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PROFI/546: Floyd Mayweather kommt mit einem blauen Auge davon (SB)




Marcos Maidana war ein ebenbürtiger Gegner

Floyd Mayweather hat auch den 46. Kampf seiner Profikarriere gewonnen und dabei die Titel der Verbände WBC und WBA im Weltergewicht zusammengeführt. Vor 16.268 Zuschauern im MGM Grand in Las Vegas bereitete ihm sein argentinischer Gegner Marcos Maidana jedoch derart große Probleme, daß sich der 37jährige US-Amerikaner glücklich schätzen konnte, zumindest von zwei wohlwollenden Punktrichtern zum Sieger erklärt worden zu sein (114:114, 117:111, 116:112). Maidana, der nun 35 Auftritte gewonnen und vier verloren hat, sah sich durch die heftigen Unmutsäußerungen, mit denen die Zuschauer das Ergebnis quittierten, in seiner Auffassung bestätigt, wesentlich mehr für den Kampf getan zu haben.

Wie bei seinem Sieg gegen Adrien Broner im letzten Dezember, mit dem er den WBA-Titel gewonnen hatte, entfaltete der Argentinier von Beginn an enormen Druck, trieb Mayweather in die Seile und bearbeitete ihn mit zahlreichen Schlägen. Wenngleich Maidana nicht allzu viele klare Treffer erzielen konnte, entschied er doch die ersten beiden Durchgänge für sich. Erst in der dritten Runde gelangen dem US-Amerikaner einige Treffer, doch ließ sich der WBC-Weltmeister immer noch zu häufig an den Seilen festnageln.

In der vierten Runde trug Mayweather durch einen Zusammenstoß den ersten Cut seiner Karriere davon und blutete über dem rechten Auge. Auch in der fünften Runde machte Maidana mit seinen klareren Treffern die bessere Figur. Erst im sechsten Durchgang gelang es Mayweather, den Gegner häufiger auf Distanz halten, was Maidana nicht behagte. Auch wich der Amerikaner inzwischen den Angriffen seines Gegners häufiger als in der Anfangsphase aus.

Die achte Runde ging wieder eindeutig an Maidana, worauf Mayweather im nächsten Durchgang den WBA-Champion erstmals zurückdrängen konnte. In der zehnten Runde brachte Mayweather seine bis dahin gefährlichsten Treffer ins Ziel, die Maidana jedoch problemlos wegsteckte. Auch die elfte Runde hatte Mayweather zunächst gut im Griff, am Ende wurde der Druck Maidanas indessen wieder stärker. Die Schlußrunde verlief relativ ausgeglichen, wobei der Argentinier wesentlich frischer wirkte. [1]

Insgesamt gesehen hatte Mayweather überwiegend auf einzelne Schläge gesetzt und zuwenig Kombinationen geschlagen. Maidana ließ sich auch von Treffern nicht beeindrucken und marschierte fortgesetzt auf seinen Gegner zu, um ihn mit Schlägen zum Körper in die Seile zu treiben. Der Amerikaner wußte sich nicht anders zu helfen, als immer wieder zu klammern, was den Kampf phasenweise unansehnlich machte, aber von Ringrichter Tony Weeks nicht sanktioniert wurde.

Auch mit seinem gefährlichen linken Haken, der schon manchen Gegner auf die Bretter geschickt hat, konnte Mayweather den Argentinier nicht bremsen, der es im Grunde nur in der neunten und zehnten Runde mit einem souverän boxenden Favoriten zu tun bekam, der in dieser kurzen Phase den Kampf dominierte und klare Treffer landen konnte. Am Ende wirkte Mayweather müde und ratlos, während Maidana wieder stärker aufkam.

Die Fernsehkommentatoren sprachen von einer denkwürdigen Nacht und Mayweathers schwerstem Kampf. Für den sonst so souverän boxenden Amerikaner war es in der Tat die schwierigste Aufgabe seit der ersten Begegnung mit Jose Luis Castillo im Jahr 2002. Die Datenbank Compubox ermittelte, daß Mayweather von 211 Schlägen und damit häufiger als je zuvor in seiner Karriere getroffen wurde. Zudem hatte Maidana mit 858:425 mehr als doppelt so oft geschlagen wie sein Gegner. [2]

Wie Marcos Maidana im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime erklärte, habe Mayweather einige Runden dominiert, er selbst jedoch den überwiegenden Teil des Kampfs bestimmt, weshalb er sich als Sieger fühle. Mit seinen normalen Handschuhen hätte er den Gegner auf die Bretter geschickt. Mayweather und die Nevada Athletic Commission hatten im Vorfeld bemängelt, daß die Handschuhe des Argentiniers nicht dick genug seien. Die Kontroverse wurde erst kurz vor Kampfbeginn auf die Weise geklärt, daß Maidana nicht mit seiner vertrauten Ausstattung antreten durfte. Da er an diesem Abend der Bessere gewesen sei und im Grunde gewonnen habe, gebe er Mayweather gern die Gelegenheit zur Revanche, sagte der Argentinier selbstbewußt.

Floyd Mayweather konnte nicht entgangen sein, wie knapp er diesmal davongekommen war. Im Interview schwankte er in seinen Antworten fortgesetzt zwischen Lob für den Gegner und der Versicherung, er habe Maidana lediglich gut aussehen lassen. So sprach er einerseits von einem harten, ausgeglichenen Kampf gegen einen großartigen Gegner, der unorthodox zu Werke gehe. Im selben Atemzug behauptete er jedoch, ein Champion wie er könne sich auf jede Kampfesweise einstellen. Wenn er nur gewollt hätte, wäre die Sache viel einfacher für ihn verlaufen. Normalerweise bewege er sich mehr und kontere seinen Gegner ab. Um den Fans aber einen spannenden Kampf zu liefern, habe er ihnen gegeben, was sie sehen wollten. Der Rückkampf im September werde jedenfalls ganz anders verlaufen.

Wenngleich Mayweather somit erklärte, er stelle sich Maidana gern zur Revanche, sofern die Fans das wünschten, stehen hinter dieser Möglichkeit diverse Fragezeichen. Richard Schaefer von den Golden Boy Promotions schien zunächst Amir Khan zu favorisieren, der sich im Vorprogramm gegen Luis Collazo durchgesetzt, dabei aber noch mehr als Mayweather geklammert hatte. Allerdings hat der Brite bereits betont, daß er wegen des Ramadan im September keinesfalls kämpfen werde. Floyd Mayweather wich der Frage nach Khan vollkommen aus und stellte statt dessen einige prominente Boxer im Publikum vor. Diese Ausflucht ließ zumindest darauf schließen, daß er auch weiterhin nicht an dem Briten interessiert ist, dem er zuletzt Marcos Maidana vorgezogen hatte. Schaefer trug jedenfalls der ungehaltenen Stimmung im Publikum Rechnung und stimmte fürs erste dem Vorschlag zu, im September einen Rückkampf gegen Maidana auszutragen.

Finanziell hat sich der Kampf für Mayweather auf jeden Fall gelohnt, da ihm aus seinem Vertrag mit Showtime 32 Millionen Dollar zustehen. Hinzu kommen noch weitere Einnahmen aus dem Bezahlfernsehen in vorerst unbekannter Höhe. Der US-Amerikaner hat nun drei Kämpfe unter der Regie dieses Senders bestritten, drei weitere stehen im Zusammenhang des Vertrags noch aus. Marcos Maidana erhielt eine garantierte Börse von 1,5 Millionen Dollar. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5915-mayweather-vereinigt-titel-im-weltergewicht-maidana-haertester-gegner-seit-langem.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/05/mayweather-defeats-maidana-by-controversial-decision/

[3] http://www.wz-newsline.de/home/sport/boxen/46-sieg-mayweather-behaelt-seine-weisse-weste-1.1626633

4. Mai 2014