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MELDUNG/1042: Robert Stieglitz sinnt auf Revanche (SB)


Magdeburger will sich den Gürtel von Abraham zurückholen


Plakat zum Kampf Abraham gegen Stieglitz - Foto: © by SES - Sport Events Steinforth

Foto: © by SES - Sport Events Steinforth

Am 23. März kommt es in Magdeburg zu der mit Spannung erwarteten Revanche zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz. Der 32 Jahre alte Abraham hatte Stieglitz am 25. August 2012 in der Berliner O2 World über zwölf Runden einstimmig nach Punkten besiegt (116:112, 116:112, 115:113) und damit als Weltmeister der WBO im Supermittelgewicht entthront. Hatte man damals erwartet, daß der Berliner dieses Duell nur durch einen Niederschlag für sich entscheiden könnte, während der Titelverteidiger bei einem Gang über die volle Distanz die besseren Karten hätte, stellte der Kampfverlauf diese Prognose auf den Kopf. Zur Freude seines Trainers Ulli Wegner wartete Abraham mit einer taktisch disziplinierten Vorgehensweise auf und setzte nicht auf den alles entscheidenden Volltreffer. Wie Stieglitz später selbstkritisch einräumte, sei er unter seinen Möglichkeiten geblieben und habe wie gehemmt keine Mittel gefunden, die Strategie seines Gegners zu durchkreuzen.

Bei der zweiten Begegnung der Kontrahenten hat Robert Stieglitz den Heimvorteil auf seiner Seite. Fest entschlossen, sich den nur "verliehenen" Gürtel zurückzuholen, will er diesmal entschiedener zu Werke gehen, seine technischen Qualitäten ausspielen und den Vorgänger in die Schranken weisen. Ulli Wegner hat zwar vor einiger Zeit angekündigt, er werde seinen Schützling beim Rückkampf nicht mehr bremsen und ihm freie Hand für einen Niederschlag geben, doch ist das letzte Wort in beiden Lagern mit Sicherheit noch nicht gesprochen. Die Frage, welche taktischen Finessen und Überraschungsmomente man sich beiderseits einfallen läßt, macht den besonderen Reiz dieses hochkarätigen Kräftemessens zweier deutscher Boxer aus.

Für Arthur Abraham, der seinen Titel am 15. Dezember in der Nürnberger Arena erfolgreich gegen den Franzosen Mehdi Bouadla verteidigt hat, der nach schweren Treffern in der achten Runde aus dem Kampf genommen wurde, stehen 36 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Ebenfalls drei Auftritte verloren hat auch Robert Stieglitz, der bereits 43 Gegnern das Nachsehen geben konnte. Der Magdeburger steht seit Februar 2001 beim ortsansässigen SES-Boxstall unter Vertrag und hatte sich durch eine Reihe von Siegen gegen wenig bekannte Gegner in der IBF-Rangliste nach oben gearbeitet. Am 3. Dezember 2005 gewann er einen Ausscheidungskampf gegen den Kolumbianer Alejandro Berrio, wodurch er Pflichtherausforderer des Walisers Joe Calzaghe wurde, der die Gürtel der WBO und IBF in seinem Besitz hatte. Der als weltbester Supermittelgewichtler gehandelte Champion zeigte jedoch kein Interesse an Stieglitz und zog lukrativere Auftritte vor. So wurde der Titel der IBF vakant, und der Magdeburger bekam die Gelegenheit, wiederum gegen Alejandro Berrio um die Trophäe des Weltmeisters zu kämpfen. Am 3. März 2007 unterlag er dem Kolumbianer in Rostock durch technischen K.o. in der dritten Runde.

Robert Stieglitz im Portrait - Foto: © by SES - Sport Events Steinforth

Den Gürtel nur vorübergehend verliehen?
Foto: © by SES - Sport Events Steinforth

Unter seinem neuen Trainer Torsten Schmitz brachte es Stieglitz nach zwei gewonnenen Aufbaukämpfen zu einer erneuten Ausscheidung bei der IBF, deren Sieger die Herausforderung des Weltmeisters winkte. Die Reise in die USA, wo er am 22. März 2008 auf den Mexikaner Librado Andrade traf, endete jedoch mit einer Niederlage in der achten Runde. Wieder hieß es neuen Anlauf nehmen, bis Robert Stieglitz schließlich am 22. August 2009 in Budapest gegen den ungarischen WBO-Weltmeister Károly Balzsay antrat, den er in der elften Runde besiegte. Damit war er nach Max Schmeling, Ralf Rocchigiani und Markus Beyer der vierte deutsche Boxer, der im Ausland Weltmeister wurde. Es folgten Siege gegen den Argentinier Ruben Acosta im Januar 2010 in Magdeburg und den Pflichtherausforderer Eduard Gutknecht am 17. April 2010. Im November scheiterte Enrique Ornelas und am 9. April 2011 der Armenier Khoren Gevor an dem Champion. Gevor, der für den verletzten WBA-Titelträger Dimitri Sartison eingesprungen war, wurde nach diversen unsauberen Aktionen von Ringrichter Manfred Küchler disqualifiziert, worauf er den Referee angriff und aus der Halle geführt werden mußte.

Wie vor ihm schon der legendäre Joe Calzaghe war auch der ehemalige WBA- und WBC-Weltmeister Mikkel Kessler nicht geneigt, mit dem international nach wie vor wenig bekannten Stieglitz in den Ring zu steigen. Ein für den 5. November 2011 im Kopenhagener Parken-Stadion geplanter Kampf wurde wegen einer Handverletzung des Dänen zunächst auf den 14. April 2012 verschoben und Anfang März schließlich ganz abgesagt. Auch ein Duell mit dem Briten George Groves kam nicht zustande. Stieglitz hatte unterdessen den jungen Henry Weber besiegt und wies am 5. Mai 2012 auch den Australier Nader Hamdan in die Schranken. Am 25. August kam es dann vor 10.000 Zuschauern in Berlin zum Kampf gegen Arthur Abraham, der die Regentschaft des Magdeburgers beendete - nur vorübergehend, wie Robert Stieglitz nun betont.

10. März 2013