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MELDUNG/1163: Wer wollte da an Zufall glauben! (SB)




Nachtclubzank mit Wladimir Klitschko und Dereck Chisora

Augenzeugenberichten zufolge wäre es in einem Club auf Ibiza beinahe zu einer Rangelei zwischen Wladimir Klitschko und dem Briten Dereck Chisora gekommen. Wie es heißt, hätten Türsteher eingegriffen und die beiden Boxer voneinander getrennt. Die verschiedenen Aussagen darüber, was genau vorgefallen ist, weichen jedoch beträchtlich voneinander ab. Nach Version Chisoras, die er in einem Radiointerview zum besten gab, habe er den Club während eines Auftritts David Guettas betreten. Wladimir, der zunächst gesessen habe, sei aufgestanden und ihm auf dem Weg zu seinem Tisch gefolgt, so der Brite. Dort angekommen, habe er sich herumgedreht und mit dem direkt hinter ihm stehenden Klitschko ein paar Worte gewechselt. Er habe zu ihm gesagt, "dich hole ich mir". Weiter sei nichts passiert. [1]

Nach Angaben Bernd Böntes spielte sich der Vorfall ganz anders ab. Klitschko habe mit Freunden einen Nachtclub auf der balearischen Insel besucht, als Chisora vor ihm aufgetaucht sei. Der Brite habe zu Wladimir gesagt: "Sollen meine Bodyguards das erledigen oder gehen wir beide raus vor die Tür?" Nur dem besonnenen Verhalten Wladimirs sei es zu verdanken, daß es nicht zu einer wüsten Schlägerei gekommen ist, so der Manager der Klitschkos.

"Sie haben eine Rechnung offen, es war aber purer Zufall, daß sie in ihrem Urlaub aufeinandergestoßen sind", spielte Chisoras Trainer Don Charles die Begegnung herunter. Wladimir Klitschko und Chisora hätten bereits zweimal gegeneinander boxen sollen, der Ukrainer sagte jedoch in beiden Fällen verletzungsbedingt ab. Dies gab zu Mutmaßungen Anlaß, daß er mindestens bei der zweiten Absage eine lukrativere Option vorzog und den Briten deswegen versetzte.

Als Chisora dann im Februar 2012 in München gegen Vitali Klitschko antrat, verpaßte er diesem beim Wiegen eine Ohrfeige und bespuckte tags darauf im Ring den als Sekundanten amtierenden Wladimir Klitschko mit Wasser. Nach dem verlorenen Kampf lieferte er sich auf der Pressekonferenz mit seinem Landsmann David Haye eine wüste Rangelei und drohte, ihn zu erschießen. Chisora wurde daraufhin vom britischen Verband gesperrt und boxte später unter Luxemburger Lizenz gegen Haye.

Nach drei Niederlagen in seinen letzten vier Kämpfen konnte sich Dereck Chisora am 20. Juli mit einem Sieg gegen den ungeschlagenen US-Amerikaner Malik Scott erfolgreich zurückmelden. Laut seinem Promoter Frank Warren ist der Brite nur mehr zwei Kämpfe von einer weiteren Titelchance entfernt. Es geht also offensichtlich darum, Chisora wieder ins Gespräch zu bringen, wie das in der Vergangenheit ja bereits mit brachialen Mitteln gelungen ist. Natürlich muß der früher als ausgesprochener Rüpel und Krawallmacher bekannte Schwergewichtler auf der Hut sein und sich geläutert geben, will er nicht seine frische britische Lizenz aufs Spiel setzen. Die Aussage seines Trainers, die Begegnung auf Ibiza sei wirklich rein zufällig zustande gekommen, mutet allerdings wenig glaubhaft an.

Erst vor wenigen Tagen hatte Chisora nach seinem Sieg gegen Malik Scott verkündet, er wolle jetzt ein zweites Mal gegen Vitali Klitschko antreten. Daß der Brite nun ganz zufällig in derselben Gegend wie Wladimir Klitschko Urlaub macht und auch noch zeitgleich denselben Nachtclub aufsucht, klingt daher sehr weit hergeholt. Naheliegender ist da schon, daß Chisora wieder einmal außerhalb des Rings nachgeholfen hat, sich als schillernde Figur zu präsentieren. [2]

Auf der Pressekonferenz nach der Niederlage gegen Vitali Klitschko war die Provokation von David Haye ausgegangen. Dereck Chisora reagierte so heftig, wie das entweder seinem hitzigen Naturell entsprach oder aber schlichtweg abgesprochen war. Ein Wort gab das andere, die Streithähne spuckten einander an und schließlich flogen die Fäuste, wobei Hayes Trainer Adam Booth das meiste abbekam. Chisora wurde am nächsten Morgen von der deutschen Polizei vorübergehend festgenommen, Haye hatte überraschend den Heimweg mit einen früheren Flug angetreten und sich dem polizeilichen Zugriff entzogen. Wenngleich der Zwischenfall hohe Wellen schlug, die Szene in Aufruhr versetzte und Chisora die britische Lizenz kostete, mutete die sogenannte Affäre doch wie ein inszenierter Sturm im Wasserglas an.

Der professionelle Boxsport hatte es wieder in die Schlagzeilen gebracht, man durfte im Brustton tiefster Empörung strenge Sanktionen gegen solche Rabauken wie Chisora fordern, und dessen Kampf gegen David Haye avancierte zu einem Millionengeschäft für beide Boxer und das gesamte Umfeld. Nur fünf Monate nach dem Münchner Eklat trafen die beiden im Ring aufeinander, wo sie um den vakanten interkontinentalen Titel der WBA und den internationalen Titel der WBO kämpften, die sich David Haye bekanntlich durch einen vorzeitigen Sieg sicherte.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/klitschko-und-chisora-security-loest-streit-in-einem-club-auf-ibiza-auf-28032

[2] http://www.bloodyelbow.com/2013/7/30/4571964/boxers-dereck-chisora-wladimir-klitschko-involved-nightclub-brawl

2. August 2013