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MELDUNG/1570: Carl Froch will Chavez oder keinen (SB)




James DeGale kann ihn nicht hinter dem Ofen hervorlocken

Der britische Pflichtherausforderer James DeGale hat beste Aussichten, in absehbarer Zeit um den Titel des IBF-Weltmeisters im Supermittelgewicht zu kämpfen, jedoch mit Sicherheit nicht gegen seinen Landsmann Carl Froch. Der Weltmeister der WBA und IBF aus Nottingham hat anläßlich DeGales Sieg über Marco Antonio Periban in der Londoner ExCel Arena noch einmal unterstrichen, daß ihn dieser Gegner einfach nicht interessiert. Wenn ihn der 28jährige DeGale deswegen einen Feigling nennt, ficht das den Champion nicht an. Zum einen kann er sich sicher sein, daß kaum jemand die Auffassung des Herausforderers teilt, der Titelverteidiger habe Angst vor ihm. Zum andern ist Froch fest entschlossen, seine Karriere mit einem spektakulären Auftritt in Las Vegas zu beschließen, wo er auf Julio Cesar Chavez jun. zu treffen hofft. Sein Promoter Eddie Hearn verhandle mit dem Management des Mexikaners über einen Kampf in der Spielerstadt und sei optimistisch, das man sich handelseinig werden könne, so Froch.

Wie der 37 Jahre alte Weltmeister im Gespräch mit BBC Radio Nottingham bekräftigte, motiviere ihn die Aussicht einfach nicht mehr, noch einmal in England gegen einen heimischen Gegner anzutreten. Sollte ihm Eddie Hearn morgen eröffnen, daß er Anfang nächsten Jahres gegen James DeGale kämpfen solle, würde ihn das nicht hinter dem Ofen hervorlocken und zum Training ermuntern. Froch hat im Mai seinen jungen britischen Rivalen George Groves vor 80.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion auch bei ihrer Revanche vorzeitig besiegt. Das läßt sich in seiner Dimension nicht annähernd wiederholen. Ginge es ihm ums Geld und einen sicheren Ausklang seiner Laufbahn, würde er den mutmaßlichen Wünschen seines Promoters folgen und im Laufe zweier weiterer aktiver Jahre als Weltmeister James DeGale abfertigen, den aus dem sportlichen Vorruhestand zurückkehrenden Dänen Mikkel Kessler in einem dritten Duell besiegen und sich womöglich mit dem WBC-Champion Anthony Dirrell aus den USA einen Kampf auf Biegen oder Brechen liefern.

Diese Aussicht läßt ihn jedoch kalt, und so schert es ihn nicht, den IBF-Titel am grünen Tisch zu verlieren, sofern er nicht gegen den Pflichtherausforderer DeGale antritt. Er wolle sich mit Chavez messen, ob als Weltmeister oder schlichtweg um der Ehre willen, denn dieser Kampf würde beiderseits des Atlantiks für Schlagzeilen sorgen, so Froch. Seinen Namen zum krönenden Abschluß einer phantastischen Karriere noch einmal in aller Munde zu wissen, sei das einzige, was ihn dazu anspornen könnte, sich ein letztes Mal in die bestmögliche Form zu bringen und ins Rampenlicht zu treten. [1]

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David Price tritt auf der Stelle

Die Perspektive des Briten David Price, eines Tages Weltmeister im Schwergewicht zu werden, ist recht fadenscheinig geworden. Nun muß der Hüne zu allem Überfluß auch noch den am 6. Dezember geplanten Kampf gegen den weithin unbekannten Aufbaugegner Emilio Ezequiel Zarate wegen einer Bizepsverletzung absagen. Er sei frustriert, da er sich für diesen Auftritt in Bestform gebracht habe. Wenngleich die Blessur bald ausgeheilt sein werde, folge er dem ärztlichen Rat und verzichte auf den Auftritt in Oldenburg, so der Engländer.

Price, dessen Bilanz bei 18 Siegen und zwei Niederlagen steht, wird derzeit beim Verband WBO an Nummer 9 und bei der IBF an Nummer 13 der Rangliste geführt. Da er mit 32 Jahren nicht mehr der Allerjüngste ist, hat er keine Zeit zu verlieren. Will er sich an einen Titelkampf heranarbeiten, muß er sich allerdings mit namhafteren Kontrahenten auseinandersetzen als Istvan Ruzsinszky, Ondrej Pala und Jaroslaw Tsaworotni, die er zuletzt besiegt hat. Auch ein Erfolg gegen Zarate hätte ihn keinen Schritt weitergebracht, so daß sich die Frage stellt, welche Marschrichtung seinem Promoter vorschwebt.

Wie Kalle Sauerland angekündigt hat, erwarte er 2015 große Dinge von David Price. Was darunter zu verstehen ist, bleibt jedoch sein Geheimnis, da der Aufbau des Briten allmählich im Übergang von Sorgfalt zu Zögerlichkeit angelangt zu sein scheint. So sehr es zu begrüßen ist, daß der englische Schwergewichtler nach seinen beiden verheerenden K.o.-Niederlagen gegen Tony Thompson im Jahr 2013 in aller Ruhe wieder an die Weltspitze herangeführt werden soll, kann doch Stagnation nicht das Mittel der Wahl sein, wenn man die Titelträume am Leben erhalten will. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.bbc.com/sport/0/boxing/30212431

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/david-price-suffers-biceps-tear/#more-185102

4. Dezember 2014