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MELDUNG/941: Prüfstein für Tyson Fury - In Belfast gegen Kevin Johnson (SB)




Britischer Schwergewichtler braucht inzwischen namhafte Gegner

Der in 19 Profikämpfen ungeschlagene britische Schwergewichtler Tyson Fury steigt am 1. Dezember in Belfast mit einem namhaften Gegner in den Ring. Nach der Absage des Russen Denis Boitsow von der Hamburger Universum Box-Promotion, für den dieser Kampf angesichts seines aktuellen Trainingsstands offenbar zu früh gekommen wäre, hat Promoter Mick Hennessy den US-Amerikaner Kevin Johnson verpflichtet, für den 28 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen. Das größte Pfund, mit dem der 33jährige Johnson wuchern kann, ist sein Gang über volle zwölf Runden mit WBC-Weltmeister Vitali Klitschko im Dezember 2009. Der US-Amerikaner begnügte sich damals weitgehend mit der Flucht, so daß er unmöglich gewinnen konnte, aber auch nicht entscheidend getroffen wurde und nach einer recht öden Darbietung klar nach Punkten unterlag.

Diese Strategie sollte der 1,91 m große Amerikaner mit der bemerkenswerten Reichweite von 2,08 m gegen Tyson Fury eigentlich nicht nötig haben, so daß ein attraktiverer Auftritt als jener mit Klitschko zu erwarten ist. Nach der Niederlage gegen den Ukrainer setzte sich Johnson mit einem beachtlichen Sieg über Alex Leapai in Australien erfolgreich in Szene, doch unterlag er im Finale des Prizefighter-Turniers unerwartet Tor Hamer.

Mick Hennessy stellt Kevin Johnsons Licht nicht unter den Scheffel und charakterisiert ihn als einen Boxer, der schon alles erlebt habe, einen erneuten Titelkampf anstrebe und sich mit einem Sieg gegen Fury als ernstzunehmender Anwärter empfehlen wolle. Der Amerikaner habe mehrfach angefragt und das Angebot sofort angenommen. Seine Erfahrung mache ihn zu einem gefährlichen Gegner, zumal er noch nie vorzeitig verloren habe. Auch verfüge er über enorme Schlagwirkung, weshalb Fury auf der Hut sein müsse. Sein Schützling sei jedoch der beste Schwergewichtler der Welt und werde das erneut unter Beweis stellen, wenn er mit Johnson im Ring stehe, überzeichnet Hennessy die Qualitäten Tyson Furys, da lautes Klappern nun einmal zum Geschäft eines Promoters gehört.

Fury selbst, der bereits laut darüber nachgedacht hat, daß man ihm womöglich Fallobst vorsetzen werde, zeigt sich sehr zufrieden mit der Wahl dieses Gegners. Johnson sei genau das, was er in der aktuellen Phase seines Aufstiegs brauche: "Wir wollten einen Weltklasse-Fighter, und jetzt haben wir ihn." Er werde den Amerikaner auseinandernehmen und die Welt aufhorchen lassen. Im Unterschied zu anderen britischen Schwergewichtlern hole er sich seine Gegner nicht vom Friedhof und kämpfe nicht gegen Leute, die ihre beste Zeit schon lange hinter sich haben. Er messe sich mit Kevin Johnson, der im Kampf um die Weltmeisterschaft mit Vitali Klitschko über zwölf Runden gegangen sei, was nur wenige von sich sagen können. Indem er Johnson vorführen und auf die Bretter schicken werde, rücke er mit diesem klaren Signal einem Kampf gegen die Klitschkos näher.

Seinerseits nicht mundfaul, wenn es der Werbung in eigener Sache dient, kündigt Johnson ein Duell des besten amerikanischen gegen den besten britischen Schwergewichtler an. Er ziehe den Hut vor Fury, daß dieser der Gefahr nicht aus dem Weg gehe. Er freue sich darauf, im wichtigsten Kampf seit der Begegnung mit Vitali Klitschko den Zuschauern eine explosive und aufregende Darbietung garantieren zu können. Tyson sei zwar ein ausgezeichneter Kämpfer, doch habe er noch nie einen Boxer wie ihn aus der Nähe gesehen. Kevin Johnson sei nicht Dereck Chisora oder Neven Pajkic, sondern auf der Mission, den Schwergewichtstitel zu holen, und Tyson stehe ihm dabei im Weg. Wie verhängnisvoll das ist, werde der Brite bald am eigenen Leib erfahren.

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Mariusz Wachs Standfestigkeit erstaunt Johnathon Banks

Mariusz Wach war weitgehend chancenlos gegen Wladimir Klitschko und hat den Titelkampf in Hamburg klar nach Punkten verloren, doch überraschte er durch eine bemerkenswerte Standfestigkeit. Auch der Interimstrainer des Weltmeisters, Johnathon Banks, mochte kaum glauben, daß der Herausforderer selbst die härtesten Treffer wegstecken konnte und kaum Schlagwirkung erkennen ließ. Wie Banks berichtet, habe er aus nächster Nähe gesehen, daß Wladimir seinen Gegner mehrfach voll getroffen habe, ohne daß der Pole zu Boden gegangen sei.

Zwar habe Wach zuvor angekündigt, daß er bestens vorbereitet sei und zwölf Runden mit dem Champion durchstehen werde, doch habe keiner damit gerechnet, daß er derart schwere Treffer überstehen könne. Sollte Wach weiterhin mit derselben Zielstrebigkeit kämpfen, werde man in Zukunft noch viel von ihm hören. Gefährlich geworden sei er Klitschko auch mit seinem einzigen Wirkungstreffer in der fünften Runde nicht. Der Weltmeister habe den gesamten Kampf unter Kontrolle und keinerlei Probleme gehabt.

Wie lange der 30 Jahre alte Banks noch in Wladimir Klitschkos Ecke stehen wird, ist vorerst ungewiß. Am 17. November steigt der US-Amerikaner selbst in den Ring, um einen Ausscheidungskampf des WBC gegen seinen Landsmann Seth Mitchell zu bestreiten. Da dem Sieger ein Kampf gegen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko winkt, stünde Johnathon Banks im Falle eines Erfolgs ein Interessenkonflikt ins Haus.

13. November 2012