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MELDUNG/779: Bernard Hopkins von Chad Dawson entthront (SB)




WBC-Titel im Halbschwergewicht wechselt den Besitzer

Der US-Amerikaner Chad Dawson ist neuer Weltmeister des Verbands WBC im Halbschwergewicht. In Atlantic City besiegte der 29jährige den 18 Jahre älteren Titelverteidiger Bernard Hopkins in einer Revanche klar nach Punkten (114:114, 117:111, 117:111) und verbesserte damit seine Bilanz auf 31 Siege und eine Niederlage. Für den als Champion entthronten Hopkins stehen nunmehr 52 gewonnene, sechs verlorene und zwei unentschieden beendete Auftritte zu Buche.

In der Anfangsphase gingen beide Boxer recht vorsichtig zu Werke und waren sichtlich darauf bedacht, sich keinen frühzeitigen Zufallstreffer einzuhandeln. Während Dawson in der ersten Runde etwas aktiver wirkte, brachte Hopkins in der zweiten einige Konter ins Ziel. Nach einem insgesamt ausgeglichenen dritten Durchgang trug der Herausforderer im vierten bei einem Zusammenstoß mit Hopkins eine tiefe Rißwunde neben dem linken Auges davon. Dawson reklamierte vergeblich einen absichtlichen Kopfstoß und wirkte danach einige Zeit irritiert, doch brachten seine Betreuer in der Pause die Blutung unter Kontrolle, die keine weiteren Auswirkungen auf den Kampfverlauf haben sollte.

In der Folge gewann Dawson zunehmend die Oberhand, wobei er den vorstoßenden Hopkins des öfteren mit seinem Uppercut traf und zudem die linke Gerade wirksam einzusetzen verstand. Gegen Ende der fünften Runde stürzte Hopkins bei einem Geschiebe beinahe aus dem Ring, konnte sich aber im letzten Augenblick an den Seilen festhalten. War der Kampf bis dahin nicht allzu turbulent verlaufen, so erhöhte Dawson in der achten Runde den Druck, um den wesentlich älteren Gegner zu zermürben. Hopkins verpaßte ihm jedoch einen weiteren Cut, dieses Mal über dem rechten Auge.

Dawson war gewarnt und hielt den Gegner fortan recht gut auf Distanz, wobei er seine technischen Qualitäten ausspielen konnte. Hopkins wirkte zunehmend ratlos, da er offensichtlich kein Mittel fand, dem Kontrahenten wirksam zuzusetzen. Um das Blatt doch noch zu wenden, ging er im elften Durchgang in die Offensive und riß Dawson im Clinch zu Boden, was beide jedoch gut überstanden. Die zwölfte und letzte Runde ging mit viel Klammern und Schieben über die Bühne, wobei der Herausforderer die klareren Treffer ins Ziel brachte.

Nachdem der Schlußgong ertönt war, hatten die Zuschauer einen insgesamt nicht gerade mitreißenden Kampf gesehen, der jedoch im Unterschied zur ersten Begegnung der Kontrahenten wenigstens eindeutig ausgegangen war. Wenngleich Punktrichter Luis Rivera aus nicht nachvollziehbaren Gründen 114:114 notiert hatte, rückten seine Kollegen Dick Flaherty und Steve Weisfeld mit jeweils 117:111 zugunsten Dawsons das Urteil wieder gerade.

Bernard Hopkins gab nach dem für ihn enttäuschenden Ausgang des Kampfs keine Stellungnahme ab. Angesichts seines Alters steht nach der deutlichsten Niederlage seit langem wieder einmal die Frage im Raum, ob er seine Karriere nun beenden wird. Chad Dawson attestierte im Interview mit dem Sender HBO seinem Gegner einen guten Kampf und wünschte ihm den verdienten Einzug in die Hall of Fame. Allerdings arbeite Hopkins mit vielen schmutzigen Tricks und sei vom Ringrichter nicht ein einziges Mal dafür ermahnt worden. Ihm selbst brumme immer noch der Schädel von den vielen Kopfstößen, die ihm sein Gegner verpaßt habe. Sein nächster Wunschgegner sei Andre Ward, zu dem er im Zweifelsfall ins Supermittelgewicht hinuntergehen würde. Man könne aber auch im Halbschwergewicht aufeinandertreffen oder sich auf ein freiwilliges Gewichtslimit einigen.

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Seth Mitchell besiegt Chazz Witherspoon in der dritten Runde

Im Vorprogramm der Veranstaltung in Atlantic City lieferten die beiden US-amerikanischen Schwergewichtler Seth Mitchell und Chazz Witherspoon einander einen kurzen, aber turbulenten Kampf, der bereits in der dritten Runde endete. Mitchell, der als einer der raren Hoffnungsträger der USA in der Königsklasse gilt und sich großer Beliebtheit erfreut, war bereits in der ersten Runde schwer angeschlagen. Er stellte jedoch seine Nehmerqualitäten unter Beweis und fand im zweiten Durchgang in den Kampf zurück, indem er seinen Gegner vor allem mit Körpertreffern traktierte.

In der dritten Runde kam es zum offenen Schlagabtausch, der zugunsten Mitchells ausging. Er schickte Witherspoon mit einem linken Haken zu Boden, und als sich dieser noch einmal aufraffte, folgten zwei rechte Geraden, die ihn in die Seile taumeln ließen. Dort zählte ihn Ringrichter Randy Neumann zunächst an, doch da er verteidigungsunfähig wirkte, erklärte der Referee den Kampf für beendet. Mit diesem Erfolg verbesserte Seth Mitchell seine Bilanz auf 25 Siege und ein Unentschieden, während für Chazz Witherspoon nun 30 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche stehen. Mitchell wird bereits als möglicher Herausforderer der Klitschkos gehandelt, doch wäre er gut beraten, zuvor noch Erfahrungen zu sammeln.

30.‍ ‍April 2012