Wenngleich ihr der erhoffte vorzeitige Erfolg versagt geblieben war, konnte sie mit ihrer Rückkehr nach der Zwangspause zufrieden sein.

Zufrieden war auch Promoter Ulf Steinforth, dessen SES-Boxstall Susianna Kentikian vier Tage zuvor von Universum übernommen hatte. Das Frauenboxen sei nicht tot und Susi könne eine Galionsfigur sein, unterstrich Steinforth, der eine Reihe erstklassiger Boxerinnen unter Vertrag hat. Der Wechsel zu SES war bereits geraume Zeit zuvor vereinbart worden. Das Verhältnis der beiden Boxställe gilt seit jeher als freundschaftlich, zumal sie in der Vergangenheit des öfteren bei der Präsentation ihrer Akteure zusammengearbeitet hatten.

Die Überlegenheit der Hamburgerin war vor 3.000 Zuschauern in der Brandenburg-Halle so drückend, daß alle drei Punktrichter jede einzelne Runde zu ihren Gunsten werteten. Damit blieb die Weltmeisterin aus dem Magdeburger Boxstall SES weiter ungeschlagen und hatte 15 Titelverteidigungen überstanden. Wie Susianna Kentikian nach ihrem souveränen Erfolg sagte, wären Rückkämpfe gegen gefährliche Gegnerinnen wie Nadja Raoui oder Arely Mucino attraktiv. Darüber hinaus träume sie auch von einem Auftritt in den USA. Fernziel seien die Olympischen Spiele 2016, sofern Profiboxerinnen bis dahin zugelassen sind. Nadja Raoui kämpfte am 24. April 2010 in Hamburg gegen die Weltmeisterin und unterlag umstritten nach Punkten. Erst vor wenigen Tagen verlieh sie ihrer Hoffnung Ausdruck, noch vor Ende des Jahres die Chance zur Revanche gegen Susianna Kentikian zu bekommen. Sie wolle beweisen, daß sie bei ihrer ersten Begegnung in der Tat vom Kampfgericht benachteiligt worden sei und zu Unrecht verloren habe.

In einem Vorkampf der Veranstaltung in Frankfurt an der Oder wird der ungeschlagene Schwergewichtler Francesco Pianeta zu sehen sein, der 25 Auftritte gewonnen und einen unentschieden beendet hat. Er bestreitet einen Kampf über zehn Runden, wobei sein Gegner noch nicht feststeht. Zudem steigen der in sechs Kämpfen unbesiegte Halbschwergewichtler Dominic Bösel sowie Tommy Altmann und Sergio Vartanov in den Ring.

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Robert Stieglitz vom Pech verfolgt

Robert Stieglitz, WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht aus Magdeburg, bleibt vom Pech verfolgt. Nachdem das in Aussicht gestellte Duell mit Mikkel Kessler mangels Interesse des dänischen Exweltmeisters geplatzt war, hat nun auch George Groves verletzungsbedingt abgesagt. Wie der britische Pflichtherausforderer mitteilte, könne er zu seinem Leidwesen am 5. Mai nicht antreten, da er sich in der Vorbereitung für diesen Kampf eine Verletzung zugezogen habe. Nach anfänglichen Versuchen, das Training möglichst schnell wieder aufzunehmen, habe sich alsbald abgezeichnet, daß der Rückstand in der verbliebenen Frist nicht mehr wettzumachen sei.

Er sei zutiefst enttäuscht und bedauere diese Entwicklung für sich selbst wie auch alle anderen, die davon unmittelbar betroffen sind. Nach der schwersten Entscheidung seiner gesamten Karriere könne er nur hoffen, daß aufgeschoben nicht aufgehoben sei. Ob Robert Stieglitz, der 41 Siege und zwei Niederlagen auf dem sportlichen Konto hat, trotz der Absage des Briten bei der Veranstaltung des Sauerland-Boxstalls am 5.‍ ‍Mai in Erfurt im Ring zu sehen sein wird, ist gegenwärtig noch offen.

18.‍ ‍April 2012