Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1088: Mit schottischem Kampfgeist wendet Ricky Burns das Blatt (SB)




Puertoricaner Jose Gonzalez unterliegt dem WBO-Champion in Glasgow

Im Jahr 2010 hatte sich Ricky Burns an die Spitze der WBO-Rangliste im Superfedergewicht hochgearbeitet und war damit Pflichtherausforderer des amtierenden Weltmeisters Roman Martinez. Zunächst mußte sich der Schotte jedoch in Geduld üben, da der Titelkampf mehrfach abgesagt und verschoben wurde. Am 4. September war es endlich soweit: Burns stieg in Glasgow mit dem ungeschlagenen Champion in den Ring, der ihn gleich in der ersten Runde auf die Bretter schickte. Der Herausforderer stellte jedoch sein Durchhaltevermögen unter Beweis, erholte sich rasch und gewann dank einer furiosen kämpferischen Leistung zunehmend die Oberhand, wofür er am Ende mit einem einstimmigen Punktsieg belohnt wurde. Nach drei erfolgreichen Titelverteidigungen gab Burns den Gürtel am 22. September 2011 zurück, um ins Leichtgewicht aufzusteigen. Wie er zur Begründung anführte, sei es ihm zunehmend schwerer gefallen, vor seinen Auftritten das erforderliche Gewicht zu erreichen.

Bereits bei seinem ersten Duell im Leichtgewicht bekam Ricky Burns Gelegenheit, um den Rang des Interimsweltmeisters der WBO zu kämpfen. Am 5. November 2011 traf er in der Londoner Wembley Arena auf den Australier Michael Katsidis, der sich klar nach Punkten geschlagen geben mußte. Zum Kampf gegen den regulären Weltmeister Juan Manuel Marquez kam es jedoch nicht mehr, da dieser ins Weltergewicht aufstieg. Daraufhin erklärte die WBO Ricky Burns am 26. Januar 2012 zu ihrem Weltmeister.

Am 25. September 2012 verteidigte der Schotte seinen Titel vor heimischem Publikum in Glasgow gegen den Ranglistenersten Kevin Mitchell. Der Champion fackelte nicht lange, stellte sich zur Begeisterung der Zuschauer frühzeitig dem offenen Schlagabtausch und verbuchte die ersten drei Runden für sich. Das vorzeitige Ende nahm bereits in der vierten Runde seinen Lauf, als der Herausforderer zu Boden ging und angezählt wurde. Er kam zwar wieder auf die Beine, fand sich aber wenig später erneut auf den Brettern wieder. Mühsam raffte sich Mitchell auf, doch als der Kampf freigegeben war, hatte er in den Seilen lehnend den Schlägen des Titelverteidigers nichts mehr entgegenzusetzen. Nun schritt der Ringrichter ein und entschied kurz vor Ende der Runde auf Abbruch.

Für den 16. März 2013 war in der Londoner Wembley Arena ein Vereinigungskampf im Leichtgewicht zwischen WBO-Weltmeister Ricky Burns und IBF-Champion Miguel Vazquez angekündigt. Burns lag ursprünglich sogar ein Angebot des WBC-Titelträgers Adrien Broner vor, der als weltbester Boxer seiner Gewichtsklasse gehandelt wurde. Das Team des Schotten lehnte jedoch ab, da nur sieben Wochen zur Vorbereitung geblieben wären. Der Kampf gegen Vazquez kam indessen nicht zustande. Er wurde zunächst auf den 20. April verschoben, wofür Promoter Frank Warren eine Virusinfektion des Mexikaners verantwortlich machte. Ricky Burns und sein Manager Jim Black reagierten erbost auf diese Verschiebung und zogen die Angaben in Zweifel. Black bedauerte zwar, daß es damit zur Trennung von Warren kam, den er seit fast 40 Jahren kenne. Im Interesse seines Boxers sei dieser Schritt jedoch unabdingbar, da Burns andernfalls nicht vorankomme. Zweimal habe er sich intensiv auf Kämpfe vorbereitet, die dann abgesagt wurden.

Gestern stand Ricky Burns wiederum in Glasgow im Ring, wo er seinen WBO-Titel im Leichtgewicht freiwillig verteidigte. Der 30jährige Schotte hatte zunächst unverhoffte Probleme mit dem Puertoricaner Jose Gonzalez, da er mit der Kampfesweise des etwas größeren Herausforderers nicht zurecht kam. Zwar setzte sich der Lokalmatador in der vierten Runde besser in Szene, doch mußte er in den folgenden beiden Durchgängen diverse Konter des Gegners einstecken, der sich geschickt zu behaupten verstand. Als Gonzalez in der siebten Runde Schlagwirkung erzielte, schien er sogar einen vorzeitigen Sieg anzustreben.

Dabei hatte er jedoch die Rechnung ohne den Kampfgeist des Schotten gemacht, der ihm erbittert Paroli bot und nun wesentlich frischer als der Puertoricaner wirkte. Da sich der Herausforderer völlig verausgabt hatte, suchte er fortan sein Heil in der Defensive. Jetzt trieb der Schotte seinen Gegner fast nach Belieben vor sich her, worauf Gonzalez den Kampf in der Pause zur zehnten Runde aufgab. Wenngleich seine Ecke eine Handverletzung zur Begründung anführte, war doch klar, daß der entkräftete Puertoricaner die verbliebenen drei Runden schwerlich überstanden hätte.

Ricky Burns, der dank dieser erfolgreichen Titelverteidigung seine Bilanz auf 35 Siege und zwei Niederlagen verbesserte, bezeichnete Jose Gonzalez im Interview mit Sky Sports als sehr unangenehmen Gegner. Der Herausforderer habe ihm einige gute Treffer verpaßt, doch könne er einiges vertragen, so der Schotte. Als der Gegner schließlich müde geworden sei, habe er seine Schlagfrequenz erhöht und das Blatt gewendet. Auch Promoter Eddie Hearn lobte die Leistung des Puertoricaners, wobei er zugleich auf den Druck verwies, der auf Burns gelastet habe. Ricky habe jedoch das Herz eines Champions und den Kampf gedreht. Die Atmosphäre in Glasgow sei hervorragend, so daß man gerne im September an diesen Ort zurückkehren werde. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/burns-dreht-kampf-gegen-gonzalez-26474

12. Mai 2013