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MELDUNG/2026: Ein Schwede wildert im britischen Revier (SB)



Adrian Granat nimmt englische Gegner ins Visier

Noch ist der Schwede Adrian Granat in der internationalen Schwergewichtsszene ein eher unbeschriebenes Blatt, was sich jedoch rasch ändern könnte. Mit einer imposanten Größe von 2,02 m und einer enormen Schlagwirkung gehört der 25jährige aus Malmö zu der neuen Generation riesiger Akteure, die heute in der Königsklasse den Ton angeben. Granat, der beim Hamburger Promoter Erol Ceylan unter Vertrag steht, hat bislang dreizehn Profikämpfe gewonnen und dabei zwölf Gegner vorzeitig in die Kabine geschickt. [1]

Seine Laufbahn begann im Alter von dreizehn Jahren, im Amateurbereich wurde er unter anderem im Jahr 2012 in Stockholm schwedischer Meister. Bei seinem Profidebüt besiegte der Linksausleger am 8. November 2013 in der schwedischen Stadt Kalmar den Polen Patryk Kowoll, der in der zweiten Runde geschlagen am Boden lag. Im Jahr darauf gab er dem bis dahin unbesiegten Deutsch-Türken Aziz Baran ebenfalls im zweiten Durchgang das Nachsehen und Ende Oktober 2014 behielt er gegen den Briten Danny Williams, der freilich seine beste Zeit schon längst hinter sich hatte, wiederum durch K.o. in der zweiten Runde die Oberhand.

Im Jahr 2015 setzte sich Granat unter anderem im rumänischen Galati gegen Konstantin Airich durch technischen K.o. im dritten Durchgang und gegen den Briten Michael Sprott in der Inselparkhalle in Hamburg-Wilhelmsburg gleich in der ersten Runde durch. Nachdem der Schwede mit Williams und Sprott bereits zwei ältere britische Schwergewichtler aus dem Ring gefegt hat, schickt er sich nun an, jüngere Akteure von der Insel aufs Korn zu nehmen. Er habe Dillian Whyte, Hughie Fury und David Price öffentlich herausgefordert und warte nun gespannt darauf, ob sich einer von ihnen zum Kampf stellen wird. Mit Whyte habe er bereits gesprochen, wobei es für ihn keine Rolle spiele, welcher der drei Briten zusagt, da er bereit für die nächste Sprosse auf seiner Karriereleiter sei.

Dillian Whyte wäre vermutlich nicht abgeneigt gewesen, bevor er sich im vergangenen Jahr eine Schulterverletzung zugezogen hatte, die eine Operation erforderlich machte. Wenngleich er die Verletzung auskuriert und schon wieder im Ring gestanden hat, kann er mit der Linken, die zuvor seine gefährlichste Waffe war, nur noch eingeschränkt schlagen. Will er Wirkung entfalten, muß er sich auf den rechten Arm verlassen, mit dem er jedoch nur eine geringere Wucht übertragen kann. Das reicht zwar für schwächere Aufbaugegner immer noch aus, nicht aber für Adrian Granat, der ihn auf der Stelle mit Salven gewaltigen Schläge eindecken würde. Selbst wenn sich Whyte für eine gewisse Frist über Wasser halten könnte, wären seine Aussichten, den Schweden zu bezwingen, doch sehr gering.

Wie dieser weiter ausführt, habe er David Price studiert und genügend Schwächen bei ihm entdeckt, die er ausnutzen könnte. Price wirke bei seinen Auftritten recht schwach und mitunter limitiert. Hughie Fury bewege sich besser und sei etwas schneller, aber ebenfalls nicht robust genug für die Spitze des Schwergewichts, nimmt Granat in unbekümmerter Offenheit kein Blatt vor den Mund.

Hughie Furys Management hat zwar jüngst verkündet, daß der 21jährige Cousin des Weltmeisters Tyson Fury nun bereit für einen Titelkampf gegen den IBF-Champion Anthony Joshua sei, doch klang das eher nach einem Pfeifen im finsteren Wald. Der jüngere Fury hat seine 20 Siege vor allem dank seiner Größe von 1,98 m erzielt, die es ihm erlaubte, seine kleineren Gegner auf Abstand zu halten. Mit dieser Kampfesweise hätte er keine Chance gegen den größeren Schweden, der ihn mit wuchtigen Schlägen eindecken und binnen kurzem auf die Bretter schicken würde. Da Hughie Fury keine entsprechende Schlagwirkung entfalten kann, ist nicht abzusehen, wie er diesen Kampf für sich entscheiden könnte.

Sollte er wider Erwarten zusagen und prompt unterliegen, könnte sich Tyson Fury bemüßigt fühlen, die Familienehre in einer Revanche wiederherzustellen. Wenngleich der ältere Cousin stärker einzuschätzen ist, nähme dieser Kampf höchstwahrscheinlich einen ähnlichen Verlauf. Tyson Fury hat trotz seiner Größe von 2,06 m nicht allzu viel Dampf in den Fäusten und ein relativ schwaches Kinn. Im Unterschied zu Wladimir Klitschko, der sich bei seinem Titelverlust von dem Briten regelrecht paralysieren ließ, würde Granat unbeirrt zuschlagen, bis er einen Volltreffer landen kann.

Bliebe noch der mit 33 Jahren nicht mehr ganz so junge David Price, der jedoch immer noch dabei ist, sich von der verheerenden Niederlage gegen Erkan Teper zu erholen. Im Kampf um den vakanten Titel des Europameisters im Schwergewicht hatte ihn der Ahlener am 17. Juli 2015 von Beginn an dominiert und bereits in der zweiten Runde geschlagen auf die Bretter geschickt. Wenngleich Teper positiv auf eine verbotene Substanz getestet und das Ergebnis nachträglich in einen Kampf ohne Wertung umdeklariert wurde, änderte das nichts am katastrophalen Scheitern des Briten.

Als sich Price am 29. Mai im Ring zurückmeldete, besiegte er Vaclav Pejsar in der zweiten Runde. Da der Brite jedoch zehn Kilo schwerer als bei seinem vorangegangenen Auftritt war und ihn der drittklassige Gegner anfangs sogar in Bedrängnis gebracht hatte, wurden wiederum Zweifel an seiner Verfassung und Zukunft laut. Wenngleich er 20 Kämpfe gewonnen und nach offizieller Zählung nur zweimal vorzeitig gegen Tony Thompson verloren hat, ist nicht abzusehen, wie er sich gegen anspruchsvolle Gegner durchsetzen sollte. Daher dürfte weder der Liverpooler selbst noch sein Promoter Sauerland Event geneigt sein, das Risiko eines erneuten Debakels in einem Kampf gegen den jüngeren und schlaggewaltigen Schweden einzugehen.

Adrian Granat hat seine Kampfansage an Dillian Whyte, Hughie Fury und David Price gemacht, von denen allenfalls Whyte ernsthaft darüber nachdenken dürfte, der Herausforderung nicht aus dem Weg zu gehen. Da jedoch selbst ein Sieg über den Schweden die drei Briten in den Ranglisten nicht weiterbrächte, wird es wohl bei einer verbalen Offensive Granats bleiben. Er hat sich mit dieser Werbung in eigener Sache jedenfalls ins Gespräch gebracht, so daß sein Name in Diskussionen und Planungen kommender Kämpfe künftig häufiger auftauchen wird.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/08/adrian-granat-wants-hughie-price-whyte/#more-214653

11. August 2016


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