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MELDUNG/1866: Bremsklötze endlich beiseite geschafft (SB)



Ruslan Tschagajew verteidigt seinen Titel gegen Lucas Browne

Ruslan Tschagajew verteidigt den regulären Titel der WBA im Schwergewicht am 5. März in der Achmat-Arena von Grosny gegen den Pflichtherausforderer Lucas Browne. Der Australier hat diesen Status bereits seit Februar 2015 inne, doch wollte der Champion zunächst Fres Oquendo am 17. Oktober in Kiel Gelegenheit zur Revanche geben. Zwei Wochen vor dem geplanten Kampf zog sich der Puertoricaner jedoch eine Schulterverletzung zu, so daß er seinen nächsten Ringauftritt auf unbestimmte Zeit verschieben mußte. Diese Entwicklung öffnete Browne die Tür, der nun an die Reihe kommt, sich mit dem in Hamburg lebenden Usbeken zu messen.

Wie der Australier versichert, sei er fest entschlossen, der erste Schwergewichtsweltmeister seines Landes zu werden. Man dürfe sich da nicht vertun, denn er reise nach Grosny, um Ruslan Tschagajew auf die Bretter zu schicken. Schließlich habe er kein Interesse daran, das Ergebnis den Punktrichtern zu überlassen. Statt dessen bringe er seine eigenen Kampfrichter mit, nämlich seine linke und seine rechte Hand. Er habe bereits damit begonnen, seinen Körper in eine Maschine zu verwandeln, die alles zerstöre, was ihr in die Quere komme. Im Ausland anzutreten bereite ihm nicht die geringsten Sorgen, da er das viele Male in seiner Karriere getan habe. Letzten Endes stünden sich wie überall zwei Boxer im Ring gegenüber, die es untereinander austragen müßten.

Der 36jährige Lucas Browne ist von hünenhafter Gestalt, in 23 Kämpfen ungeschlagen und steht bei dem britischen Promoter Ricky Hatton unter Vertrag, der früher Weltmeister im Halbweltergewicht war. Vor allem wegen der Wartezeit als Pflichtherausforderer hat der Australier in diesem Jahr nur einen einzigen Kampf bestritten. Er traf dabei am 14. August auf den erfahrenen Aufbaugegner Julius Long, der ihm wesentlich größere Probleme als erwartet bereitete, bis er sich schließlich in der neunten Runde geschlagen geben mußte.

Browne dankte Ricky Hatton und den Hatton Promotions dafür, diesen Titelkampf doch noch für ihn organisiert zu haben. Aus welchen Gründen auch immer sei es nicht einfach gewesen, dieses Duell auf den Weg zu bringen. Sein Manager Matt Clark fügte dem hinzu, man habe geduldig darauf gewartet, daß dieser Kampf Gestalt annehmen würde, was sich schließlich ausgezahlt habe. Man freue sich darauf, in der unglaublichen Atmosphäre von Grosny eine großartige Show zu bieten und australische Boxgeschichte zu schreiben. [1]

Im Jahr 2007 besiegte Ruslan Tschagajew, der damals noch bei der Hamburger Universum Box-Promotion Klaus-Peter Kohls unter Vertrag stand, den 2,13 m großen Russen Nikolai Walujew aus dem Boxstall Winfried Sauerlands. In einem relativ ausgeglichenen Kampf brachte auch Walujew zahlreiche Treffer ins Ziel, doch entfaltete der erheblich kleinere Herausforderer die größere Schlagwirkung, so daß er als knapper Punktsieger und damit neuer WBA-Weltmeister aus diesem Kampf hervorging. Leider konnte er in der Folge seinen Titel nur zweimal verteidigen, da er eine längere Pause einlegen mußte.

Die erste Gelegenheit, sich seinen früheren Gürtel zurückzuholen, eröffnete sich Tschagajew 2011, als er gegen Alexander Powetkin um den vakanten WBA-Titel kämpfte. Wenngleich der Usbeke die klareren Treffer landen konnte, zahlte sich die höhere Schlagfrequenz des Russen aus, der zum einstimmigen Punktsieger erklärt wurde.

Im Juli 2014 setzte sich Tschagajew in Grosny knapp nach Punkten gegen Fres Oquendo durch und sicherte sich damit den vakanten Gürtel des regulären WBA-Weltmeisters, der eine Stufe unter dem Superchampion dieses Verbands angesiedelt ist. Obgleich der Vertrag eine Rückkampfklausel enthielt, plante Tschagajews Team zunächst einen anderen Auftritt. Dagegen reichte Oquendos Lager Klage ein, worauf nach einem zwischenzeitlichen Kampf des Usbeken ein zweites Duell mit dem Puertoricaner ausgehandelt wurde, das dann jedoch wegen dessen Trainingsverletzung nicht realisiert werden konnte.

Ruslan Tschagajew hatte ein Jahr nicht mehr im Ring gestanden, als er am 11. Juli 2015 bei einer freiwilligen Titelverteidigung in Magdeburg auf Francesco Pianeta traf. Dem Gelsenkirchener eröffnete sich damit die zweite Titelchance seiner Karriere, nachdem er 2013 im Kampf gegen Wladimir Klitschko in der sechsten Runde den kürzeren gezogen hatte. Seither hatte Pianeta nicht gerade Bäume ausgerissen und sich gegen wenig bekannte Kontrahenten durchgesetzt. Tschagajew machte kurzen Prozeß mit ihm und besiegte den Herausforderer bereits in der ersten Runde. Der 37 Jahre alte Ruslan Tschagajew, für den 34 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, verteidigt seinen Titel gegen Lucas Browne erst zum zweiten Mal.


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14398455/lucas-browne-challenge-ruslan-chagaev-secondary-heavyweight-belt

22. Dezember 2015


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