Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1072: Kubanische Boxschule dominiert philippinische Angriffswucht (SB)




Guillermo Rigondeaux gewinnt Vereinigungskampf gegen Nonito Donaire

Promoter Bob Arum griff nach der Niederlage Nonito Donaires gegen Guillermo Rigondeaux in New York zu folgender Erklärung: Der Philippiner habe beträchtliche Probleme gehabt, das geforderte Limit einzuhalten. Die Gewichtsreduktion sei offenbar der Grund, warum Donaire keine überzeugende Leistung geboten und nicht so dynamisch geboxt habe, wie man dies von ihm kenne. Auszuschließen ist dieser Erklärungsansatz nicht, zieht doch exzessives Abkochen erfahrungsgemäß konditionelle Probleme nach sich. Andererseits mußte Arum aber auch einräumen, daß Rigondeaux außerordentlich schnell und unglaublich schwer zu treffen gewesen sei.

Um zu ermessen, wie bedeutsam der Sieg des Kubaners ist, muß man wissen, daß Donaire in vier verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister und bis dato als einer der besten Boxer aller Limits gehandelt worden war. Er hatte von 32 Profikämpfen nur einen verloren und war seit zwölf Jahren ungeschlagen. Der zweimalige Olympiasieger Guillermo Rigondeaux hingegen hatte zwar noch nie verloren, aber auch erst elf Auftritte im Profilager absolviert. Man muß dem 32jährigen Kubaner, der nach dem gewonnenen Vereinigungskampf Weltmeister der Verbände WBA und WBO ist, bei seinem Punktsieg eine überragende Vorstellung attestieren.

Donaire war von Beginn des Kampfes an bestrebt, das Heft in die Hand zu nehmen, doch kam er mit der Konterstärke des Kubaners überhaupt nicht zurecht. Zunächst war es eine Linke Rigondeauxs, die ihn in die Seile taumeln ließ, dann folgten weitere Treffer, die den Ansturm des Philippiners bremsten. Auch in den folgenden beiden Durchgängen hatte der bislang für seine Zielsicherheit bekannte Donaire ungewöhnliche Probleme, den beweglichen Kubaner zu treffen. Als die Kontrahenten einander in der vierten Runde einen spektakulären Schlagabtausch lieferten, machte Rigondeaux wiederum die bessere Figur.

Wie sich gegen Mitte des Kampfes deutlich abzeichnete, hatte Rigondeaux mit seinen gefährlichen Kontern die Aktivität Donaires erheblich gebremst. Da der Philippiner fürchten mußte, ins offene Messer zu laufen, drosselte er seine Schlagfrequenz, die ihn ansonsten auszeichnet. In den folgenden Runden wogte das Geschehen hin und her, doch gelang es dem Kubaner stets, entschiedener als sein Gegner zu Werke zu gehen. Seine beste Szene hatte Donaire in der zehnten Runde, als er sich aus dem Clinch löste und den Kubaner mit einem linken Haken zu Boden schlug. Rigondeaux kam jedoch sofort wieder auf die Beine und bot ihm Paroli. Auch der Rest des Kampfes blieb spannend, zeigte aber in Variationen stets dasselbe Grundmuster: Wie heftig Donaire auch anrennen mochte, stets fing er sich dabei die Konter des Kubaners ein.

Legt man die Einschätzung zugrunde, daß Donaire allenfalls die zehnte Runde klar gewonnen hatte, hätte Rigondeaux im Grunde wesentlich höher in Führung liegen müssen, als dies in der letztendlichen Wertung des Kampfgerichts zum Ausdruck kam. Lediglich Julie Lederman, die Tochter des HBO-Experten Harold Lederman, trug mit 116:111 der Überlegenheit des Kubaners angemessen Rechnung. Hingegen hatten ihre beiden Kollegen mit 115:112 und 114:113 einen wesentlich engeren Kampfverlauf gesehen.

Rigondeaux verlieh seiner Freude Ausdruck, den angekündigten Sieg in überzeugende Manier wahrgemacht zu haben. Es sei ihm gelungen, Donaire schlecht aussehen zu lassen und zu frustrieren, da der Philippiner vergeblich auf den alles entscheidenden Schlag gewartet habe. Wenngleich Donaire zweifellos ein hervorragender Boxer sei, könne man mit einer solchen Taktik einfach nicht gewinnen.

Tief enttäuscht entschuldigte sich Nonito Donaire für seine schwache Leistung. Er habe zu großen Respekt vor Rigondeauxs Können an den Tag gelegt. Allerdings wisse er nun schon seit drei Kämpfen, daß eine Operation an seiner linken Schulter notwendig sei, so der Philippiner, der dies aber nicht als Ausrede verstanden wissen wollte. Er habe versucht, den Kubaner niederzuschlagen, sei damit aber einfach nicht zum Zuge gekommen. Auch habe sich als Fehler erwiesen, daß er den Gegner zuvor nicht ausgiebig studiert hatte. Da man in der Wertung nicht allzu weit auseinander gelegen habe, hoffe er auf eine Revanche.

Nach der deprimierenden Niederlage gegen Guillermo Rigondeaux wird sich Nonito Donaire zunächst einer Schulteroperation unterziehen. Künftig will er eine Gewichtsklasse höher antreten, wobei Promoter Bob Arum für Ende des Jahres einen Kampf in Puerto Rico gegen den ehemaligen Federgewichtsweltmeister Juan Manuel Lopez ins Auge faßt. Dieser hat seit der Niederlage im Rückkampf gegen Orlando Salido einen Aufbaukampf bestritten und dabei den Brasilianer Aldimar Silva Santos in die Schranken gewiesen. Damit stehen für den Puertoricaner 32 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/arum-wuenscht-kampf-in-puerto-rico-zwischen-donaire-und-lopez-25932

20. April 2013