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MELDUNG/2009: Die Schonzeit geht zu Ende (SB)



WBA ordnet Kampf zwischen Jürgen Brähmer und Sergej Kowaljow an

Die World Boxing Association (WBA) setzt das Vorhaben in die Tat um, ihre diversen Titel in jeder Gewichtsklasse zu reduzieren. Diese Reform hat auch Konsequenzen für Jürgen Brähmer, den regulären Weltmeister der WBA im Halbschwergewicht. Der Verband hat den Schweriner aufgefordert, binnen 30 Tagen mit Sergej Kowaljow, dem Superchampion in dieser Gewichtsklasse, über die Konditionen eines Kampfs einig zu werden. Sollten die beiden Lager innerhalb der gesetzten Frist keine Übereinkunft herbeiführen, werden die Austragungsrechte versteigert.

Für den bald 38 Jahre alten Champion aus dem Team Sauerland, der 48 Auftritte gewonnen und zwei verloren hat, endet damit die dreijährige Schonzeit von Titelverteidigungen gegen Kontrahenten, die nach internationalen Maßstäben nicht der höchsten Kategorie angehören. Sergej Kowaljow, für den 30 Siege sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, gilt als führender Akteur im Halbschwergewicht. Der Russe ist Superchampion der Verbände WBA und WBO wie auch Weltmeister der IBF. Er trifft am 19. November in einem mit Spannung erwarteten Prestigekampf auf Andre Ward, den ungeschlagenen ehemals besten Boxer im Supermittelgewicht. Allerdings muß sich der Kalifornier zuvor noch am 6. August in seiner Heimatstadt Oakland gegen Alexander Brand durchsetzen. Kowaljow könnte im Falle eines Sieges gegen Ward frühestens Anfang 2017 mit Brähmer in den Ring steigen. Sollte jedoch Andre Ward gewinnen, wäre er der neue Superchampion, mit dem es der Schweriner zu tun bekäme.

Ohne Brähmers Können in Abrede zu stellen, hätte er doch kaum eine Chance, sich gegen Sergej Kowaljow zu behaupten. Was wird er angesichts der Klemme tun, in die ihn die WBA mit ihrer jüngsten Auflage gebracht hat? Eine Möglichkeit wäre, sich für eine ansehnliche Börse mit dem Russen zu messen und mit fliegenden Fahnen unterzugehen, zumal auch im Falle eines krassen Außenseiters eine Überraschung nie restlos auszuschließen ist. Die Alternative, einen Kampf gegen den WBC-Champion Adonis Stevenson anzustreben, mutet nicht minder aussichtslos an. Zum einen ist eher unwahrscheinlich, daß der Kanadier dafür zu erwärmen wäre, zum anderen ist er nicht wesentlich schwächer als Kowaljow.

Theoretisch gesehen könnte Brähmer natürlich den Titel niederlegen, sein Gewicht reduzieren und im Supermittelgewicht versuchen, Weltmeister zu werden. Er könnte Badou Jack (WBC), James DeGale (IBF), Gilberto Ramirez (WBO) oder den regulären WBA-Weltmeister Giovanni de Carolis aufs Korn nehmen. Letzterer wäre die naheliegendste Wahl, da der Italiener zuletzt zweimal gegen Vincent Feigenbutz und am vergangenen Wochenende gegen Tyron Zeuge gekämpft hat, die wie Brähmer bei Sauerland unter Vertrag stehen. Der Schweriner stand als Zeuges Trainer in dessen Ecke und wird den Berliner auch bei der Revanche betreuen, die dem Vernehmen nach bereits fest eingeplant ist. Die kuriose Wendung, daß der Trainer in absehbarer Zeit gegen den Italiener oder sogar seinen eigenen Schützling um den Titel kämpft, dürfte jedoch ein bloßes Gedankenspiel bleiben. Wenngleich es sicher aussichtsreicher wäre, als sich mit Kowaljow zu messen, bleibt es eine unrealistische Option, da der Schweriner seit 2007 nicht mehr in der niedrigeren Gewichtsklasse gekämpft hat.

Seit Jürgen Brähmer vor drei Jahren regulärer WBA-Weltmeister geworden ist, hat er diesen Titel erfolgreich gegen Enzo Maccarinelli, Roberto Bolonti, Pawel Glazewski, Robin Krasniqi, Konni Konrad und Eduard Gutknecht verteidigt, wobei letzterer lediglich ein Supermittelgewichtler ist. Der Verband ließ den Champion gewähren und erlegte ihm nie auf, gegen wesentlich gefährlichere Kontrahenten wie Artur Beterbijew, Eleider Alvarez, Andre Ward, Andrzej Fonfara, Joe Smith jun., Jean Pascal oder Wjatscheslaw Schabranskij anzutreten. Andernfalls wäre der Schweriner wohl auch längst seinen Gürtel losgeworden. Ohnehin ruft die Rangliste dieses Verbands im Halbschwergewicht grundsätzliche Einwände auf den Plan, da Felix Valera an Nummer eins der Rangliste und damit vor Konkurrenten wie Artur Beterbijew oder Andre Ward geführt wird, die mit ihm Schlittenfahren würden, bekämen sie denn die Gelegenheit dazu. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/07/wba-orders-sergey-kovalev-vs-juergen-braehmer/#more-213750

22. Juli 2016


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