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MELDUNG/1890: Vorerst kleine Brötchen backen (SB)



David Lemieux baut seine Karriere langsam wieder auf

Im Juni 2015 setzte sich der kanadische Mittelgewichtler David Lemieux in Montreal im Kampf um den vakanten IBF-Titel gegen Hassan N'Dam durch, den er viermal niederschlug und am Ende einstimmig nach Punkten besiegte. Während viele andere Weltmeister ihre Regentschaft mit leichten Siegen über relativ schwache Kontrahenten zu strecken pflegen, forderte der 27jährige sofort einen Vereinigungskampf mit Gennadi Golowkin, dem gefährlichsten Rivalen in seiner Gewichtsklasse.

Der Kanadier trug im Vorfeld dieses Kampfs nach Kräften dazu bei, das Duell als Kräftemessen zweier ebenbürtiger Kontrahenten zu bewerben. Als die beiden schließlich am 17. Oktober im ausverkauften New Yorker Madison Square Garden aufeinandertrafen, stellte sich jedoch rasch heraus, daß er dem Kasachen wenig entgegenzusetzen hatte. Golowkin arbeitete vor allem mit seinem starken Jab und wuchtigen Körpertreffern, indem er einerseits die geringere Reichweite des Gegners ausnutzte und ihn andererseits schwer in Mitleidenschaft zog, sobald er ihm nahekam. In der fünften Runde mußte Lemieux nach einem Körpertreffer zu Boden gehen, und in der achten wurde er schließlich nach einem ähnlichen Schlag stehend aus dem ungleichen Kampf genommen.

Am 12. März kehrt David Lemieux, für den 34 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, auf wesentlich niedrigerem Niveau in den Ring zurück, um seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen. Er trifft in seiner Heimatstadt Montreal auf den gleichaltrigen James de la Rosa aus Texas, der bislang 23 Auftritte gewonnen und drei verloren hat. Dies teilten die Golden Boy Promotions und das Eye of the Tiger Management in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. [1]

Nach den Worten Oscar de la Hoyas freut man sich schon darauf, Lemieux wieder in Aktion zu sehen. Golden Boy stehe uneingeschränkt hinter dem Kanadier, der gegen James de la Rosa einen ersten Test auf dem Weg zum erneuten Titelgewinn zu bestehen habe. Wenngleich der Vertrag des ehemaligen Champions mit HBO einen weiteren Auftritt vorsieht, hat der Sender bislang keine Anstalten gemacht, die Veranstaltung am 12. März in den USA zu übertragen, die jedoch in Kanada zu sehen sein wird. Offenbar wartet HBO ab, bis Lemieux später im Jahr einen namhafteren Kontrahenten vor die Fäuste bekommt.

Für ihn ist James de la Rosa eine enttäuschende Wahl, nachdem zeitweise mit Willie Monroe jun. und Curtis Stevens zwei wesentlich anspruchsvollere Gegner im Gespräch gewesen waren. Der Texaner hat 2014 drei Kämpfe bestritten und dabei im September nach Punkten gegen Alfredo Angulo gewonnen, der schlichtweg zu langsam für ihn war. Im Dezember wurde De la Rosa jedoch von Hugo Centeno in der fünften Runde besiegt, worauf er 2015 kein einziges Mal im Ring stand.

Wie er heute geltend macht, habe er sich mit Hilfe seines neuen Trainers James Johnson und eines weiteren Betreuers, der für die Kondition und Kraft zuständig sei, neu erfunden und gehe mit frischem Schwung zu Werk. Er habe kein Problem damit, vor dem heimischen Publikum seines Gegners anzutreten und allen zu zeigen, daß David Lemieux nicht das ist, wozu er hochstilisiert wird. Er reise nach Montreal, um zu gewinnen, macht sich der Außenseiter aus Texas selber Mut, weiß er doch um die ihm zugedachte Rolle des paßförmigen Kanonenfutters für den gestrauchelten Champion. Von dem für seine wuchtigen Schläge bekannten Hugo Centeno auf die Bretter geschickt zu werden, war keine Schande. De la Rosas Problem ist allerdings, daß David Lemieux noch erheblich wirkungsvoller zuschlägt und mit Sicherheit nicht über volle zwölf Runden mit ihm gehen will.

Wesentlich spannender wäre natürlich ein Kampf zwischen David Lemieux und Saul "Canelo" Alvarez gewesen, zumal beide bei den Golden Boy Promotions unter Vertrag stehen. Oscar de la Hoya hat jedoch andere Pläne und geht offensichtlich daran, die Karriere des Kanadiers in kleinen und überschaubaren Schritten wieder aufzubauen, um ihn in die Nähe eines Titelkampfs zu bringen. Gennadi Golowkin hat dem Kanadier schmerzhaft klargemacht, wo dessen Grenzen derzeit sind. Weitere Risiken will man vorerst nicht eingehen. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14602879/former-middleweight-titleholder-david-lemieux-make-ring-return-james-de-la-rosa

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/01/204337/#more-204337

20. Januar 2016


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