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MELDUNG/1425: Vom Wembley-Stadion in die Spielerstadt (SB)




Carl Froch wünscht sich den langersehnten Auftritt in Las Vegas

Nach dem vorzeitigen Sieg gegen seinen britischen Erzrivalen George Groves vor der beeindruckenden Kulisse von 80.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion sitzt Carl Froch wieder fest im Sattel. Er hat fürs erste alle Kritiker zum Schweigen gebracht, die ihn im Gefolge seines umstrittenen ersten Erfolgs gegen den jüngeren Kontrahenten im letzten November auf dem absteigenden Ast seiner Karriere gesehen und ihm für die Revanche eine Niederlage vorhergesagt hatten.

Als regulärem Weltmeister der WBA und IBF im Supermittelgewicht stehen Froch im Prinzip mehrere Türen offen, einen weiteren sportlich anspruchsvollen und finanziell ertragreichen Auftritt folgen zu lassen. Da der Champion aus Nottingham gedenkt, seine Laufbahn mit einigen weiteren spektakulären Kämpfen zu beschließen, richtet sich sein Blick einmal mehr auf mögliche namhafte Gegner in den USA. Andre Ward, der ihn im Finale des Super-Six-Turniers 2011 klar nach Punkten besiegt hat und als Superchampion der WBA eine naheliegende Option wäre, interessiert den Briten derzeit nicht sonderlich.

Der Kalifornier sei zweifellos ein ausgezeichneter Boxer und habe ihn bei ihrem Kampf in Atlantic City klassisch ausgepunktet, zollt Froch dem Amerikaner Respekt. Allerdings kämpfe Ward etwas unsauber und sei durch seine Klammerei eine Art Spielverderber, so daß man im Grunde keine Lust habe, mit ihm in den Ring zu steigen. Entscheidender Hinderungsgrund sei jedoch der Umstand, daß die amerikanischen Sender momentan nicht allzu gut auf Andre Ward zu sprechen seien, der sich in einer langwierigen Auseinandersetzung mit seinem Promoter befindet. Damit trifft Froch den Nagel auf den Kopf, denn der Superchampion gilt zwar als weltbester Akteur seiner Gewichtsklasse, hat aber seit geraumer Zeit große Probleme, überhaupt einen halbwegs angemessenen Kampf auszutragen. Ward boxt so gut und zugleich so trickreich am Rande des Regelwerks, daß nur eine überzeugende Börse den Ausschlag geben könnte, sich ihm zu stellen.

Froch wünscht sich einen spektakulären Auftritt in Las Vegas mit Julio Cesar Chavez jun., den er bereits vor der Revanche gegen Groves auf dem Radar hatte. Da sich der Mexikaner vor allem unter der hispanischen Zuschauerschaft großer Popularität erfreut, kann er für ein volles Haus und einen ansehnlichen Umsatz im Bezahlfernsehen sorgen. Sein legendärer Vater genießt beim mexikanischen Publikum nach wie vor höchste Anerkennung, die auch auf den Sohn abfärbt. Der Sender HBO würde den Kampf mit Sicherheit übertragen, und da in England auch Sky beteiligt werden könnte, ließe sich eine beachtliche mediale Reichweite erzielen, so Froch. [1]

Las Vegas sei nun einmal die Boxhauptstadt der Welt, und ein Auftritt gegen einen prominenten Gegner in der Spielerstadt wäre für ihn zweifellos ein Grund, weiterhin hingebungsvoll zu trainieren. Er habe einen Punkt in seiner Karriere erreicht, an dem er eine derartige Motivation brauche, um sich neue Ziele zu setzen. Allerdings gilt Chavez als recht unsicherer Kantonist, was seine Zuverlässigkeit im Kontext geplanter Kämpfe betrifft. So hat er zuletzt Gennadi Golowkin unter fadenscheinigen Vorwänden hängen lassen, obgleich die Gespräche über den Kampf schon so weit gediehen waren, daß nur noch der definitive Termin offen war.

Das weiß natürlich auch Carl Froch, weshalb er als mögliche Alternativen zu Chavez an den Dänen Mikkel Kessler und seinen britischen Landsmann James DeGale denkt. Beide wären sicher gern bereit, diese Chance wahrzunehmen, sich mit dem Weltmeister zu messen. DeGale gewann im Vorprogramm von Frochs Auftritt seinen Kampf, während Kessler unweit des Rings saß, um Froch und Groves vor Ort in Augenschein zu nehmen. Der Däne hat seit seiner Punktniederlage gegen den Briten im vergangenen Mai nicht mehr gekämpft, doch will er seine Karriere fortsetzen und bereitet sich derzeit auf eine Rückkehr im Herbst vor.

Kessler gratulierte Froch zu seinem spektakulären Sieg in der achten Runde und erklärte sich im selben Atemzug bereit, einen dritten und entscheidenden Kampf gegen den Briten auszutragen. Bei seiner letztjährigen Niederlage habe er keine sonderlich gute Leistung geboten, erklärt der Däne selbstkritisch. Er habe zu langsam begonnen und es in der elften Runde versäumt, eine vorzeitige Entscheidung herbeizuführen. So etwas werde ihm kein zweites Mal passieren, übt sich Kessler in Zuversicht. Zugleich räumt er ein, daß sein Gegner an diesem Abend brillant geboxt und ihn klar besiegt habe.

Sollte es aus welchen Gründen auch immer nicht mehr zum Kampf gegen Froch kommen, sehe er noch andere attraktive Optionen wie etwa Gennadi Golowkin, Andre Ward oder Julio Cesar Chavez. Es sei kein Geheimnis, daß er sich für große Kämpfe interessiere und glaube, die namhaftesten Gegner besiegen zu können. Außerdem sei dies der 50. Auftritt seiner Karriere, so daß er den Fans zu diesem Jubiläum das bieten wolle, was sie wirklich verdienten, macht Mikkel Kessler kräftig Werbung für seine Rückkehr in den Ring. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6050-keine-lust-auf-wardfroch-favorisiert-degeale-oder-kessler.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6046-naechster-superfight-in-sicht-mikkel-kessler-ist-bereit-fuer-froch.html

7. Juni 2014