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MELDUNG/857: Universum-Boxstall stellt neuen Cheftrainer vor (SB)




Auf Michael Timm folgt Anthony Brooks

Noch haben sich die Wogen im Streit um Finanzen und Zukunft der Hamburger Universum Box-Promotion nicht geglättet. Zwischen dem früheren Universum-Chef Klaus-Peter Kohl und dem vor gut einem Jahr als neuen Geschäftsführer des Profiboxstalls vorgestellten Waldemar Kluch scheint das Tischtuch zerschnitten zu sein. Die beiden führen einen Rechtsstreit miteinander, in dem es um die Modalitäten der Geschäftsübergabe geht. Da der 68jährige Vorbesitzer Kohl erst nach Beratung mit seinem Anwalt Peter Wulf zu allen Vorwürfen Stellung nehmen will, steht bislang die Version Kluchs allein im Raum, der sich mehrfach öffentlich zur Situation geäußert hat.

Wie dessen Anwalt Olaf Dahlmann mitteilte, fühle sich sein Mandant im Rahmen der Abwicklung der Geschäftsübergabe von Kohl betrogen. Kluch selbst erklärte dazu, Kohl und sein Schwiegersohn Dietmar Poszwa hätten über Jahre unprofessionell gearbeitet. Er selbst habe leider ein Jahr gebraucht, um das zu begreifen: "Ich habe Kohl zu lange vertraut", so der 63jährige. Er wirft dem Universum-Gründer vor, ihm wichtige Wirtschaftsdaten vorenthalten zu haben. Zudem seien nach der Geschäftsübergabe fünfstellige Summen vom Geschäftskonto überwiesen worden. Zuletzt habe Kohl sogar versucht, den Schwergewichtler Denis Boitsow an den US-Promoter Golden Boy zu verkaufen. Der Russe hat inzwischen einen neuen Vertrag mit Universum geschlossen.

Kluch argumentiert, er habe zwei Millionen Euro an Darlehen in das Unternehmen investiert und sei nicht bereit, weiter ins Risiko zu gehen, bis die Geschäftsübernahme perfekt ist. Während er sich weigert, die letzte Rate der vereinbarten Kaufsumme zu zahlen, besteht Kohl auf den vollen Betrag. Sobald ein juristischer Schlußstrich unter die Geschäftsübergabe gezogen ist, will Kluch die ausstehenden Börsen bezahlen, auf die mehrere Boxer seit Monaten warten. Außerdem sollen neue Trainer, drei neue Boxer und ein Fernsehpartner präsentiert werden. Kluch will in Zukunft vor allem auf junge Sportler setzen. Es herrsche bislang ein Ungleichgewicht, was das Alter und die Perspektive der Boxer angeht. Man werde künftig stärker in Talente investieren und diese langsam aufbauen. Nach den Olympischen Spielen von London könne man seines Erachtens den einen oder anderen Neuzugang vorstellen.

Ruslan Tschagajew, der die Universum Box-Promotion im Zuge einer einvernehmlichen Trennung verläßt und künftig als freier Agent sein Geld verdienen will, muß noch einen vertraglich vereinbarten letzten Kampf für Universum bestreiten. Dieser soll auf einer für September geplanten Veranstaltung in Moskau über die Bühne gehen. Der Usbeke war während seiner neun Jahre bei Universum einer der wichtigsten Akteure des Boxstalls, für den er 25 Kämpfe bestritten hat. Sein größter Erfolg war der Sieg über den bis dahin ungeschlagenen Russen Nikolai Walujew im Jahr 2007, den er damit als WBA-Weltmeister im Schwergewicht entthronte. Diesen Titel konnte Ruslan Tschagajew in der Folge zweimal erfolgreich verteidigen. Die besten Momente seiner Karriere habe er Universum zu verdanken. Er wünsche dem Unternehmen und seinen Kollegen alles Gute für die Zukunft, so Tschagajew.

Während Cheftrainer Michael Timm den Hamburger Boxstall zum 1. August verlassen hat, um künftig am Leistungsstützpunkt Schwerin wieder im Amateurbereich tätig zu sein, hat Universum einen Nachfolger gefunden. Waldemar Kluch stellte den in Washington geborenen Anthony Brooks vor, der früher im Amateur- und Profibereich geboxt und nach seiner aktiven Zeit in den USA und in Deutschland diverse Amateure und Profis trainiert hat. Brooks soll sich vor allem um die Boxer vom Mittelgewicht bis zum Schwergewicht kümmern, während für die leichteren Gewichtsklassen ein zweiter Trainer verpflichtet wird.

Kluch stellte Tony Brooks als exzellenten Trainer mit einer überragenden Fachkompetenz vor. Für nicht minder wichtig halte er jedoch, daß der Amerikaner ein großartiger, sympathischer Mensch und ein akribischer Arbeiter sei. Bei ihm stünden Disziplin und das Team an erster Stelle. "Wer nicht macht, was der Trainer sagt, der verliert den Kampf", gab Brooks sein Motto zum Besten. Boxer, Trainer und Mitarbeiter im Büro müßten alle an einem Strang ziehen. Dann werde Universum schneller wieder oben anklopfen als manche glaubten. Möglich sei das jedoch nur mit Disziplin, Willen und als geschlossene Einheit. Bei den ersten Übungseinheiten im neuen Umfeld steht ihm der langjährige Universum-Assistenztrainer Artur Grigorian zur Seite.

2. August 2012