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MELDUNG/1764: Nagelproben für Gipfelstürmer (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


1. August: Danny Garcia gegen Paulie Malignaggi

Der in 30 Kämpfen ungeschlagene Danny Garcia, Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht, ist ins Weltergewicht aufgestiegen. Er trifft im Barclays Center in Brooklyn auf Paulie Malignaggi, der 33 Kämpfe gewonnen und sechs verloren hat, wobei sein letzter Auftritt schon über ein Jahr zurückliegt. Im April 2014 mußte sich der heute 35 Jahre alte New Yorker seinem Gegner Shawn Porter in nur vier Runden geschlagen geben. Der Kampf zwischen Garcia und Malignaggi wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender ESPN übertragen.

Garcia hatte sich in der Vergangenheit mit Siegen über so namhafte Kontrahenten wie Amir Khan, Erik Morales, Zab Judah und Lucas Matthysse einen Namen gemacht, seither aber keine sonderlich guten Leistungen mehr geboten. Er setzte sich gegen den körperlich unterlegenen Rod Salka sowie umstritten gegen Mauricio Herrera und Lamont Peterson durch. Garcia und Malignaggi können sich in ihrem Kampf keine Niederlage leisten, wobei ein Scheitern vor allem für den New Yorker Lokalmatador das Ende seiner vierzehn Jahre währenden Profikarriere einläuten könnte. Unterliegt der Favorit aus Philadelphia in diesem Duell, bliebe ihm kaum etwas anderes übrig, als ins Halbweltergewicht zurückzukehren.

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15. August: Lucian Bute gegen Andre di Luisa

Nach einer langen Pause von eineinhalb Jahren und zwei Niederlagen in seinen letzten drei Kämpfen kehrt Lucian Bute in den Ring zurück, um seiner darniederliegenden Karriere noch einmal einen neuen Schub zu verleihen. Der ehemalige IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht, für den 31 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, trifft in Montreal im Halbschwergewicht auf Andre di Luisa. Für den 35jährigen Lokalmatador sollte dieses auf zehn Runden angesetzte Gefecht eine relativ leichte Aufgabe sein, da der zwei Jahre jüngere Italiener mit seiner Bilanz von 17 gewonnenen und zwei verlorenen Auftritten als zweitklassig eingestuft wird.

Bei seinem letzten Sieg, der nun schon drei Jahre zurückliegt, setzte sich Bute unspektakulär gegen Denis Gratschow nach Punkten durch. Was sich damals schon abgezeichnet hatte, trat bei der Niederlage gegen den Kanadier Jean Pascal in seinem bislang letzten Auftritt noch deutlicher zu Tage. Bute hielt sich auffallend zurück, als fürchte er unablässig, von Pascal gekontert zu werden. Auf diese Weise läßt sich ein hochklassiger Gegner nicht besiegen, so daß sich grundsätzlich die Frage stellt, ob der Rumäne sein früheres Können noch einmal wachrufen kann.

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5. September: Jürgen Brähmer gegen Konni Konrad

Jürgen Brähmer verteidigt den regulären WBA-Titel im Halbschwergewicht in Dresden gegen Konni Konrad. Nach der Absage des ursprünglich vorgesehenen Walisers Nathan Cleverly, der früher WBO-Weltmeister war, steht dem Schweriner damit eine leichtere Aufgabe ins Haus, die er ohne größere Probleme bewältigen dürfte. Während für ihn 46 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen, hat der Herausforderer 21 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden vorzuweisen.

Konni Konrad kann auf eine Karriere voller Höhen und Tiefen zurückblicken. Vor knapp einem Jahrzehnt war er ein junger aufstrebender Boxer, der nach einer knappen Niederlage von seinem Promoter ausgemustert wurde. In den folgenden Jahren arbeitete er als Müllmann bei der Kölner Stadtreinigung, bis er 2012 durch Felix Sturm eine zweite Chance bekam, sich wieder seiner sportlichen Laufbahn zu widmen. Es folgten einige Siege, mit denen er sich zuletzt auf Platz zwölf der WBA-Weltrangliste positionieren konnte.

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11. September: Adonis Stevenson gegen Tommy Karpency

Adonis Stevenson verteidigt den WBC-Titel im Halbschwergewicht in Toronto freiwillig gegen Tommy Karpency. Während für den 38jährigen Weltmeister 26 gewonnene Kämpfe und ein verlorener Auftritt zu Buche stehen, hat der an Nummer neun der WBC-Rangliste geführte Herausforderer 25 Siege, vier Niederlagen sowie ein Unentschieden vorzuweisen. Seit seinem Titelgewinn im Jahr 2013, als er den damals noch hoch gehandelten Chad Dawson bereits in der ersten Runde auf die Bretter schickte, hat Stevenson mit Tavoris Cloud, Tony Bellew, Andrzej Fonfara, Dimitri Suchotski und zuletzt im April Sakio Bika durchweg handhabbare Gegner ausgesucht.

Tommy Karpency ist ein weiterer enttäuschender Kandidat in der Sammlung des Kanadiers, da der Herausforderer in seiner Karriere wenig geleistet hat, was diese Titelchance rechtfertigen würde. Im Jahr 2010 wurde er von Karo Murat und 2012 von dem damaligen WBO-Weltmeister Nathan Cleverly sowie Andrzej Fonfara besiegt. Zwar setzte er sich im Oktober 2014 knapp nach Punkten gegen Chad Dawson durch, der sich jedoch in der vierten Runde an der Hand verletzt hatte und dennoch den restlichen Kampf einhändig boxend fast gewonnen hätte. Seither hat Karpency nur noch den weithin unbekannten Rayco Saunders besiegt.

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12. September: Badou Jack gegen George Groves

Badou Jack verteidigt den Titel des Verbands WBC im Supermittelgewicht in Las Vegas gegen den britischen Pflichtherausforderer George Groves. Während für den in der Spielerstadt lebenden Schweden 19 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, tritt sein Gegner mit einer Bilanz von 21 gewonnenen und zwei verlorenen Auftritten an. Der Kampf wird vom Sender Showtime im Rahmen des Formats "Championship Boxing" übertragen.

Der 31 Jahre alte Weltmeister hatte den Gürtel im April in seinen Besitz gebracht, als er in Chicago überraschend den Favoriten Anthony Dirrell knapp nach Punkten besiegte. Jack machte in der Nahdistanz die bessere Figur und schreckte auch vor grenzwertigen Mitteln nicht zurück, während der US-Amerikaner zu sehr auf Einzeltreffer setzte und dabei in Rückstand geriet. Der 27jährige George Groves bekam trotz seiner beiden vorzeitigen Niederlagen gegen Carl Froch die Chance, einen Ausscheidungskampf gegen den Franzosen Christian Rebrasse zu bestreiten, den er gewann.

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12. September: Anthony Joshua gegen Gary Cornish

Der in dreizehn Profikämpfen ungeschlagene britische Schwergewichtler Anthony Joshua trifft in der Londoner O2 Arena auf den wenig bekannten Gary Cornish, für den 21 Siege zu Buche stehen. Wenngleich auch sein Gegner noch nie verloren hat, tritt der 25jährige Joshua, der in der WBC-Rangliste bereits an Nummer zwei geführt wird, doch als haushoher Favorit an. Er hat bislang alle Auftritte frühzeitig gewonnen, was freilich nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß ihn sein Promoter Eddie Hearn mit alternden oder zweitklassigen Kontrahenten füttert.

Nach seiner Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London wechselte Anthony Joshua 2013 ins Profilager, wo er bisher nie länger als drei Runden im Ring stehen mußte, um den Sieg davonzutragen. Während der junge Brite vor drei Jahren knapp 100 kg auf die Waage brachte, hat er seither etwa 13 kg Muskelmasse zugelegt. Diese Gewichtszunahme erweist sich als kontraproduktiv, da Joshua langsamer geworden ist und eher schwächer zuschlägt als bei seinem Olympiasieg. Wenngleich der Ruf immer lauter wird, er solle sich endlich mit gefährlicheren Gegnern messen, zeugt der Kampf um den vakanten Commonwealth-Titel gegen den als harmlos eingeschätzten Cornish vom Gegenteil.

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25. September: Tomasz Adamek gegen Przemyslaw Saleta

Tomasz Adamek, der einst Weltmeister im Halbschwer- und Cruisergewicht gewesen war, holt die Boxhandschuhe noch einmal vom Nagel. Der in New Jersey lebende Pole kehrt er nach einjähriger Pause in den Ring zurück. Adamek, für den 49 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, trifft in Lodz auf seinen Landsmann Przemyslaw Saleta, der 44 Auftritte gewonnen und sieben verloren hat. Saleta hatte 2006 seinen Abschied genommen, unterbrach aber 2013 den sportlichen Ruhestand, um sich mit Andrew Golota zu messen. In diesem Duell zweier polnischer Schwergewichtler, deren beste Tage weit zurücklagen, setzte sich Saleta in der sechsten Runde durch. Seither hat er keinen Kampf mehr bestritten, so daß auch sein bevorstehendes Duell mit Adamek einem Veteranentreffen gleicht.

In Polen findet sich dafür ein interessiertes Publikum, während man anderswo allenfalls neugierig ist, wie gut sich der inzwischen 39jährige Tomasz Adamek gehalten hat. Er hat für den Auftritt einen Vertrag mit seiner langjährigen Promoterin Kathy Duva von Main Events abgeschlossen, die ihrerseits mit dem Sender Polsat handelseinig geworden ist, der den Kampf übertragen wird. Auch Duva weiß nicht, ob Adamek im Falle des Sieges seine Karriere fortsetzen oder es bei einer einmaligen Reminiszenz belassen wird. Das sei ganz allein seine Entscheidung und nicht ihre, betont die Promoterin. Jedenfalls sei dieses Duell in Polen sehr reizvoll, weil beide Boxer dort nach wie vor einen guten Namen hätten.

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3. Oktober: Viktor Postol gegen Lucas Matthysse

Viktor Postol und Lucas Matthysse treffen in Carson, Kalifornien, zum Kampf um den vakanten WBC-Titel im Halbweltergewicht aufeinander. Postol, der die WBC-Rangliste anführt, ist in 27 Kämpfen ungeschlagen. Für den an Nummer zwei folgenden Argentinier stehen 37 Siege und drei Niederlagen zu Buche, wobei er 34 Gegner vorzeitig bezwungen hat. Das vom Sender HBO übertragene Duell läßt hohe Qualität erwarten, zumal zwei unterschiedliche Stile aufeinandertreffen. Der 31jährige Ukrainer ist hochgewachsen und gilt als exzellenter Techniker mit einer enormen Schlagfrequenz. Sein ein Jahr älterer Gegner zählt zu den spektakulärsten und unterhaltsamsten Akteuren der Branche, da er stets aufs Ganze geht und über eine enorme Schlagwirkung verfügt.

Matthysse hatte sich bei seinem letzten Auftritt im April nach einer für ihn geradezu typischen Ringschlacht knapp nach Punkten gegen Ruslan Prowodnikow durchgesetzt. Der Argentinier dominierte die ersten sechs Runden, doch sein von zahlreichen Treffern schwer gezeichneter Gegner steckte nie auf und konnte in der zweiten Hälfte des Kampfs zahlreiche wuchtige Schläge ins Ziel bringen. Postol stand bislang mit Kontrahenten wie Hank Lundy und Selcuk Aydin im Ring, die nicht annähernd so gefährlich wie die Matthysses waren.

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17. Oktober: Gennadi Golowkin gegen David Lemieux

Der traditionsreiche Madison Square Garden in New York ist Schauplatz eines spektakulären Duells zweier Titelträger im Mittelgewicht. Dabei trifft der in 33 Kämpfen ungeschlagene Superchampion der WBA, Gennadi Golowkin, auf IBF-Weltmeister David Lemieux, für den 34 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Die Veranstaltung wird vom Sender HBO im Bezahlfernsehen übertragen, was ihrer Bedeutung durchaus angemessen ist. Die Übereinkunft zwischen Golowkins Promoter Tom Loeffler (K2) und Oscar de la Hoya (Golden Boy) bringt einen der mutmaßlich hochkarätigsten Kämpfe seit Jahren auf den Weg.

Beide Boxer sind für ihre offensive Vorgehensweise und eine enorme Schlagwirkung bekannt, wie sie das Publikum besonders schätzt. Wie Loeffler sagte, versuche er seit einer halben Ewigkeit, einen weiteren Titel in Golowkins Reichweite zu bekommen. Er rechne es Lemieux und Golden Boy daher hoch an, in diese Bresche zu springen. Gennadi werde den Kanadier keinesfalls unterschätzen, der über die gefährlichste Trefferwirkung gebiete, mit der er bislang konfrontiert worden sei. Das gelte freilich auch umgekehrt. Gewinne Lemieux, avanciere er zum besten Mittelgewichtler der Welt. Setze sich Golowkin durch, konsolidiere er diese Position.

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24. Oktober: Wladimir Klitschko gegen Tyson Fury

Wladimir Klitschko verteidigt seine vier Titel im Schwergewicht in Düsseldorf gegen den Pflichtherausforderer der WBO, Tyson Fury. Während für den Weltmeister 64 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, ist der Brite in 24 Kämpfen ungeschlagen. Die Einigung zwischen K2 Promotions und Hennessy Sports war für den 26 Jahre alten Fury insofern eine schlechte Nachricht, als der nicht unmittelbar beteiligte Promoter Eddie Hearn Interesse bekundet hatte, ein Gebot abzugeben, um den Kampf nach England zu holen. Wenngleich zahlreiche britische Schlachtenbummler nach Deutschland reisen werden, um Fury den Rücken zu stärken, genießt der 39jährige Klitschko bei einem Auftritt in Düsseldorf natürlich tendenzielle Vorteile.

Wenngleich vor allem US-amerikanische und britische Kommentatoren Wladimir Klitschko nach seinem Sieg über Bryant Jennings gewisse altersbedingte Verfallserscheinungen attestiert hatten, müßte der Ukrainer schon rapide abbauen, um nicht mit Tyson Fury fertigzuwerden. Dieser ist zwar mit 2,06 m sogar noch einige Zentimeter größer als Klitschko, doch hat er seine ungebrochene Siegesserie gegen zweitklassige Kontrahenten eingefahren. Furys bislang hochrangigster Widersacher war sein Landsmann Dereck Chisora, den die WBO aus unerfindlichen Gründen an Nummer eins ihrer Rangliste führte. Andere Gegner, mit denen der Brite in jüngerer Zeit im Ring gestanden hat, waren Martin Rogan, Joey Abell und Christian Hammer.

1. August 2015


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