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MELDUNG/862: Neuer Anschub gesucht - Wechselt Amir Khan den Trainer? (SB)




Nach der Niederlage gegen Garcia offen für Veränderungen

Am 14. Juli wartete das Boxjahr 2012 mit seiner bislang größten Überraschung auf. Im Kampf zweier Weltmeister im Halbweltergewicht zwischen dem favorisierten WBA-Champion Amir Khan aus England und dem 24jährigen WBC-Titelträger Danny Garcia mußte sich der Brite geschlagen geben. Ein Glückstreffer führte die Entscheidung in diesem Duell herbei, in dem Khan seinen Anspruch unterstreichen wollte, der führende Akteur seiner Gewichtsklasse zu sein. Zweieinhalb Runden lang hatte der Brite seinen Gegner in jeder Hinsicht dominiert, dann stellte ein einziger Schlag in der dritten Runde den Kampfverlauf auf den Kopf.

Khan eröffnete das Gefecht mit einer Offensive und bearbeitete seinen Gegner mit linken Haken und rechten Geraden, denen der US-Amerikaner zunächst nichts entgegenzusetzen hatte. Garcia war einfach nicht schnell genug, um seinerseits Treffer zu landen. Bereits in der zweiten Runde war er deutlich gezeichnet und wurde von einer blutenden Rißwunde unter dem rechten Auge beeinträchtigt. Auch im dritten Durchgang zeigte sich zunächst dasselbe Bild, da der klar überlegene Brite schalten und walten konnte, während der Amerikaner zahlreiche Treffer wegstecken mußte. Mitten in einem weiteren Schlagabtausch wurde der 25 Jahre alte Khan jedoch plötzlich von einem linken Haken getroffen, der ihn auf die Bretter schickte. Der Ringrichter zählte ihn ungewöhnlich lange an, worauf sich der Brite sichtlich angeschlagen in die Pause retten konnte.

Nach wie vor geschwächt ging Amir Khan gleich zu Beginn der vierten Runde nach zwei weiteren Treffern erneut zu Boden. Dennoch raffte er sich wieder auf und lieferte seinem Gegner ein offenes Gefecht, in dem er jedoch wesentlich mehr einstecken mußte als der Amerikaner. Kurz vor Ende der Runde schickte Garcia den Briten zum dritten Mal auf die Bretter. Auch diesmal kam Khan wieder auf die Beine, doch nahm ihn der Referee nun aus dem Kampf.

Dank dieses unerwarteten Erfolgs blieb Danny Garcia in 24 Kämpfen ungeschlagen und gewann zu seinem eigenen Gürtel die Trophäe der WBA hinzu. Amir Khan, der 26 Auftritte gewonnen, nun aber bereits drei verloren hat, sah sich mit einem herben Rückschlag konfrontiert. Zuvor war er bei der knappen Niederlage gegen Lamont Peterson allerdings klar benachteiligt worden und bekam den Gürtel später zurück, da sein Gegner positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden war. Nach zwei verlorenen Kämpfen in Folge muß er sich jedoch Gedanken darüber machen, was grundsätzlich zu verbessern sei, um die Felle nicht endgültig wegschwimmen zu lassen.

Der 25 Jahre alte Brite zeigt sich in dieser Situation offen für Veränderungen, die ihn wieder auf den gewünschten Kurs bringen könnten, und schließt selbst eine Trennung von seinem langjährigen Trainer Freddie Roach nicht mehr aus. Dieser gilt zwar als anerkannter Experte seines Fachs, setzt aber seine Arbeit mit dem Philippiner Manny Pacquiao eindeutig an erste Stelle, was Amir Khan stets mißfallen hat. Da der Brite ungeachtet seiner Niederlagen als außerordentlich talentiert gilt, fehlt es nicht an anderen Trainern, die ihm nun ihre Zusammenarbeit anbieten. Viele hätten sich seit dem Kampf gegen Danny Garcia bei ihm gemeldet und versichert, sie könnten einen unbesiegbaren Kämpfer aus ihm machen, berichtet Khan. Der namhafteste von ihnen sei Emanuel Steward gewesen. Da er vor einer wichtigen Entscheidung stehe, wolle er sich dafür Zeit nehmen. Vorerst arbeite er weiter mit Freddie Roach zusammen, doch könne sich das kurzfristig ändern.

Amir Khan gilt als Halbweltergewichtler von Weltklasse, der mit hervorragenden offensiven Qualitäten aufwarten kann. Schwächen zeigt er jedoch mitunter in der Deckungsarbeit, wie nicht nur die jüngste Niederlage gegen Danny Garcia belegt hat. Der Brite ist sich bewußt, daß er beides braucht, um zu den weltbesten Boxern zu gehören. Er müsse künftig vieles verändern und daher sorgsam überlegen, welcher Trainer ihm in dieser speziellen Anforderungslage am besten helfen kann, meint Khan.

Emanuel Steward, der offenbar Interesse an einer Zusammenarbeit mit Amir Khan hat, wäre vermutlich in der Lage, mit den Problemen des Briten umzugehen. Der 68 Jahre alte Trainer des traditionsreichen Kronk Gym in Detroit hat schon etliche hochgewachsene Boxer mit Schwächen in der Defensive - allen voran Lennox Lewis und Wladimir Klitschko - zu unangefochtenen Champions geformt. Allerdings müßte sich Khan damit abfinden, auch bei Steward die zweite Geige zu spielen, für den der Schwergewichtsweltmeister aus der Ukraine an erster Stelle der Aufmerksamkeit steht.

7. August 2012