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MELDUNG/1691: Alles zu seiner Zeit (SB)



Wladimir Klitschko nimmt Bryant Jennings ins Visier

Wladimir Klitschko, der seit einem Jahrzehnt an der Spitze des internationalen Schwergewichts steht, verteidigt seine Titelsammlung am 25. April im Madison Square Garden, der wohl berühmtesten Arena der Welt. Mit einer beeindruckenden Bilanz von 63 Siegen und drei Niederlagen kehrt der Champion zum vierten Mal in seiner Karriere an diesen Schauplatz legendärer Kämpfe zurück. Herausforderer ist der in 19 Profikämpfen ungeschlagene US-Amerikaner Bryant Jennings. Die Veranstaltung in New York wird von K2 Promotions und der Klitschko Management Group in Zusammenarbeit mit Gary Shaw Productions präsentiert und vom Sender HBO in den USA sowie RTL in Deutschland live übertragen. Die Eintrittskarten kosten zwischen 100 Dollar für die billigsten und 1000 Dollar für die besten Plätze.

Der 39jährige Klitschko ist Superchampion der WBA und WBO, Weltmeister der IBF und IBO wie auch Besitzer des prestigeträchtigen Gürtels, den die renommierte Fachzeitschrift "The Ring Magazine" an den jeweils besten Boxer einer Gewichtsklasse vergibt. Weltmeister beim Verband WBC ist der US-Amerikaner Deontay Wilder, der gegenwärtig als gefährlichster Rivale des Ukrainers gilt und zumindest in den USA bereits als dessen Nachfolger gehandelt wird. Regulärer Weltmeister der WBA und damit eine Stufe unter Klitschko angesiedelt ist Ruslan Tschagajew.

Bei seinem letzten Auftritt setzte sich Wladimir Klitschko am 15. November 2014 in Hamburg durch K.o. in der fünften Runde gegen Kubrat Pulew durch, der damals als stärkster Kandidat im Kreis der Titelaspiranten galt. Wenngleich der Bulgare aus dem Team Sauerland durchaus eine gute Figur machte, mußte er doch in der O2 Arena viermal zu Boden gehen und sich schließlich vorzeitig geschlagen geben. [1]

Klitschko rechnet bei seinem Auftritt im Madison Square Garden mit einem ausverkauften Haus und einer guten Quote für den Sender HBO. Da er jedoch im Laufe seiner Karriere nicht viele Kämpfe in den USA ausgetragen hat, hält sich das dortige Publikumsinteresse wohl in Grenzen. Hinzu kommt auch, daß seine Darbietungen zumeist nicht allzu spannend sind, da er entweder überforderte Gegner allzu klar dominiert oder gefährlichere Kontrahenten durch häufiges Klammern an der Entfaltung zu hindern pflegt. Dieses Sicherheitsboxen ist zwar erfolgreich, aber nicht nach dem Geschmack vieler Zuschauer, die einen offenen Schlagabtausch favorisieren.

In Europa füllt der Ukrainer regelmäßig große Stadien und hat schon vor mehr als 60.000 Zuschauen gekämpft. Nun macht er in den USA Werbung in eigener Sache, wenn er versichert, daß auch dort eine enorme Nachfrage bestehe. Ob das eher Wunschdenken bleibt oder in Verbindung mit einem einheimischen Herausforderer doch reges Interesse zu verzeichnen ist, wird sich am Samstagabend zeigen. Will Klitschko eine überzeugende Vorstellung geben, muß er sich hüten, übermäßig zu klammern und damit Jennings am Schlagen zu hindern. Er steht im Fernvergleich mit Deontay Wilder, dessen frühzeitige Siege in Serie ganz nach dem Geschmack des US-Publikums sind. [2]

Wenngleich dem Ukrainer mit möglichen Kämpfen gegen Tyson Fury und Deontay Wilder bereits zwei weitere attraktive Auftritte in Aussicht stehen, gilt seine Aufmerksamkeit vorerst ausschließlich Bryant Jennings. Ohne einen Sieg gegen diesen Herausforderer seien Zukunftspläne Makulatur, warnt Klitschko vor ebenso müßigen wie ablenkenden Diskussionen im Vorfeld seines kommenden Kampfs.

Tyson Fury ist Pflichtherausforderer beim Verband WBO und hat ein Angebot ausgeschlagen, gegen Deontay Wilder anzutreten. Der Brite will mit Wladimir Klitschko in den Ring steigen und gibt sich zuversichtlich, ihm die Titel abzujagen und sich danach den US-Amerikaner vorzunehmen. Realistisch betrachtet würde Fury in beiden Fällen vorzeitig verlieren, wobei er offenbar eine Niederlage gegen den Ukrainer vorzieht, da er dieses Schicksal mit zahlreichen anderen Kandidaten teilen würde. Klitschko muß gegen ihn antreten, will er nicht den Gürtel der WBO am grünen Tisch verlieren. [3]

Daher ist anzunehmen, daß sich der Ukrainer zunächst dieser Aufgabe entledigen wird, die sich in Europa ausgezeichnet vermarkten läßt. Danach kommt Deontay Wilder an die Reihe, der wesentlich schneller und wirksamer schlägt als der Brite. Bei seinem Titelgewinn gegen Bermane Stiverne hat der US-Amerikaner zudem erstmals unter Beweis gestellt, daß er technisch versiert über volle zwölf Runden boxen kann. Klitschko will sich den WBC-Gürtel unbedingt holen, um seine Titelsammlung zu komplettieren. Allzu lange darf er den Kampf gegen Wilder nicht hinausschieben, da der WBC-Champion erheblich jünger ist und somit auf längere Sicht die Physis auf seiner Seite hat. Folglich wir es wohl im nächsten Jahr zu diesem Duell im Schwergewicht kommen, bei dem Klitschkos Vormachtstellung auf dem härtesten Prüfstand seit langem stehen dürfte.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/04/live-stream-klitschko-vs-jennings-press-conference-at-200-p-m-et1100-a-m-pt/#more-191299

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/04/wladimir-klitschko-expects-a-sold-out-msg-for-bryant-jennings-fight-on-saturday/#more-191355

[3] http://www.boxingnews24.com/2015/04/wladimir-klitschko-focused-on-bryant-jennings-not-interested-in-wilder-or-fury-now/#more-191373

23. April 2015


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