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MELDUNG/1462: Schnelle Beine retten nicht vor der Gefahr (SB)




Gennadi Golowkin will Daniel Geale jagen und stellen

Trainer Abel Sanchez ist der Überzeugung, daß Gennadi Golowkin den Vergleich mit den besten Mittelgewichtlern in der Geschichte des Boxsports nicht zu scheuen braucht und sich gleich hinter Sugar Ray Robinson und Bernard Hopkins einreiht. Wolle sein Schützling diesem Anspruch genügen, müsse er allerdings weiterhin beeindruckende Leistungen auch gegen die namhaftesten Konkurrenten zeigen. Am 26. Juli verteidigt der in 29 Profikämpfen ungeschlagene Kasache die Titel des WBA-Superchampions und IBO-Weltmeisters im New Yorker Madison Square Garden gegen den Australier Daniel Geale, der zeitweise die Gürtel der WBA und IBF in seinem Besitz hatte. Für den Herausforderer stehen 30 Siege und zwei Niederlagen zu Buche. Er hoffe sehr, daß Gennadi gegen Daniel Geale genauso kämpfe wie bei seinen vorangegangenen Auftritten, so Sanchez. Der Herausforderer sei in der Lage, über volle zwölf Runden zu gehen. Man müsse nun prüfen, ob Golowkin auch einen solchen Kontrahenten kontrollieren und dominieren kann. [1]

Der Kasache hat 26 seiner Siege vorzeitig erzielt und möchte diese Serie auch gegen Daniel Geale fortsetzen. Sollte er das schaffen, wäre er der erste, dem dieses Kunststück im Kampf mit dem wendigen Australier gelingt. Der 33jährige Geale ist zehn Jahre im Profigeschäft und stand in dieser Zeit nie auch nur am Rande eines Niederschlags. Allerdings hat er es auch noch nie mit einem Gegner wie Golowkin zu tun gehabt, der seit fünf Jahren sämtliche Kontrahenten vorzeitig besiegen konnte. Tatsächlich wäre es für den Australier schon ein Erfolg, volle zwölf Runden mit dem Weltmeister zu überstehen.

Golowkin erinnert sich daran, zu Amateurzeiten schon einmal gegen Geale gekämpft zu haben, der seinerzeit bei den Asienspielen schwer zu besiegen gewesen sei. Allerdings könne man den damaligen Kampf nicht mit den aktuellen Verhältnissen im Profilager vergleichen. Viel wird davon abhängen, ob sich der Australier besser als bei seiner Niederlage gegen Darren Barker im vergangenen Jahr präsentiert. Der Brite wäre sicher chancenlos gegen Golowkin gewesen, konnte Geale jedoch besiegen und ihm den IBF-Titel abnehmen. Wenngleich indirekte Vergleiche nur von beschränkter Aussagekraft sind, liegt doch nahe, daß der Australier gegen Golowkin auf verlorenem Posten stehen dürfte.

Daniel Geale ist ein beweglicher Boxer mit hoher Schlagfrequenz, aber geringer Trefferwirkung. Er könnte den Kasachen allenfalls nach Punkten besiegen, was jedoch unwahrscheinlich ist, da er sich ihm dann stellen müßte und Gefahr liefe, das Schicksal der letzten 16 Gegner Golowkins zu teilen. [2] Nach der Niederlage gegen Darren Barker meldete sich der Australier im Februar mit einem vorzeitigen Sieg über seinen wenig bekannten Landsmann Garth Wood zurück. Geales letzter bedeutenderer Sieg war jener gegen den 39jährigen Anthony Mundine und datiert vom Januar 2013. [3]

Gennadi Golowkin möchte die Titel im Mittelgewicht nach und nach zusammenführen, um sich als bester Boxer dieses Limits zu etablieren. Es dürfte jedoch nicht leicht sein, die Weltmeister der anderen Verbände von einem solchen Kampf zu überzeugen. Peter Quillin behauptet zwar, er gehe dem Kasachen nicht aus dem Weg, erklärt aber im selben Atemzug, daß die Feindschaft der Sender HBO und Showtime dieses Duell verhindere. Noch weniger Interesse zeigt Miguel Cotto, der Golowkin nicht einmal erwähnt und nur Saul Alvarez oder Floyd Mayweather im Sinn hat. Nur IBF-Weltmeister Sam Soliman ist bereit, gegen den Kasachen anzutreten, dem der Gürtel des in den USA unbekannten Australiers jedoch wenig Zugewinn an Reputation brächte.

Golowkin würde sich auch gern mit Saul Alvarez oder Julio Cesar Chavez messen, die wesentlich populärer als er sind, da sie das hispanische Publikum hinter sich haben. Je näher der Kasache dem Bezahlfernsehen kommt, desto wichtiger sind die harten Zahlen der in Buchungen umgesetzten Publikumsgunst. Er scheut keinen Gegner der höchsten Kategorie, hat aber zuletzt gegen Osumanu Adama, Curtis Stevens, Matthew Macklin und Nobuhiro Ishida gekämpft, weil sein Promoter Tom Loeffler keine namhafteren Herausforderer rekrutieren konnte. Wer einen Titel oder guten Namen zu verlieren hat, geht Gennadi Golowkin aus dem Weg, lautet die unausgesprochene Übereinkunft im Mittelgewicht und den benachbarten Limits.

Vielleicht kommt es am Ende doch noch zu einem Kampf gegen Sergio Martinez, da sich der Argentinier überraschend entschlossen hat, seine Karriere ungeachtet der vernichtenden Niederlage gegen Miguel Cotto fortzusetzen. Martinez galt lange als weltbester Boxer des Mittelgewichts, hatte aber wegen mehrerer Verletzungen eine lange Pause eingelegt. Er räumte ein, daß ihm mit Gennadi Golowkin ein nahezu ebenbürtiger Rivale erwachsen sei, mit dem er sich im Ring messen müsse. Da der Argentinier bereits 39 Jahre alt ist und im Kampf gegen Cotto große Probleme mit beiden Knien zu haben schien, die ihm seine frühere Beweglichkeit raubten, ging man davon aus, daß er die Boxhandschuhe an den Nagel hängen würde.

Wie sein Manager Lewkowicz nun erklärte, sei Sergio gleich in der ersten Runde mit einem linken Haken überrascht worden. Von diesem Treffer habe sich Martinez nicht mehr erholt. Er könne sich nur noch an Bruchstücke erinnern und habe die Kontrolle über seinen Körper erheblich eingebüßt. Auf wackligen Beinen habe er sich eher instinktiv durch die nächsten Runden gequält und die schlimmste Nacht seiner Karriere erlebt. Dennoch kehre er zurück, um zu beweisen, daß ihn ein schlechter Tag wie der gegen Cotto nicht aus der Bahn werfe.

Auch sein Promoter Lou DiBella unterstützt das Vorhaben und erklärt, Martinez habe das Boxen natürlich nicht verlernt und werde wieder um einen Titel kämpfen. Er stehe weiterhin zu ihm und unterstütze ihn, zumal Sergio schon nach der Niederlage gegen Antonio Margarito bewiesen habe, das er erfolgreich zurückkehren kann. Man werde ihm einen Titelkampf besorgen und aller Welt beweisen, daß er nur einen schlechten Tag gehabt habe. Da Lou DiBella und Tom Löffler schon in der Vergangenheit beim Kampf Golowkins gegen Matthew Macklin gut zusammengearbeitet haben und der Fernsehsender HBO sicher mit an Bord wäre, würde sich dieses Duell wohl für beide Lager lukrativ gestalten und Gennadi Golowkin vielleicht sogar den ersten Auftritt im Bezahlfernsehen bescheren. [4]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6202-golovkins-trainergennady-ist-einer-der-besten-mittelgewichtler-aller-zeiten.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/07/golovkin-to-test-his-power-on-geale/#more-179245

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/07/golovkin-needs-to-impress-against-geale-this-saturday/#more-179236

[4] http://www.boxen-heute.de/artikel/6200-fuehrt-der-weg-zum-titel-ueber-golovkinsergio-maravilla-martinez-boxt-weiter.html

22. Juli 2014