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MELDUNG/1811: Die Zeit des Schweigens hat ein Ende (SB)



Adrien Broner setzt sich gegen Chabib Allachwerdiew durch

Adrien Broner hat sich in Cincinnati den vakanten Titel der WBA im Halbweltergewicht gesichert und ist damit Weltmeister in der vierten Gewichtsklasse geworden. Der 26jährige Favorit setzte sich durch K.o. in der zwölften Runde gegen den überforderten Chabib Allachwerdiew durch und baute damit seine Bilanz auf 31 Siege und zwei Niederlagen aus, während für seinen Gegner nun 19 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen. In der entscheidenden Phase deckte Broner den Kontrahenten mit einer Serie von Schlägen ein, worauf Ringrichter Harvey Dock einschritt und den Kampf nach 2:23 Minuten des letzten Durchgangs für beendet erklärte. Allachwerdiew machte zwar den Eindruck, als könne er den Schlußgong aufrecht stehend erreichen, doch leistete er keine nennenswerte Gegenwehr mehr.

Broner war bereits Champion im Superfeder-, Leicht- und Weltergewicht, wobei er sich gegen gute, aber keineswegs überragende Gegner durchgesetzt hatte. Der Argentinier Marcos Maidana nahm ihm den Gürtel im Weltergewicht ab, und im April verlor Broner einstimmig nach Punkten gegen Shawn Porter. Allachwerdiew, der in der WBA-Rangliste an Nummer fünf geführt worden war, übersprang vor ihm plazierte und stärker einzuschätzende Kandidaten, womit der Verband Broner den Gefallen tat, eine niedrige Hürde vor den Titelgewinn zu setzen.

Nachdem sich Broner im Vorfeld des Kampfs aller Äußerungen enthalten und selbst auf der Pressekonferenz kein Wort gesprochen hatte, brach sich sein aufgestauter Drang zur Selbstdarstellung nach dem Sieg um so heftiger Bahn. Wie er erklärte, sei er in jungen Jahren mit viel Geld überschüttet worden und habe Probleme gehabt, mit den Auftritten im Scheinwerferlicht und dem Ruhm umzugehen. Nach seinem letzten Kampf sei ihm klar geworden, daß er nicht sein Bestes gegeben hatte. Es komme ganz allein auf ihn selber an, da ihm keiner mehr helfen könne, sobald der Kampf eingeläutet sei. Wenngleich er immer noch Adrien Broner sei, werde er sich in der zweiten Hälfte seiner Karriere verstärkt ums Boxen und ums Geschäft kümmern, sei er doch älter und weiser geworden.

Fortan bestimme er, gegen wen er kämpfe, wobei er gehört habe, daß sein "großer Bruder Floyd Mayweather" mit einem Boxer namens Ashley aufwarte, der ihn angeblich besiegen könne. Diese Bemerkung läßt darauf schließen, daß Broner an einem Kampf gegen Ashley Theophane interessiert ist, der eine durchwachsene Bilanz von 39 Siegen, sechs Niederlagen und einem Unentschieden aufweist. Da der Brite derzeit bei keinem der vier maßgeblichen Verbände unter den Top 15 geführt wird, ist allerdings ungewiß, ob er überhaupt als Herausforderer zugelassen würde.

Daß Broner den Briten als eine Art Wunschgegner zu verkaufen versucht, macht insofern keinen Sinn, als Theophane bereits gegen Danny Garcia, Pablo Cesar Cano und Darren Hamilton verloren und in den USA keinen Namen hat. Gemessen an Gegnern wie Carlos Molina und Emmanuel Taylor, die Broner in jüngerer Zeit geschlagen hat, wäre dies ein Rückschritt, was das Können des Kontrahenten betrifft. Auch ist kaum anzunehmen, daß die Boxfans den Köder schlucken und sich für einen weiteren ungleichen Kampf begeistern, den Broner problemlos gewinnen kann. Sollte dessen Motiv sein, Mayweather einen Gefallen zu tun, wäre der Sender Showtime gefordert, die Übertragung eines derart absehbaren Kampfverlaufs abzulehnen, nachdem schon der Titelgewinn gegen Allachwerdiew eine Zumutung war.

Ließe sich Broner am eigenen Anspruch messen, er fürchte keinen Gegner und trete gegen jeden an, käme der in 18 Kämpfen ungeschlagene Errol Spence in Betracht, der ihn vor einigen Jahren beim Sparring auf die Bretter geschickt haben soll. Auch Mayweather hält große Stücke auf ihn, so daß Spence auf jeden Fall eine wesentlich bessere Wahl als Theophane wäre. Da man Arien Broners Worte bekanntlich nicht auf die Goldwaage legen darf, ist die Erwähnung des Briten womöglich längst Schnee von gestern, der den neuen Weltmeister inzwischen nicht im geringsten interessiert. Andererseits ist nicht auszuschließen, daß Broner schon jetzt Pläne schmiedet, wie er die Klippen im Halbweltergewicht gefahrlos umschifft. [1]

Ein Kampf gegen Viktor Postol, der sich durch einen überraschenden Sieg über den favorisierten Argentinier Lucas Matthysse soeben den vakanten WBC-Titel gesichert hat, ist jedenfalls so gut wie ausgeschlossen, da Broner schlichtweg zu klein für den hochgewachsenen Ukrainer ist. Ein weiteres gravierendes Hindernis dürfte sein, daß Postol beim Sender HBO zu sehen ist, während Broner bei Al Haymon unter Vertrag steht und seine Auftritte von Showtime übertragen werden. Außerdem hat Postols Promoter Bob Arum Klage gegen Haymon eingereicht, so daß es schon aus diesem Grund zu keiner Zusammenarbeit der verfeindeten Lager kommen wird. [2]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/10/broner-vs-allakhverdiev-early-results/#more-199957

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/10/postol-not-sure-if-broner-fight-can-happen/#more-199992

6. Oktober 2015


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