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MELDUNG/2309: Weltergewicht - strategische Partnerschaft ... (SB)



Manny Pacquiao unterschreibt bei Al Haymon

Manny Pacquiao hat einen Vertrag über zwei Auftritte mit dem einflußreichen Berater Al Haymon abgeschlossen, um die nächsten Schritte seiner Karriere, die sich ihrem Ende zuneigt, auf den Weg zu bringen. Der Philippiner will im Januar einen Kampf gegen Adrien Broner bestreiten und danach die Revanche mit Floyd Mayweather in Angriff zu nehmen. Pacquiao gegen Broner wäre vor fünf Jahren, bevor der US-Amerikaner gegen Marcos Maidana verloren hatte, ein großartiges Duell gewesen. Das trifft heute kaum noch zu, weil Broner zuletzt erheblich nachgelassen hat. Da Pacquiao nicht mehr bei Bob Arum unter Vertrag steht, sollte es kein Problem sein, sich mit Mayweather zu einigen, sofern er nicht gegen Broner den kürzeren zieht, was diesen Plan zunichte machen würde. [1]

Für den 39jährigen Philippiner stehen 60 Siege, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Er ist regulärer Weltmeister der WBA im Weltergewicht, seit er den Argentinier Lucas Matthysse am 7. Juli in Kuala Lumpur durch K.o. in der siebten Runde bezwungen hat. Der zehn Jahre jüngere Broner kann 33 gewonnene und drei verlorene Auftritte sowie ein Unentschieden vorweisen. Für Manny Pacquiao dürfte dies ein Gegner nach Maß sein, da Broner beim Publikum nach wie vor recht gut ankommt, aber längst nicht mehr der hochmotivierte Boxer ist, der er zu Beginn seiner Profilaufbahn 2008 war. Vermutlich haben der unterdessen angehäufte Reichtum und die damit verbundenen Ablenkungen maßgeblich dazu beigetragen, daß ihm die Entschlossenheit und Konzentration auf seine Karriere abhanden gekommen ist.

Adrien Broner kann von Glück reden, daß sich Pacquiao für ihn interessiert. Als ihr Kampf vor Jahren schon einmal im Raum stand, scheiterte die Realisierung dem Vernehmen nach an überzogenen finanziellen Forderungen des US-Amerikaners. Heute muß er sich mit viel weniger zufriedengeben, da er seit 2017 nicht mehr gewonnen hat und selbst sein damaliger Punktsieg gegen Adrian Granados umstritten war. Unter Al Haymons zahlreichen namhaften Weltergewichtlern ist Broner für Pacquiao die günstigste Wahl, da Errol Spence, Danny Garcia, Shawn Porter, Kell Brook oder Amir Khan erheblich riskanter wären. Hingegen ist Adrien Broner geradezu perfekt, da er langsam, plattflüßig und mit geringer Schlagfrequenz boxt. Vor allem aber macht er sein nachlassendes Können mit einem großen Mundwerk wett, so daß er die Bewerbung ihres Kampfs fast im Alleingang stemmen kann. Früher hat Freddie Roach diese Aufgabe übernommen und vorzüglich erfüllt, doch seit sich der Philippiner von seinem langjährigen Trainer getrennt hat und von seinem Landsmann Buboy Fernandez betreut wird, fehlt ihm diese verbale Unterstützung, die das US-Publikum bedient.

Broner ist zwar nicht mehr in der Lage, hochklassige Kontrahenten im Halbwelter- oder Weltergewicht zu besiegen, kann sich aber jederzeit in Rage reden und die Fangemeinde mitziehen. Und da nicht von vornherein feststeht, wer diesen Kampf gewinnt, sollte es durchaus möglich sein, die potentielle Zuschauerschaft in Vorfreude zu versetzen. Auch Pacquiao ist nicht mehr so schnell und unermüdlich wie auf dem Höhepunkt seines Könnens, so daß Adrien Broner eine Chance hätte, wenn er denn ausnahmsweise die erste Hälfte des Kampfs nicht verschlafen und sich dabei für den Endspurt schonen würde.

Pacquiao hat 2015 gegen Mayweather verloren, von dem die Initiative für die Revanche ausgeht. Wenngleich dies nicht gerade ein Kampf ist, den die Fans vehement einfordern, dürfte das Verkaufstalent des US-Amerikaners allemal ausreichen, um auch daraus eine Goldgrube zu machen. Vermutlich neigen die Zuschauer, die vor drei Jahren 100 Dollar für die Übertragung im Pay-TV bezahlt haben und herbe enttäuscht wurden, nicht dazu, Geld in die zweite Ausgabe zu investieren. Es dürfte aber genug andere Interessenten geben, die damals nicht mit von der Partie waren und sich diese gewissermaßen historische Begegnung der beiden Legenden nicht entgehen lassen wollen. Und sei es nur, um später sagen zu können, daß sie dabeigewesen sind, wenn sie ihren Kindern davon erzählen.

Manny Pacquiao und Floyd Mayweather sind dank ihres außerordentlichen Talents, ihrer langjährigen Erfahrung und einer fokussierten Lebensführung noch immer hervorragende Boxer. Sie können vielleicht mit der aktuellen Elite im Weltergewicht wie Errol Spence, Keith Thurman oder Terence Crawford aus Altersgründen nicht mehr mithalten, sind aber durchaus in der Lage, vielen anderen Kandidaten Probleme zu bereiten und gemeinsam eine attraktive Darbietung auf die Beine zu stellen.

Den Kampf zwischen Manny Pacquiao und Adrien Broner im Pay-TV zu verkaufen dürfte nicht ganz einfach sein, während er im Falle einer kostenlosen Ausstrahlung bei Fox sicher jede Menge Interessenten fände, die ihn sich gerne ansehen. Möglicherweise kann der Philippiner einige Boxer, die er als Promoter unter Vertrag genommen hat, im Vorprogramm unterbringen. Dazu gehört beispielsweise der IBF-Champion im Superfliegengewicht Jerwin Ancajas, der allerdings zuletzt nur unentschieden gegen Agustin Santiago gekämpft hat, die Nummer 14 der Rangliste. Ancajas möchte sich mit dem WBC-Weltmeister Srisaket Sor Rungvisai messen, was aber keine so gute Idee ist, wenn man an das Massaker denkt, das Rungvisai bei der Revanche gegen Roman "Chocolatito" Gonzalez verübt hat.

Nachdem sich Pacquiao von seinem Promoter Bob Arum und seinem Trainer Freddie Roach getrennt hatte, sagten ihm viele einen Abstieg voraus, der seinem guten Ruf Schaden zufügen würde. Der Philippiner hinterließ jedoch bei seinem Sieg über Lucas Matthysse einen überraschend guten Eindruck, zumal er erstmals seit Jahren wieder vorzeitig gewann. Er sicherte sich dabei den zweitrangigen Titel des regulären Weltmeisters der WBA, als deren Superchampion der gegenwärtig verletzte Keith Thurman firmiert. Daß sich der Philippiner auch gegen Thurman durchgesetzt hätte, sofern dieser bei guter Gesundheit kämpfen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich werden die beiden nie aufeinandertreffen, da der US-Amerikaner schon sehr lange an gesundheitlichen Problemen laboriert.

Der erste Kampf zwischen Pacquiao und Mayweather brachte die Rekordzahl von 4,6 Millionen Buchungen im Pay-TV, die natürlich bei der Revanche nicht mehr erreicht werden kann. Doch selbst wenn es nur die Hälfte wäre, sprängen dabei immer noch enorme Einkünfte heraus. Kostet die Buchung abermals 100 Dollar oder sogar mehr, reicht auch eine geringere Zahl interessierter Zuschauer aus, um die Taschen der beiden Stars und weiterer Profiteure zu füllen.


Fußnote:

[1] www.boxingnews24.com/2018/10/pacquiao-signs-with-haymon-broner-possible-for-jan-2019/

13. Oktober 2018


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