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MELDUNG/1739: Aufgalopp gegen das Sommerloch (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


11. Juli: Keith Thurman gegen Luis Collazo

Der Verband WBA führt Floyd Mayweather als Superchampion im Weltergewicht. Als regulärer Weltmeister und damit eine Stufe darunter firmiert Keith Thurman, der in 25 Kämpfen ungeschlagen ist. Er verteidigt in Tampa, Florida, seinen Titel freiwillig gegen den 34jährigen früheren Champion Luis Collazo, für den 36 Siege und sechs Niederlagen zu Buche stehen. Das Duell wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender ESPN übertragen.

Thurman, der zehn Jahre jünger als sein Gegner ist, besiegte bei seinem letzten Auftritt im März den ehemaligen Weltmeister Robert Guerrero nach hartem Kampf einstimmig nach Punkten. Er schaltet nun einen Gang zurück, da Collazo seit Jahren keinen bedeutenden Kampf mehr gewonnen hat. Dieser war 2005 und 2006 WBA-Weltmeister im Weltergewicht, bis er sich Ricky Hatton umstritten nach Punkten geschlagen geben mußte. Nach dieser Niederlage gegen den damals sehr populären Briten ging es mit Collazos Karriere bergab, da er auch gegen Andre Berto, Shane Mosley, Freddy Hernandez und schließlich Amir Khan den kürzeren zog.

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11. Juli: Ruslan Tschagajew gegen Francesco Pianeta

Ruslan Tschagajew verteidigt den regulären Titel der WBA im Schwergewicht in Magdeburg gegen Francesco Pianeta. Während für den Weltmeister 33 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat der Herausforderer bislang 31 Auftritte gewonnen und einen verloren. Dem Gelsenkirchener eröffnet sich damit die zweite Titelchance seiner Karriere, nachdem er 2013 im Kampf gegen Wladimir Klitschko in der sechsten Runde den kürzeren gezogen hatte. Seither hat Pianeta einige wenig bekannte Gegner besiegt.

Tschagajew gilt bei seiner ersten Titelverteidigung als Favorit, da er technisch versierter ist und über die größere Schlagwirkung verfügt. Allerdings muß er mit der Größe seines Gegners zurechtkommen, der ihn um 18 cm überragt. Der Usbeke hatte sich im Juli 2014 in Grosny knapp nach Punkten gegen den US-Amerikaner Fres Oquendo durchgesetzt und damit den Gürtel gesichert. Anstelle einer möglichen Revanche entschied er sich für Pianeta, der hierzulande einen recht guten Namen hat, aber international gesehen zu den deutlich leichteren Aufgaben gehören sollte.

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18. Juli: Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz

In Halle/Westfalen geht das vierte Duell zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz über die Bühne. Abraham, der 42 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat, verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht gegen den Pflichtherausforderer, für den 47 Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden gegen Felix Sturm zu Buche stehen.

Langweilig dürfte es trotz des Seriencharakters dieses innerdeutschen Kräftemessens kaum werden, zumal die drei zurückliegenden Kapitel durchaus unterhaltsam waren. Stieglitz, der den Gürtel im August 2012 an Abraham verloren, bei der Revanche im März 2013 wiedergewonnen und zuletzt im März 2014 erneut abgegeben hat, möchte die Bilanz unbedingt ausgleichen, da er auf andere Weise absehbar nie mehr Weltmeister werden kann.

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18. Juli: Sergej Kowaljow gegen Nadjib Mohammedi

Sergej Kowaljow verteidigt die Titel der Verbände WBA, WBO und IBF im Halbschwergewicht im Mandalay Bay in Las Vegas gegen den Pflichtherausforderer der IBF, Nadjib Mohammedi aus Frankreich. Da der Franzose in den USA nahezu unbekannt ist und sich dieser Kampf daher nicht sonderlich gut vermarkten läßt, hatte ihn der Russe mehrfach verschoben. Während für den ungeschlagenen Weltmeister 27 Siege sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat sein kommender Gegner 37 Auftritte gewonnen und drei verloren.

Kowaljow hat zuletzt mit Bernard Hopkins und Jean Pascal zwei der namhaftesten Kontrahenten besiegt und sich an die Spitze der Gewichtsklasse gesetzt. Danach wollte der Russe endlich den amtierenden WBC-Champion Adonis Stevenson vor die Fäuste bekommen, doch da die beiden an verschiedene Sender gebunden sind, wird es auf absehbare Zeit nicht zu diesem hochklassigen Duell kommen, in dem die Vorherrschaft endgültig geklärt werden könnte.

Nadjib Mohammedi hat zuletzt vier Gegner vorzeitig besiegt, die freilich nicht auf seinem Niveau boxten. Geht man etwas weiter zurück, findet man 2010 eine knappe Punktniederlage gegen den damaligen WBO-Weltmeister Nathan Cleverly und 2011 ein Scheitern in der zweiten Runde an Dimitri Suchotsky. Sergej Kowaljow hat Cleverly vor dessen heimischem Publikum in Cardiff binnen weniger Runden auf die Bretter geschickt und ihm problemlos den Gürtel abgenommen. Seither hat sich der Russe sogar noch wesentlich verbessert, den mit allen Wassern gewaschenen Bernard Hopkins mit einer technisch und taktisch überragenden Vorstellung entthront und auch gegen Jean Pascal eine ausgezeichnete Figur gemacht.

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18. Juli: Julio Cesar Chavez gegen Marco Reyes

Julio Cesar Chavez jun. hat sich nach der bitteren Niederlage gegen Andrzej Fonfara im Halbschwergewicht für seinen nächsten Auftritt einen leichten Gegner ausgesucht. Der ehemalige WBC-Weltmeister im Mittelgewicht trifft in Texas auf den wenig bekannten Mittelgewichtler Marco Reyes, der ihm schon rein körperlich klar unterlegen sein dürfte. Während der 29jährige Mexikaner 48 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden mitbringt, kann sein 27 Jahre alter Gegner mit 33 gewonnenen und zwei verlorenen Kämpfen aufwarten. Das Duell wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" von einem noch festzulegenden Sender übertragen, als mögliche Austragungsorte sind Houston, San Antonio und El Paso im Gespräch.

Chavez, der offiziell im Supermittelgewicht boxt, für das er im Grunde zu schwer ist, kehrt damit zu seiner bevorzugten Praxis zurück, sich einen leichten Mittelgewichtler vorzunehmen. Er muß zwar im Vorfeld des Kampfs eine Menge Gewicht abkochen, legt dann aber bei der Rehydrierung zwischen dem offiziellen Wiegen und dem Abend des folgenden Tages derart viel zu, daß er wesentlich schwerer als sein Gegner in den Ring steigen kann. Im Grunde müßte er dauerhaft ins Mittelgewicht zurückkehren, das er 2013 verlassen hat, um auf reguläre Weise einen Titel ins Visier zu nehmen. Da er dazu jedoch nicht mehr in der Lage sein dürfte, ist nicht abzusehen, wie er seiner Karriere noch einmal einen Schub verleihen will.

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1. August: Danny Garcia gegen Paulie Malignaggi

Der in 30 Kämpfen ungeschlagene Danny Garcia, Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht, steigt ins Weltergewicht auf. Er trifft im Barclays Center in Brooklyn auf Paulie Malignaggi, der 33 Kämpfe gewonnen und sechs verloren hat, wobei sein letzter Auftritt schon über ein Jahr zurückliegt. Im April 2014 mußte sich der heute 35 Jahre alte New Yorker seinem Gegner Shawn Porter in nur vier Runden geschlagen geben. Der Kampf zwischen Garcia und Malignaggi wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender ESPN übertragen.

Garcia hatte sich in der Vergangenheit mit Siegen über so namhafte Kontrahenten wie Amir Khan, Erik Morales, Zab Judah und Lucas Matthysse einen Namen gemacht, seither aber keine sonderlich guten Leistungen mehr geboten. Er setzte sich gegen den körperlich unterlegenen Rod Salka sowie umstritten gegen Mauricio Herrera und Lamont Peterson durch.

Garcia und Malignaggi können sich in ihrem Kampf keine Niederlage leisten, wobei ein Scheitern vor allem für den New Yorker Lokalmatador das Ende seiner vierzehn Jahre währenden Profikarriere einläuten könnte. Unterliegt der Favorit aus Philadelphia in diesem Duell, bliebe ihm kaum etwas anderes übrig, als ins Halbweltergewicht zurückzukehren.

1. Juli 2015


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