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MELDUNG/1137: Kommt es zum "Bruderkampf" zwischen Carl Froch und George Groves? (SB)




IBF ernennt Groves zum Pflichtherausforderer seines Teamkollegen

Die IBF hat den Briten George Groves zum Pflichtherausforderer seines Landsmanns und Teamkollegen Carl Froch ernannt. Am 25. Mai waren in der mit 18.000 Zuschauern restlos ausverkauften Londoner O2 Arena mit Froch und dem Dänen Mikkel Kessler zwei der weltbesten Supermittelgewichtler zur Revanche aufeinandergetroffen. Drei Jahre zuvor hatte sich der Däne im Rahmen des Super-Six-Turniers vor heimischem Publikum nach Punkten gegen den Briten durchgesetzt, der damals die erste Niederlage seiner Profikarriere hinnehmen mußte. Nach ihrem außerordentlich spannenden Duell hatte Kessler einen Rückkampf in England zugesagt. Nun löste er sein Versprechen ein, und so kam es zu einem Kräftemessen zweier Weltmeister, da Froch Champion der IBF war, während sein dänischer Gegner den regulären Titel der WBA mitbrachte.

Diesmal setzte sich Carl Froch in einem wiederum spannenden und hochklassigen Kampf einstimmig nach Punkten durch und führte damit die beiden Titel zusammen. Der 35jährige Brite hatte von Beginn an die Initiative ergriffen und seine größere Reichweite konsequent ausgenutzt. In den mittleren Runden kam Kessler besser zur Geltung und gestaltete das Gefecht ausgeglichen, worauf der Lokalmatador gegen Ende wieder etwas mehr vom Kampf hatte, den er verdient für sich entscheiden konnte.

Nach diesem Triumph zollte Carl Froch dem Dänen Respekt. Kessler habe jedoch im Vorfeld des Kampfs den Fehler gemacht, in einem Interview das Problem seiner geringeren Reichweite zur Sprache zu bringen. Daraufhin habe man verstärkt auf die Taktik gesetzt, den Dänen mit dem Jab auf Abstand zu halten und zudem für eine fleißige Beinarbeit wie auch die höhere Schlagfrequenz gesorgt. Froch wollte einen dritten Kampf gegen Kessler nicht ausschließen und erinnerte daran, daß er ansonsten nur gegen Andre Ward in den USA verloren habe. Sollte es der Amerikaner wagen, sich ihm in England zu stellen, sähe das Ergebnis mit Sicherheit anders aus.

Im Vorprogramm der spektakulären Revanche zwischen Carl Froch und Mikkel Kessler kam es zu einem weiteren attraktiven Kampf. In derselben Gewichtsklasse ist George Groves bislang ungeschlagen, der sich bereits an Nummer eins der WBO-Rangliste hochgearbeitet hat. Der Brite bekam es an diesem Abend mit Noe Gonzalez Alcoba aus Uruguay zu tun. Der Gast aus Südamerika hatte bereits 32 Kämpfe bestritten und davon nur zwei verloren, trat aber dennoch als klarer Außenseiter an. Groves kämpfte vor heimischem Publikum mit der Zuversicht eines Boxers, der noch keine Niederlage erlitten hat, und wollte sich mit einem überzeugenden Auftritt für einen Titelkampf empfehlen.

Vom Londoner Publikum stürmisch angefeuert, ging Groves von Beginn an in die Offensive und setzte den Gegner nach Kräften unter Druck. Der Uruguayer versuchte mitzuhalten und lieferte ihm in der fünften Runde einen offenen Schlagabtausch, bei dem beiden ein entscheidender Treffer versagt blieb. Im folgenden Durchgang lief der Südamerikaner dann in eine rechte Gerade des Gegners, worauf er schwer angeschlagen zu Boden ging. Wenngleich Alcoba mühsam wieder auf die Beine kam, nahm ihn der Ringrichter aus dem Kampf, um weiteren Schaden von ihm abzuwenden.

Wie George Groves im anschließenden Interview erklärte, arbeite er stets daran, sich weiter zu verbessern. Inzwischen gebe es nicht mehr viele Boxer seiner Gewichtsklasse, die über ihm stünden, und so fordere er nun eine Titelchance - ob gegen Froch oder einen anderen Weltmeister sei ihm egal. Promoter Eddie Hearn war sichtlich angetan von dem überzeugenden Auftritt seines Boxers und versprach ihm einen großen Kampf im Herbst.

Während der zweifellos favorisierte Carl Froch eine Bilanz von 31 Siegen und zwei Niederlagen vorzuweisen hat, ist George Groves in 19 Kämpfen ungeschlagen. Wenngleich beide beim Promoter Matchroom unter Vertrag stehen, dürfte die Stimmung zwischen ihnen nicht die beste sein. Groves hatte nämlich den Dänen Mikkel Kessler bei dessen Vorbereitung auf die Revanche mit Froch unterstützt. Zwar ist es gang und gäbe, daß sich namhafte Boxer möglichst versierte Sparringspartner zur Unterstützung holen, doch wenn ausgerechnet ein Kollege auf diese Weise im Lager des Gegners aushilft, haftet diesem Vorgehen der Ruch an, dem eigenen Team in den Rücken zu fallen.

Der Vorsitzende der IBF, Lindsey Tucker, begründete die Entscheidung, George Groves zum Pflichtherausforderer zu ernennen, damit, daß der eigentlich dafür vorgesehene Kanadier Adonis Stevenson inzwischen ins Halbschwergewicht aufgestiegen und dort auf Anhieb WBC-Weltmeister geworden ist. Für einen solchen Fall sehe das Reglement vor, in der Rangliste hinunterzuwandern und den nächsten in Frage kommenden Kandidaten zum offiziellen Herausforderer des Weltmeister zu erklären. Groves war bei der IBF bislang nur auf Rang sechs notiert, doch sind die vor ihm plazierten Boxer offenbar nicht für einen Titelkampf verfügbar. Da der Brite zudem die Rangliste der WBO anführt, hat der Beschluß der IBF das Spektrum seiner aktuellen Optionen beträchtlich erweitert. Wie Tucker weiter mitteilte, habe man den beiden Boxern eine Frist bis zum 12. Juli eingeräumt, sich über die Modalitäten des Kampfs zu einigen. Sollte bis zu diesem Zeitpunkt keine Übereinkunft herbeigeführt worden sein, werde man eine Versteigerung der Austragungsrechte ansetzen und den erfolgreichen Bieter bis spätestens 24. Juli benachrichtigen. Der Kampf zwischen Froch und Groves solle dann binnen 90 Tagen und damit Mitte Oktober über die Bühne gehen. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/ibf-ernennt-groves-zum-pflichtherausforderer-von-froch-27423

6. Juli 2013