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MELDUNG/1705: Es kann nicht immer Kaviar sein (SB)



Sergej Kowaljow befaßt sich endlich mit Nadjib Mohammedi

Sergej Kowaljow verteidigt die Titel der Verbände WBA, WBO und IBF im Halbschwergewicht am 18. Juli im Mandalay Bay in Las Vegas gegen den Pflichtherausforderer der IBF, Nadjib Mohammedi aus Frankreich. Da der Franzose in den USA nahezu unbekannt ist und sich dieser Kampf daher nicht sonderlich gut vermarkten läßt, hatte ihn der Russe mehrfach verschoben. Während für den ungeschlagenen Weltmeister 27 Siege sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat sein kommender Gegner 37 Auftritte gewonnen und drei verloren.

Kowaljow hat zuletzt mit Bernard Hopkins und Jean Pascal zwei der namhaftesten Kontrahenten besiegt und sich an die Spitze der Gewichtsklasse gesetzt. Danach wollte der Russe endlich den amtierenden WBC-Champion Adonis Stevenson vor die Fäuste bekommen, der ihm seit geraumer Zeit aus dem Weg geht, auch wenn er stets das Gegenteil behauptet. Der Kanadier schien endlich bereit zu sein, sich Kowaljow zu stellen, als sich dessen Promoterin Kathy Duva kurz vor der Versteigerung der Austragungsrechte aus den Verhandlungen zurückzog. Da der Russe vertraglich an HBO gebunden ist, Stevenson jedoch unter der Regie des Konkurrenzsenders Showtime in den Ring steigt, wird es auf absehbare Zeit nicht zu diesem hochklassigen Duell kommen, in dem die Vorherrschaft im Halbschwergewicht endgültig geklärt werden könnte.

Wie Nadjib Mohammedi ankündigt, sei es an der Zeit, aller Welt sein Können zu demonstrieren. Er sei schneller und schlauer als Kowaljow, der zwar einige Gegner besiegt habe, jedoch am 18. Juli an seine Grenzen stoßen werde, wenn die nächste Generation seine Nachfolge antrete. Der Franzose kann kräftig zuschlagen und hat zuletzt mit Lee Campbell, Demetrius Walker, Anatoli Dudschenko und Olexander Tscherviak vier Gegner vorzeitig besiegt, die freilich nicht auf seinem Niveau boxten. Geht man etwas weiter zurück, findet man 2010 eine knappe Punktniederlage gegen den damaligen WBO-Weltmeister Nathan Cleverly und 2011 ein Scheitern in der zweiten Runde an Dimitri Suchotsky. [1]

Sergej Kowaljow hat Cleverly vor dessen heimischem Publikum in Cardiff binnen weniger Runden auf die Bretter geschickt und ihm problemlos den Gürtel abgenommen. Seither hat sich der Russe sogar noch wesentlich verbessert und den mit allen Wassern gewaschenen Bernard Hopkins mit einer technisch und taktisch überragenden Vorstellung entthront. Kowaljow ist groß, arbeitet hervorragend mit dem Jab und verfügt über eine gewaltige Schlagwirkung, der seine bisherigen Gegner, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zum Opfer gefallen sind. Sollte es Mohammedi nicht gelingen, sich ihm zwölf Runden lang zu entziehen und nur nach Punkten zu verlieren, dürfte dieser Kampf nicht allzu lange dauern.

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Leichte Beute für Anthony Joshua

In einem höchst einseitigen Kampf hat der britische Schwergewichtler Anthony Joshua den Brasilianer Raphael Zumbano Love in Birmingham bereits in der zweiten Runde besiegt und damit seine Serie vorzeitiger Erfolge auf zwölf ausgebaut. Love, der schon 29 Gegner auf die Bretter geschickt hatte, wich beständig aus, beschränkte sich weitgehend auf die Deckung und machte kaum Anstalten, seinerseits zu schlagen. Das ging nicht lange gut, da er schließlich in eine Rechte des jungen Briten lief, die ihn zu Boden schickte. Der 34jährige kam nicht mehr rechtzeitig wieder auf die Beine, um einen Abbruch zu verhindern.

Für den als Aufbaugegner engagierten Brasilianer stehen nun 36 Siege, elf Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche. Joshuas Promoter Eddie Hearn rechtfertigte die Verpflichtung des schwachen Kandidaten damit, daß dieser immerhin schon mit Charles Martin und Shannon Briggs über etliche Runden gegangen war. [2]

Anthony Joshua kehrt bereits am 30. Mai in den Ring zurück und tritt dann gegen den Routinier Kevin Johnson an, den er ebenfalls problemlos besiegen zu können glaubt. Dem hielt der 35jährige US-Amerikaner entgegen, er wisse genau, wie er diesen Gegner leichterdings auf die Bretter schicken könne. In London bekommt es der 25 Jahre alte Brite erstmals mit einem Kontrahenten zu tun, der bereits um die Weltmeisterschaft gekämpft hat. Johnson ist zwar längst nicht mehr in der Verfassung seines Kampfs gegen Vitali Klitschko, dem er einen Gang über volle zwölf Runden abnötigte, oder seiner Duelle mit den Briten Tyson Fury und Dereck Chisora. Dennoch könnten seine Defensivkünste noch immer ausreichen, um Joshua wenigstens einige Zeit lang an der Entfaltung zu hindern.

Nach seinem kurzen Auftritt in Birmingham traf der junge Brite auf seinen kommenden Gegner, der zu ihm in den Ring geklettert war. Wie Joshua versicherte, wachse seine Zuversicht mit jedem Kampf. In wenigen Wochen werde er diesem Kontrahenten gegenüberstehen und freue sich schon darauf, mit ihm einige Runden Erfahrung zu sammeln. Wie lange der Kampf letztendlich dauern werde, sei nicht entscheidend, solange man nur dem Publikum eine gute Show bieten könne. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/sergey-kovalev-vs-nadjib-mohammedi-on-718-in-las-vegas-nv/#more-192810

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/05/macklin-stops-micsko-in-2nd-round/#more-192841

[3] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12854584/anthony-joshua-maintains-perfect-record-racks-12th-stra

12. Mai 2015


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