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MELDUNG/1671: Leichtes Spiel im heimischen Sheffield (SB)



Kell Brook braucht nur vier Runden für Jo Jo Dan

Kell Brook hat den Titel der IBF im Weltergewicht in Sheffield erfolgreich verteidigt. Der Brite besiegte den Pflichtherausforderer Jo Jo Dan durch Abbruch nach der vierten Runde und ist damit in 34 Profikämpfen ungeschlagen. Für den in Kanada lebenden Rumänen, der in diesem Duell sichtlich überfordert war, stehen nun 34 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche. Brook, der vor sechs Monaten bei einem Angriff mit einer Machete schwer am linken Oberschenkel verletzt worden war und damals in Lebensgefahr schwebte, ließ keinerlei Nachwirkungen dieses Zwischenfalls erkennen. [1]

Bei seiner ersten Titelverteidigung gewann der Lokalmatador in der Motorpoint Arena von Beginn an die Oberhand und traktierte den größeren Gegner mit wuchtigen Schlägen. Bereits in der zweiten Runde erzielte der 28jährige Champion den ersten Niederschlag, als der Herausforderer nach einem Uppercut den Boden mit einem Handschuh berührte. Allerdings hatte Brook seinen Gegner regelwidrig mit dem linken Unterarm im Nacken festgehalten und gleichzeitig mit der Rechten geschlagen, was der Ringrichter Earl Brown schlichtweg übersah. Von diesem Zwischenfall schien sich Dan nicht mehr zu erholen, denn wenig später schickte ihn der Weltmeister mit einer rechten Geraden erneut zu Boden. Der Kanadier kam dennoch wieder auf die Beine und überstand trotz weiterer schwerer Treffer die Runde.

Im dritten Durchgang legte es Brook augenscheinlich auf eine frühe Entscheidung an, verfehlte aber mit seinen heftigen Schlägen häufig das Ziel. Gegen Ende des vierten Durchgangs schickte der Titelverteidiger dann seinen Gegner mit einer Kombination zum dritten Mal auf die Bretter, wo der Herausforderer angezählt wurde. Kaum hatte er sich wieder aufgerafft, als Brook ihn mit einem linken Haken erneut zu Boden schlug, worauf der Pausengong ertönte. Daraufhin nahmen Dans Betreuer ihren Boxer aus dem Kampf, um weiteren Schaden abzuwenden.

Damit hatte Kell Brook seine Titelverteidigung souverän gewonnen, wobei man neben dem regelwidrigen ersten Niederschlag ebenfalls einschränkend anmerken muß, daß Jo Jo Dan als relativ schwacher Herausforderer galt. Er hatte in der Vergangenheit zweimal gegen Selcuk Aydin verloren, wurde aber an der Spitze der IBF-Rangliste geführt. Berücksichtigt man, daß er damit bei diesem Verband vor stärker einzuschätzenden Kandidaten wie Tim Bradley, Amir Khan, Sadam Ali, Devon Alexander, Shawn Porter und Fredrick Lawson stand, belegt dies einmal mehr, wie fragwürdig solche Einstufungen des öfteren sind.

Wenngleich sich Brook mit diesem Erfolg der Pflichtaufgabe entledigt und die Tür zu lukrativeren Kämpfen in dieser hochkarätig besetzten Gewichtsklasse weit aufgestoßen hat, wirkte er doch nicht wie ein Boxer, der es mit den gefährlichsten Akteuren seines Limits aufnehmen kann. Er entfaltet zwar eine beachtliche Schlagwirkung, boxt aber vergleichsweise langsam und unbeweglich auf den Füßen. Zudem wurde er von Dan recht häufig getroffen, was nur deshalb folgenlos blieb, weil die Schläge des Kanadiers allzu harmlos waren.

Kells Promoter Eddie Hearn möchte seinen Boxer am 13. Juni gegen Amir Khan zu einem hochdotierten innerbritischen Duell antreten lassen und rief den Wunschgegner zum wiederholten Mal dazu auf, den Fans endlich zu geben, was sie am liebsten hätten. Dazu wird es jedoch nicht kommen, da Khan nach wie vor dem großen Geld beim erhofften Kampf gegen Floyd Mayweather oder Manny Pacquiao hinterherjagt. Noch hat sich Brook in den USA keinen Namen gemacht, der auch dort die Kassen klingeln ließe, so daß sein britischer Landsmann diesbezüglich in Ruhe abwarten dürfte.

Brook lobte Jo Jo Dan als außerordentlich zähen Gegner, der trotz schwerer Treffer immer wieder aufgestanden sei. Obgleich der Kanadier noch nie vorzeitig verloren hatte und ein würdiger Herausforderer gewesen sei, habe er ihn doch nach allen Regeln der Kunst geschlagen. Er werde sich im Juni mit einem spektakulären Auftritt zurückmelden, sei es gegen Amir Khan, Juan Manuel Marquez oder Brandon Rios. Man kann wohl schon jetzt davon ausgehen, daß nur der Mexikaner oder der Amerikaner dafür zur Verfügung stehen wird.

Amir Khan, der den Auftritt in Sheffield aus der Ferne aufmerksam verfolgt hatte, gratulierte Brook per Twitter zu einer gelungenen Titelverteidigung, die ihm leicht von der Hand gegangen sei. Auf die Herausforderung, miteinander in den Ring zu steigen, ging er mit keiner Silbe ein. Wie er schon mehrfach unterstrichen hat, sei Brook für ihn erst ein Thema, wenn dieser namhafte Gegner besiegt habe. Auf Jo Jo Dan trifft das nicht zu, und der bald 42 Jahre alte Marquez hat den Zenit seines Könnens längst überschritten. Brandon Rios ist auf die Siegerstraße zurückgekehrt, von der er zuvor jedoch bedenklich abgebogen war. Sollte sich Brook allerdings mit Kontrahenten wie Keith Thurman, Tim Bradley, Danny Garcia, Lucas Matthysse oder Marcos Maidana messen und dabei die Oberhand behalten, gingen Amir Khan langsam aber sicher die Argumente aus, warum sich ihrer beider Wege nun einmal nicht kreuzen können. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.espn.co.uk/espn/sport/story/417175.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/03/khan-congratulates-kell-brook-on-easy-work-win-over-jo-jo-dan/#more-189936

30. März 2015


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