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MELDUNG/2339: Schwergewicht - um die Scharte auszuwetzen ... (SB)



Deontay Wilder gewährt Luis Ortiz eine Revanche

Wie nun auch offiziell bestätigt worden ist, gewährt Deontay Wilder dem Kubaner Luis Ortiz bereits bei seinem nächsten Auftritt eine Revanche. Damit stellt sich der 33jährige WBC-Weltmeister im Schwergewicht aus Tuscaloosa in Alabama abermals einem seiner gefährlichsten Rivalen. Der ungeschlagene Titelverteidiger hat 41 Kämpfe gewonnen, dabei 40 Kontrahenten vorzeitig in die Schranken gewiesen, sowie ein Unentschieden gegen den Briten Tyson Fury erzielt. Für den 40 Jahre alten Herausforderer, der als einer der versiertesten Akteure der Königsklasse gilt, stehen 31 Siege und eine Niederlage zu Buche. [1]

Wilder und Ortiz hatten einander am 3. März 2018 im Barclays Center in Brooklyn einen spektakulären und hochklassigen Kampf geliefert, der als einer der besten des vergangenen Jahres nicht nur im Schwergewicht gewürdigt wurde. Nach einem vorsichtigen Auftakt gewann ihr Duell zusehends am dramatischen Szenen, da der Weltmeister seinen Gegner kurz vor Ende der fünften Runde mit einer wuchtigen Rechten zu Boden schickte. Der Herausforderer aus Miami ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und lieferte dem Champion weiterhin ein ebenbürtiges Gefecht. In der siebten Runde bescherte er Wilder die bislang kritischte Phase seiner gesamten Karriere, als er ihn mit einer Serie klarer Treffer traktierte und an den Rand eines Niederschlags brachte. Wenngleich sich der Weltmeister gerade noch in die Pause retten konnte, steckte auch er nicht zurück und drängte seinerseits auf eine vorzeitige Entscheidung. Diese fiel in der zehnten Runde, als er den Kubaner mit mehreren schweren Treffern und einem abschließenden gewaltigen Uppercut geschlagen auf die Bretter schickte. [2]

Zuletzt setzte sich Wilder am 18. Mai im Barcleys Center mit einem sensationell anmutenden Sieg in der ersten Runde gegen den stark eingeschätzten Pflichtherausforderer Dominic Breazeale durch. Wie der WBC-Weltmeister seine Fangemeinde in den sozialen Medien wissen ließ, wolle er seine kontroversen Auftritte zurechtrücken. Umstritten war sein Erfolg gegen Ortiz indessen nicht, wenn man einmal davon absieht, daß die Offiziellen der Sportkommission vor Beginn der achten Runde gegen den Kubaner Wilders Verfassung prüften, um sicherzustellen, daß er den Kampf fortsetzen könne. Wenngleich Ort und Termin der Revanche noch nicht feststehen, wird sie doch voraussichtlich im September im Staples Center in Los Angeles über die Bühne, wo sich Wilder am 1. Dezember unentschieden von Tyson Fury getrennt hatte. Wenngleich die Auftritte des WBC-Champions in der Regel von Showtime übertragen werden, wird der Kampf gegen Ortiz wohl beim Sender Fox im Pay-TV zu sehen sein, der ebenfalls mit dem Format Premier Boxing Champions zusammenarbeitet.

Wilders Entscheidung für Luis Ortiz ist zugleich eine Absage an Anthony Joshua, gegen den er damit in diesem Jahr nicht mehr antreten wird. Unabhängig davon, wie der Weltmeister der Verbände WBA, WBO und IBF aus England seine bevorstehende Titelverteidigung gegen Andy Ruiz im New Yorker Madison Square Garden gestalten wird, geht der WBC-Champion auf absehbare Zeit seiner Wege. Joshua und dessen Promoter Eddie Hearn haben seit Tagen Wilder immer wieder ins Gespräch gebracht, um ihn für einen Kampf im November oder Dezember zu gewinnen. Wilder will jedoch zunächst gegen Luis Ortiz, dann gegen den in New York lebenden Polen Adam Kownacki und schließlich zum zweiten Mal gegen Tyson Fury antreten, so daß sich Anthony Joshua hinten anstellen muß.

Angesichts der Zusage Wilders ist nun klar, warum Ortiz ein Angebot Eddie Hearns abgelehnt hat, am 1. Juni in New York mit Joshua in den Ring zu steigen. Bislang war lediglich bekannt, daß der Kubaner mit dem finanziellen Angebot von Matchroom Boxing nicht zufrieden war. Nun kann man davon ausgehen, daß er bereits fest mit einer Revanche gegen den WBC-Weltmeister gerechnet hat und auch aus diesem Grund den Briten die kalte Schulter zeigte. Offenbar war Hearn nicht bereit, die von Ortiz geforderten 9 Millionen Dollar zu garantieren, und so muß sich Anthony Joshua bei seinem so wichtigen Debüt in den USA nun mit Andy Ruiz begnügen. Wenngleich auch dies ein recht anspruchsvoller Herausforderer ist, reicht seine Popularität doch längst an die des Kubaners heran.

Zweifellos hätte das Boxpublikum in den USA und im Vereinigten Königreich das seit Jahren geforderte Duell zwischen Anthony Joshua und Deontay Wilder vorgezogen, das nun abermals auf unabsehbare Zeit vertagt worden ist. Eddie Hearn war jedoch nie bereit, Wilder die Hälfte der Einkünfte zuzugestehen, so daß die Gespräche immer wieder an den miteinander unvereinbaren Börsenvorstellungen scheiterten. Hinzu kommt inzwischen, daß der WBC-Weltmeister mit Luis Ortiz wie auch Tyson Fury insofern eine Rechnung offen hat, als ihm beide beträchtliche Probleme bereitet hatten. Auch wenn Joshua immer wieder behauptet, Wilder habe nur gegen zweitklassige Gegner gekämpft, ist das Gegenteil der Fall: Der US-Amerikaner ist Ortiz nicht aus dem Weg gegangen, mit dem niemand sonst in den Ring steigen wollte. Er hat es mit Fury aufgenommen, der höchst unbequem zu boxen ist, und zuletzt den massiven Dominic Breazeale wie der Blitz niedergestreckt. Vergleichbare Herausforderer kann man bei Joshua lange suchen, den sein Promoter stets von allen Klippen, Strudeln und Untiefen ferngehalten hat. Wenigstens können sich alle Beteiligten damit trösten, daß der Kampf der Kämpfe im Schwergewicht um so spektakulärer und einträglicher wird, je länger er reift. Natürlich darf keine unverhoffte Niederlage gegen einen anderen Kandidaten dazwischenkommen, die das Blatt neu mischen würde.

Wilders Co-Manager Shelly Finkel geht davon aus, daß die Revanche gegen Luis Ortiz noch spektakulärer als das erste Aufeinandertreffen vor Jahresfrist verlaufen könnte. Der Kubaner sei äußerst gefährlich und schlage gewaltig zu. Zudem hat er seither drei Kämpfe in Folge gewonnen. Auch der Trainer und Co-Manager Jay Deas erinnert daran, daß Ortiz angesichts seines umfassenden Könnens als ein Schreckgespenst des Schwergewichts gehandelt wurde und nach seinem glänzenden Auftritt im Titelkampf noch mehr als ohnehin schon gemieden wurde. Dennoch habe Deontay diese Herausforderung nicht gescheut und stelle sich ihr sogar ein zweites Mal, um endgültig für klare Verhältnisse zu sorgen.


Fußnoten:

[1] www.boxingnews24.com/2019/05/deontay-wilder-announces-luis-ortiz-rematch/

[2] www.espn.com/boxing/story/_/id/26842656/wilder-picks-rematch-ortiz-next-bout

29. Mai 2019


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