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MELDUNG/2080: Nach Monaten zäher Verhandlungen endlich am Ziel (SB)



Gennadi Golowkin gegen Daniel Jacobs unter Dach und Fach

Nach monatelangen zähen Verhandlungen haben sich die Teams von Gennadi Golowkin und Daniel Jacobs endlich darauf geeinigt, daß die beiden Mittelgewichtler am 18. März im New Yorker Madison Square Garden aufeinandertreffen. Der Kampf zwischen dem Superchampion der WBA und dem regulären Weltmeister dieses Verbands wird vom Sender HBO im Pay-TV übertragen. Der in 36 Auftritten ungeschlagene Kasache hat zudem die Titel der Verbände WBC, IBF und IBO in seinem Besitz. Jacobs, für den 32 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen, wird von den Buchmachern als klarer Außenseiter gehandelt.

Die WBA hatte diesen Kampf bereits Anfang September angeordnet, doch da es Golowkins Promoter Tom Loeffler mit dem einflußreichen Berater Al Haymon als Verhandlungspartner zu tun hatte, zogen sich die Gespräche wie befürchtet hin. Jacobs saß trotz seiner insgesamt schwächeren Position insofern am längeren Hebel, als sich der Kasache vorgenommen hat, alle Titel im Mittelgewicht zu vereinen. Hätte er das Duell mit dem New Yorker ausgeschlagen, das die zügige Austragung anderer Kämpfe verhinderte, wäre der Verlust des WBA-Gürtels die zwangsläufige Folge gewesen.

Daniel Jacobs hat bislang nur einen hochklassigen Kontrahenten vor den Fäusten gehabt und dabei gegen Dimitri Pirog den kürzeren gezogen. Natürlich könnte man auch Sergio Mora und Peter Quillin ins Feld führen, die Jacobs besiegt hat. Mora ist jedoch in die Jahre gekommen und Quillin hätte den Kampf gegen den Iren Andy Lee ohne ihm gewogene Punktrichter klar verloren. Jacobs setzte sich mit einem Glückstreffer in der ersten Runde gegen Quillin durch und gewann vorzeitig gegen Mora, was seinen Ruf nährte, er verfüge über eine gefährliche Schlagwirkung.

Pirog hat jedoch demonstriert, wie Jacobs zu besiegen ist, indem er beständig Druck machte, den Gegner in der Defensive hielt und ihm schwere Treffer versetzte. Gennadi Golowkin versteht es meisterhaft, dem Kontrahenten den Weg abzuschneiden, ihn zurückzutreiben und ihm gewaltige Schläge zu Kopf und Körper zu versetzen. Dabei läßt er keine Lücke, die es dem Gegner erlauben würde, sich neu zu organisieren. Hinzu kommen beispiellose Nehmerqualitäten, die er auch bei seinem Sieg über David Lemieux unter Beweis gestellt hat. Der Kanadier schlägt einen gefürchteten linken Haken, doch als die beiden einander gleichzeitig trafen, taumelte Lemieux zurück, während Golowkin völlig unbeeindruckt weiter angriff. [1]

Jacobs ist zweifellos ein guter Boxer, doch bekommt er es mit einem Gegner zu tun, den viele Experten derzeit für den besten Akteur aller Gewichtsklassen halten. Golowkin dominiert seine Kontrahenten, hat seit 2008 alle Kämpfe vorzeitig gewonnen und dabei 23 Widersacher auf die Bretter geschickt oder zur Aufgabe gezwungen. Wie es der New Yorker bewerkstelligen könnte, demselben Schicksal zu entgehen, ist schleierhaft. Er hat vor allem dann eine gute Figur gemacht, wenn seine Gegner keine allzu große Schlagwirkung aufbieten konnten, da er ihnen wiederholt Volltreffer versetzen mußte, bis sie schließlich zu Boden gingen.

Golowkin wird ihm jedoch keine Gelegenheit dazu geben, sondern von der ersten Runde an derartigen Druck entfalten, daß Jacobs nicht mehr aus der Defensive herauskommt. Was dem New Yorker fehlt, ist Erfahrung im Umgang mit solchen Gegnern, wenn man einmal von Pirog absieht, dem er in der fünften Runde unterlag. Sergio Mora, Peter Quillin, Caleb Truax, Jarrod Fletcher und Milton Nunez waren allesamt keine Kontrahenten, die beständig Druck machen konnten.

Da Jacobs größer als der Kasache ist und Reichweitenvorteile hat, könnte er versuchen, aus der Distanz seine wuchtige rechte Gerade ins Ziel zu bringen. Allerdings half ihm das schon gegen den ebenfalls kleineren Pirog nichts, der keine Probleme hatte, sich an ihn heranzuarbeiten und mit seinen Haken zu traktieren. Golowkin greift noch entschiedener an und schlägt härter zu, so daß sich eigentlich nur noch die Frage stellt, wie lange Jacobs den Treffern standhalten kann. Seine Aussicht, den Kasachen zu ermüden und irgendwann einen Glückstreffer zu landen, sind denkbar gering, da Konditionsstärke ein weiteres Qualitätsmerkmal Golowkins ist. [2]

Gegen ihn zu verlieren ist keine Schande, weshalb man mutmaßen könnte, Jacobs steige als Außenseiter unbelasteter in den Ring. Das dürfte jedoch kaum der Fall sein, da er wissen muß, was ihn dort erwartet. Sollte Golowkin so boxen, wie es sich sein Trainer Abel Sanchez wünscht, und nichts überstürzen, wird das Publikum im Madison Square Garden einige Runden lang einen attraktiven Kampf zu sehen bekommen. Der Kasache kann seinen Druck dosieren, ohne jemals lockerzulassen, den Gegner regelrecht sezieren, und schließlich den Sack zumachen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/12/ggg-jacobs-time/#more-223975

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/12/jacobs-huge-underdog-golovkin/#more-224090

25. Dezember 2016


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