Schattenblick → INFOPOOL → SPORT → BOXEN


MELDUNG/1658: Russischer Durchmarsch im Halbschwergewicht (SB)



Sergej Kowaljew besiegt Jean Pascal in der achten Runde

Sergej Kowaljew bleibt Superchampion der WBA sowie Weltmeister der WBO und IBF im Halbschwergewicht. Der 31jährige Russe setzte sich in Montreal durch technischen K.o. in der achten Runde gegen den ein Jahr älteren ehemaligen Champion Jean Pascal aus Kanada durch. Damit hat der in Los Angeles lebende Kowaljew auch die fünfte Titelverteidigung erfolgreich über die Bühne gebracht und seine Bilanz auf 27 Siege sowie ein Unentschieden ausgebaut. Bei seinem letzten Auftritt hatte er im November 2014 Bernard Hopkins die Gürtel der WBA und IBF abgenommen. Pascal, der von 2009 bis 2011 WBC-Weltmeister war und damals von Hopkins entthront wurde, hat nun 29 gewonnene und drei verlorene Kämpfe sowie einen unentschieden gewerteten Auftritt vorzuweisen.

Die Kontrahenten lieferten einander im Bell Centre ein hochklassiges Gefecht, in dem der favorisierte Russe vor dem Heimpublikum seines Gegners anfangs einige Schwierigkeiten zu überstehen hatte, bis er dann immer besser in Fahrt kam. Kowaljew drang von Beginn an energisch auf den Herausforderer ein, der ihm jedoch mit wuchtigen Schlägen Paroli bot. Beide steckten die Treffer problemlos weg, bis der Titelverteidiger kurz vor Ende der vierten Runde Pascal erstmals in dessen Karriere auf die Bretter schickte. Im folgenden Durchgang drängte Kowaljew auf eine frühe Entscheidung, doch der nach wie vor beeinträchtigte Kanadier fand in den Kampf zurück.

In der Folge wogte das Geschehen hin und her, wobei Kowaljew offensiver zu Werke ging, der Herausforderer jedoch ebenfalls gefährliche Schläge ins Ziel brachte. Als die achte Runde eingeläutet war, trieb der Russe seinen Gegner mit heftigen Schlägen in die Seile, rutschte dann aber aus, was Pascal eine kurze Erholungspause verschaffte. Als der Kampf wieder freigegeben war, versetzte der Champion dem Kanadier zwei derart schwere Treffer, daß der Ringrichter Luis Pabon ohne zu zögern dazwischenging und das Duell nach 1:03 Minuten des Durchgangs für beendet erklärte. [1] Zum Zeitpunkt des Abbruchs lag Sergej Kowaljew bei allen drei Punktrichtern mit 68:64 in Front.

Zwar monierte der Herausforderer, der Abbruch sei voreilig erfolgt, doch schwankte er noch immer derart, daß die Entscheidung des Referees zweifelsfrei zu begrüßen war. Pascal hätte die Runde keinesfalls überstanden und womöglich Schaden genommen, während er sich nun zumindest zugute halten konnte, den Kampf aufrecht stehend beendet zu haben. Kowaljow hatte sich als der klar überlegene Boxer erwiesen und seinen ermüdenden Gegner mit dem Jab zunehmend in die Enge getrieben, worauf er ihn mit schweren Treffern traktierte. Der Kanadier forderte nach der ersten vorzeitigen Niederlage seiner Laufbahn noch im Ring eine Revanche, in der er freilich kaum besser abschneiden würde. [2]

In einer anschließenden Stellungnahme übte Kowaljew zunächst Selbstkritik, was seinen Auftakt betraf. Nach der vierten Runde habe er jedoch seinen Gegner kontrolliert, so daß das vorzeitige Ende nur noch eine Frage der Zeit gewesen sei. Sollte seine Promoterin Kathy Duva für einen Rückkampf plädieren, sei er jederzeit dazu bereit. Pascal würdigte den Titelverteidiger als großen Champion und war der Überzeugung, den Russen mehr als jeder andere Gegner gefordert zu haben. Er habe sein Bestes gegeben, weshalb er um so enttäuschter über den Abbruch sei.

Wenngleich Kowaljew nun dem Pflichtherausforderer Nadjib Mohammedi aus Frankreich einen Kampf schuldet, der sich im Vorprogramm in der sechsten Runde gegen Lee Campbell durchsetzte, ist er seinem Wunsch, sich mit dem amtierenden WBC-Weltmeister Adonis Stevenson zu messen, einen großen Schritt nähergekommen. Dieser hatte im vergangenen Jahr ein Duell mit dem Russen ausgeschlagen, weil er lieber gegen Bernard Hopkins antreten wollte. Der zog jedoch Kowaljew vor, worauf der Kanadier gegen zweitklassige Gegner antrat. Der Verband WBC segnete das Duell zwischen dem Russen und Pascal überraschend als Ausscheidungskampf ab, so daß Kowaljow neuer Pflichtherausforderer ist. Daher steht Stevenson nun mit dem Rücken an der Wand und muß sich Kowaljow stellen, will er seinen Titel nicht am grünen Tisch verlieren.

Bernard Hopkins, der als Kommentator des Senders HBO am Ring saß, wußte zu berichten, daß Stevenson gegen den Russen antreten wolle. Daher scheint der bedeutendste Kampf im Halbschwergewicht, in dem die Titel aller vier maßgeblichen Verbände zusammengeführt werden, tatsächlich in greifbare Nähe gerückt zu sein. Legt man die beeindruckenden Auftritte Kowaljews gegen Hopkins und Pascal zugrunde, dürfte es Stevenson sehr schwer haben, aus diesem Duell als Sieger hervorzugehen.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12486569/sergey-kovalev-stops-jean-pascal-retain-three-175-pound-world-title-belts

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/03/kovalev-vs-pascal-early-results/#more-189381

16. März 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang