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MELDUNG/1387: Tapferer Lukas Konecny scheitert an Peter Quillin (SB)




WBO-Champion im Mittelgewicht zu stark für den Tschechen

Peter Quillin bleibt Weltmeister der WBO im Mittelgewicht. Lukas Konecny mußte sich bei seinem Auftritt in Washington D.C. dem Favoriten nach tapferem, aber aussichtslosem Kampf klar nach Punkten geschlagen geben (120:108, 119:109, 119:109). Der Champion blieb auch in seinem 31. Profikampf unbesiegt, wurde jedoch von der neunten Runde an angesichts seiner allzu sehr auf Sicherheit bedachten Kampfesweise in der Endphase mit lautstarken Unmutsäußerungen des enttäuschten Publikums bedacht. Für den 35jährigen Tschechen, der beim Magdeburger Promoter SES unter Vertrag steht, werden nun 50 Siege und fünf Niederlagen notiert.

Konecny, der trotz seiner körperlichen Unterlegenheit unermüdlich auf den Titelverteidiger losmarschierte, konnte aus der Nahdistanz des öfteren Treffer ins Ziel bringen, denen es freilich an Wirkung fehlte. Daher hatte der US-Amerikaner leichtes Spiel und absolvierte den nicht allzu schnell geführten Kampf phasenweise wie eine Sparringsübung, doch agierte er dabei so vorsichtig, als habe er es mit einem gefährlichen K.o.-Spezialisten wie Gennadi Golowkin zu tun. Allerdings schränkte der Tscheche durch seinen Angriffsdrang auch den Bewegungsraum seines Gegners beträchtlich ein, weshalb dieser nicht recht zur Entfaltung kam. [1]

So gewannen Quillins schlechte Angewohnheiten die Oberhand, denn er vernachlässigte des öfteren die Deckung, hielt den Kopf zu steif und lehnte sich rücklings in die Seile, wo ihn Konecny dann auch häufig mit seinen Schlägen traf. Andererseits erzielte der Champion mit seinen Treffern durchaus eine gewisse Wirkung, so daß der Tscheche eine Rißwunde über dem rechten Auge davontrug, die jedoch nicht zum Abbruch führte. [2]

Wie Peter Quillin nach seinem sicher herausgeboxten, aber nicht gerade glanzvollen Erfolg tönte, wolle er sich nun mit dem Sieger des Kampfs zwischen Sergio Martinez und Miguel Cotto oder dem des Duells zwischen Julio Cesar Chavez und Gennadi Golowkin messen. Ein wenig Bescheidenheit hätte ihm besser zu Gesicht gestanden, nachdem er es nicht einmal gewagt hatte, einen Herausforderer wie Konecny rückhaltlos unter Druck zu setzen und womöglich vorzeitig zu besiegen. Realistischer ist da schon die bereits erfolgte Wahl seines nächsten Gegners Daniel Jacobs, der an fünfter Stelle der WBO-Rangliste geführt wird und voraussichtlich im New Yorker Barclays Center in Brooklyn auf ihn trifft.

Auf die direkte Frage Jim Grays, der das Gespräch für den Sender Showtime führte, ob er denn tatsächlich glaube, auf demselben Level wie der argentinische WBC-Weltmeister Sergio Martinez oder der WBA-Champion Gennadi Golowkin zu boxen, erwiderte Quillin sibyllinisch, er sei durchaus dieser Auffassung, solange er Al Haymon in seiner Ecke habe. Diese Aussage machte zwar nicht viel Sinn, brachte aber den Namen des einflußreichen Beraters ins Gespräch, der inzwischen zur grauen Eminenz des Profiboxens aufgestiegen zu sein scheint. Wie Quillin weiter ausführte, boxe er aber auch gern gegen Daniel Jacobs, sofern ihm Haymon genug dafür bezahle. Auch dies eine unbedachte Äußerung, mit der der New Yorker wiederum eine wenig erfreuliche Mentalität zu erkennen gab.

US-amerikanische Kommentatoren warfen nach dem Kampf die bissige Frage auf, mit welchem Recht Lukas Konecny von der WBO an Nummer zwei der Rangliste notiert war, wo er doch mit der gebotenen Leistung nichts unter den fünf besten Mittelgewichtlern dieses Verbands, ja vielleicht sogar nicht einmal unter den Top 15 zu suchen habe. Diese vernichtende Kritik war überzogen und dürfte eher die sattsam bekannte US-zentrierte Sichtweise als eine sachkundige Einschätzung widerspiegeln.

Lukas Konecny, der früher im Halbmittelgewicht geboxt hat, sollte dort im März 2012 auf WBO-Weltmeister Saurbek Bajsangurow treffen. Nachdem der bei K2 unter Vertrag stehende Ukrainer diesen Kampf aufgrund einer Rückenverletzung abgesagt hatte, lobte die WBO den Titel des Interimsweltmeisters aus, den sich Konecny im April mit einem vorzeitigen Sieg gegen den Franzosen Salim Larbi sicherte. Wenngleich ihn seine tschechischen Landsleute bereits als ersten einheimischen Profiweltmeister enthusiastisch wie einen Volkshelden feierten, wußte Konecny natürlich, daß er den langersehnten Gipfel noch nicht ganz bestiegen hatte.

Am 6. Oktober 2012 kam es schließlich doch noch zum Kampf gegen den damaligen WBO-Champion Bajsangurow, dem sich der Tscheche freilich geschlagen geben mußte. Nachdem er kurz vor Verwirklichung seines Lebenstraums gescheitert war, wechselte Konecny ins Mittelgewicht, wo ihm Ende März 2013 ein erfolgreiches Debüt gelang. Er besiegte den Franzosen Karim Achour einstimmig nach Punkten, sicherte sich damit den vakanten WBO-Europameistertitel und rückte bei diesem Verband unter die Top 10 auf. In der Folge verteidigte er diesen Gürtel zweimal erfolgreich und stieß dadurch bis auf Platz 2 der WBO-Rangliste vor. Der Kampf gegen Peter Quillin dürfte indessen die letzte Chance des Tschechen gewesen sein, es am Ende doch noch zum vollwertigen Weltmeister zu bringen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/04/quillin-decisions-konecny/

[2] http://www.badlefthook.com/2014/4/19/5632540/hopkins-vs-shumenov-live-streaming-results-peter-quillin-easily

22. April 2014