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MELDUNG/1845: Ein neuer Trainer soll es richten (SB)



Jean Pascal arbeitet fortan mit Freddie Roach zusammen

Jean Pascal, der früher Weltmeister im Halbschwergewicht war, hat sich von seinem langjährigen Trainer Marc Ramsay getrennt und wird fortan von Freddie Roach betreut, der zu den herausragenden Vertretern seiner Zunft gehört. Wie Pascal dazu erklärte, wisse er nun einen der besten Trainer aller Zeiten an seiner Seite. Es sei eine Ehre für ihn, mit Roach zusammenzuarbeiten. Er sei zu dem Schluß gekommen, daß er eine neue Perspektive in seiner Ecke benötige, sich verbessern müsse und bestimmte Fehler korrigieren wolle, die er bei der Niederlage gegen Sergej Kowaljow gemacht habe. Er sei zuversichtlich, sich mit Freddie an seiner Seite weiterzuentwickeln, wie man das schon bei Manny Pacquiao und Miguel Cotto gesehen habe. Pascal vergaß nicht, Marc Ramsay zu danken, der ihn zu Amateurzeiten und danach im Profilager umfassend betreut und bis an die Weltspitze geführt habe.

Am 14. März hatte der 33jährige Jean Pascal vor heimischem Publikum in Montreal den ein Jahr jüngeren Sergej Kowaljow herausgefordert. Der Russe ist Superchampion der WBA sowie Weltmeister der WBO und IBF im Halbschwergewicht, als dessen herausragender Akteur er gilt. Die Kontrahenten lieferten einander ein hochklassiges Gefecht, in dem Kowaljew von Beginn an energisch auf den Herausforderer eindrang, der ihm jedoch mit wuchtigen Schlägen Paroli bot. Kurz vor Ende der vierten Runde mußte Pascal erstmals in seiner Karriere zu Boden gehen. Der Kanadier fand jedoch in den Kampf zurück, wobei Kowaljew offensiver zu Werke ging, der Herausforderer jedoch ebenfalls gefährliche Schläge ins Ziel brachte. In der achten Runde versetzte der Champion dem Kanadier schließlich derart schwere Treffer, daß der Ringrichter dazwischenging und den Kampf für beendet erklärte.

Nach dieser Niederlage kehrte Jean Pascal am 25. Juli im Vorprogramm der Titelverteidigung Kowaljows gegen den französischen Pflichtherausforderer Nadjib Mohammedi in den Ring zurück. Dabei behielt er nach zehn Runden gegen Yunieski Gonzalez nur knapp die Oberhand, wobei nicht wenige Experten der Auffassung waren, daß der Sieg eigentlich dem Kubaner gebührt hätte. Pascal hatte in der ersten Hälfte des Kampfs keine gute Figur gegen den wesentlich aktiveren Gonzalez gemacht, der später jedoch etwas nachließ, so daß der Kanadier die Oberhand gewann. Allerdings boxte Gonzalez auch in dieser Phase fleißiger und konnte insbesondere die neunte Runde klar für sich verbuchen. In der zehnten und letzten Runde drehte dann vor allem Pascal noch einmal auf und trieb seinen Gegner mit einigen schweren Treffern in die Defensive.

Der Auftritt Pascals und Kowaljows im Rahmen derselben Veranstaltung im Juli wurde weithin als Signal interpretiert, daß eine Revanche in die engere Wahl gezogen worden war. Wenngleich eine offizielle Ankündigung noch aussteht, geht man inzwischen davon aus, daß ein zweiter Kampf zwischen Pascal und Kowaljow am 30. Januar wiederum in Montreal über die Bühne gehen und vom Sender HBO übertragen wird. Sergej Kowaljow, für den 28 Siege und ein Unentschieden zu Buche stehen, tritt auch in diesem Fall als Favorit gegen Jean Pascal an, der 30 Auftritte gewonnen, drei verloren und einen unentschieden abgeschlossen hat.

Jean Pascal war zunächst nicht erste Wahl für den nächsten Kampf Kowaljows, dessen Promoterin Kathy Duva versuchte, im Dezember oder Januar einen Kampf Pascals gegen WBC-Weltmeister Adonis Stevenson auf den Weg zu bringen, dem ein Duell des Siegers mit Sergej Kowaljow im Frühjahr 2016 folgen sollte. Selbst HBO war mit im Boot, obgleich Stevenson bei Al Haymon unter Vertrag steht, mit dem der Sender über Kreuz ist. Auch Stevensons kanadischer Promoter Yvon Michel schien Duva zufolge nicht abgeneigt zu sein, doch als die gesetzte Frist ohne Antwort verstrichen war, disponierte man um.

Vor einigen Wochen suchte der Kanadier den renommierten Freddie Roach, der von der Boxing Writers Association of America bereits siebenmal zum Trainer des Jahres gewählt worden ist, in dessen Wild Card Boxing Club in Hollywood, Kalifornien, auf. Wie Roach berichtet, sei Pascal mehrere Male vorbeigekommen und in gemeinsamen Trainingseinheiten gut bei der Sache gewesen. Der Kampf gegen Kowaljow sei sehr schwer, weil man gegen die Stärke des Russen kaum ankomme. Außerdem sei er mit ihm befreundet, was aber nichts daran ändere, daß man in diesem Fall auf entgegengesetzten Seiten stehe und er nichts unversucht lassen werde, um Jean zu helfen, diesen Kampf zu gewinnen.

Wenngleich Trainer und Boxer schon seit mehreren Wochen zusammenarbeiten, hatten sie Roach zufolge doch abgesprochen, dies erst nach dem Kampf Miguel Cottos gegen Saul "Canelo" Alvarez bekanntzugeben. Dieser sei so wichtig, daß er sich vorerst voll und ganz darauf konzentrieren wolle, wunderte sich der Trainer, warum Pascal die Sache dennoch ausgeplaudert hat. Da die Katze ohnehin aus dem Sack war, bestätigte Roach seinerseits, daß er bereits seit mehreren Wochen mit dem Kanadier zusammenarbeite und gemeinsam mit seinem Assistenten Marvin Somodio auch das Trainingslager vor dem Kampf im Wild Card Gym durchführen werde. Wie Freddie Roach zudem erwähnte, habe er Beschwerden im Rücken, die möglicherweise eine Operation erforderlich machten. Das Problem habe ihn jedoch nicht daran gehindert, sich mit Miguel Cotto auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Sollte er hinterher einige Zeit ausfallen, werde Somodio solange das Training leiten. [1]


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/14520/pascal-turns-to-trainer-roach-for-kovalev-rematch

19. November 2015


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