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MELDUNG/1558: Lautstarke Zaungäste in Klitschkos Vorgarten (SB)




Manuel Charr fordert Shannon Briggs zum Ausscheidungskampf heraus

Nachdem sich Shannon Briggs monatelang als Stalker Wladimir Klitschkos lächerlich gemacht, doch dessen Manager Bernd Bönte immerhin die Aussage entlockt hat, er wolle einen Kampf gegen den US-Amerikaner nicht ausschließen, springt nun auch Manuel Charr in die Bresche. Genau wie Briggs ist auch er im Grunde kein Thema für einen Titelkampf, versucht aber ebenfalls einen herbeizureden.

Wenn Shannon Briggs glaube, er könne sich in einen Kampf um die Weltmeisterschaft reinquatschen, müsse er sich dieses Privileg erst verdienen, so der Kölner Schwergewichtler. Daher fordere er den Amerikaner zu einem Ausscheidungskampf heraus, dessen Sieger Klitschko vor die Fäuste bekommen soll. Diese zumindest aus Charrs Sicht bestechend einfache Lösung hat zwar den Haken, daß keiner von beiden in der Position ist, irgendwelche Ansprüche geltend zu machen oder gar Forderungen zu stellen, was aber andererseits keine allzu große Rolle spielt. Geboxt wird, was Geld bringt, lautet die Faustformel, die eher schlecht als recht mit sportlich erworbenen Verdiensten in Einklang zu bringen ist.

Manuel Charr und Shannon Briggs haben außerdem gemeinsam, daß beide bereits mit Wladimirs älterem Bruder Vitali Klitschko im Ring gestanden und verloren haben. Briggs unterlag dem damaligen WBC-Weltmeister im Oktober 2010 haushoch nach Punkten, Charr wurde im September 2012 in Moskau wegen einer Gesichtsverletzung in der vierten Runde aus dem Kampf genommen. Während der US-Amerikaner seither verkündet, er habe Vitali wegen einer Verletzung zwölf Runden lang mit einem Arm Paroli geboten, behauptet Charr, er sei nur durch den Abbruch daran gehindert worden, den Ukrainer auf die Bretter zu schicken.

Der Kölner spinnt den Faden weiter und erklärt, sowohl Briggs als auch er selbst habe noch eine Rechnung mit der Familie Klitschko offen. In einem direkten Duell könne man herausfinden, wer der bessere von beiden und damit der würdigere Herausforderer des Weltmeisters sei. Er werde Briggs das große Maul stopfen und damit Wladimir Klitschko von seinem Stalker befreien. Sodann werde er sich den Ukrainer im Ring vorknöpfen und ihm die Gürtel abnehmen. [1]

Der 1984 in Beirut geborene Manuel Charr wurde 2005 über ein Trainingslager im Berliner Max Schmeling Gym vom Sauerland-Boxstall unter Vertrag genommen und von Trainer Ulli Wegner betreut. Nachdem er sich unter anderem als Sparringspartner von Nikolai Walujew, Alexander Powetkin und John Ruiz die Sporen verdient hatte, wechselte er 2007 zur Hamburger Universum Box-Promotion und wurde fortan von Fritz Sdunek trainiert. Von Februar bis November 2011 bestritt Charr seine Kämpfe für die Sturm Box-Promotion und sicherte sich am 18. November in Cuxhaven durch einen Sieg über den Brasilianer Marcelo Luiz Nascimento den vakanten internationalen Silbergürtel des WBC. Ende 2011 trennte er sich von Sturm und gründete sein eigenes Unternehmen Diamond Boy Promotion.

Nach 21 Profikämpfen ohne Niederlage mußte sich Charr am 8. September 2012 im Titelkampf gegen Vitali Klitschko geschlagen geben. Nachdem er Ende 2012 Konstantin Airich und im Februar 2013 Yakup Saglam jeweils vorzeitig besiegt hatte, war für Juni ein Kampf gegen David Haye geplant, den der Brite jedoch wegen einer Handverletzung absagte. Am 30. Mai 2014 kämpfte Charr in Moskau gegen Alexander Powetkin um den vakanten internationalen Titel des WBC und verlor durch K.o. in der siebten Runde. Damit weist seine Bilanz 26 Siege und zwei Niederlagen auf.

Demgegenüber ist Shannon Briggs, der 1971 in Brooklyn geboren wurde, ein altgedienter Haudegen des Schwergewichts. Mit 55 Siegen, sechs Niederlagen und einem Unentschieden sowie einem Kampf ohne Wertung verfügt er über reichhaltige Erfahrung und kann auf eine Karriere voller Höhen und Tiefpunkte zurückblicken. Im November 1997 schenkten ihm die Punktrichter einen Sieg über den 48jährigen George Foreman, der ihm am 28. März 1998 einen Titelkampf gegen WBC-Weltmeister Lennox bescherte. Briggs ging anfangs beherzt zur Sache, mußte sich aber nach insgesamt drei Niederschlägen in der fünften Runde geschlagen geben.

Im März 1999 trennte er sich unentschieden von Francois Botha und im April 2000 unterlag er überraschend dem Aufbaugegner Sedreck Fields. Nach vier zwischenzeitlichen Siegen verlor er 2002 klar nach Punkten gegen Jameel McCline. Dann folgten elf vorzeitige Siege in Folge gegen bestenfalls zweitklassige Gegner. Mit Hilfe Don Kings bekam er dennoch am 4. November 2006 einen Titelkampf gegen WBO-Weltmeister Sergei Liachowitsch, den er, im Rückstand liegend, wenige Sekunden vor Ende der zwölften Runde durch K.o. besiegte. Gleich bei seiner ersten Titelverteidigung unterlag er jedoch am 2. Juni 2007 dem Russen Sultan Ibragimow einstimmig nach Punkten.

Danach gab Briggs seinen Rücktritt bekannt, doch kehrte er zweieinhalb Jahre später in den Ring zurück. Mit einigen Siegen brachte er sich wieder ins Gespräch und bekam schließlich die Chance, am 16. Oktober 2010 in Hamburg gegen Vitali Klitschko anzutreten. Ohne Rücksicht auf seine Gesundheit ließ er sich zwölf Runden lang von dem Ukrainer traktieren, worauf im Krankenhaus eine Gehirnerschütterung, zwei Frakturen im Gesicht, ein Muskelriß im Bizeps sowie ein geplatztes Trommelfell diagnostiziert wurden. In den Jahren 2013 und 2014 tat er sich vor allem als Stalker Wladimir Klitschkos hervor, dem er bei diversen öffentlichen und privaten Anlässen auflauerte, um sich ins Gespräch zu bringen.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6614-duell-der-ehemaligen-klitschko-gegnermanuel-charr-fordert-shannon-briggs-heraus.html

20. November 2014