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PROFI/561: Golowkin fackelt nicht lange mit Rubio (SB)




Der Mexikaner unterliegt bereits in der zweiten Runde

Gennadi Gennadjewitsch Golowkin (GGG) hat seine nun schon fünf Jahre währende Serie vorzeitiger Siege auf eindrucksvolle Weise fortgesetzt. Der in 31 Kämpfen ungeschlagene Superchampion der WBA und Weltmeister der IBO im Mittelgewicht besiegte den Herausforderer Marco Antonio Rubio bereits in der zweiten Runde. Wie groß das Interesse am Westküstendebüt des 32jährigen Kasachen in Carson unweit von Los Angeles war, belegte die Zuschauerzahl: Das StubHub-Center mit seinem normalen Fassungsvermögen von 8200 Zuschauern war angesichts der enormen Nachfrage mit zusätzlich zur Verfügung gestellten Stehplätzen auf 10.000 erweitert worden und platzte dennoch aus allen Nähten.

Die erste Niederlage hatte der 34jährige Rubio bereits beim offiziellen Wiegen am Vortag hinnehmen müssen. Er konnte das geforderte Limit von 72,57 kg nicht einhalten und brachte 820 g zuviel auf die Waage. Obgleich ihm das WBC-Reglement zwei Stunden Zeit einräumte, Gewicht abzuschwitzen, blieb er über der Grenze. Daher standen die Gürtel des Champions in diesem Kampf nicht mehr auf dem Spiel, und der mexikanische Herausforderer büßte überdies den Interimstitel des WBC ein. Zu allem Unglück verminderte sich seine Börse von 450.000 auf 350.000 Dollar, weil ein neuer Vertrag ausgehandelt werden mußte. Hingegen erhält der in Stuttgart lebende Kasache eine Gage von mindestens 900.000 Dollar. [1]

Obgleich die meisten Zuschauer mexikanischer Herkunft waren und ihrem Landsmann den Rücken stärken wollten, rollten bereits vor dem Einmarsch des Champions "Triple-G"-Rufe durch das Open-Air-Stadion. Als Golowkin dann zu "Seven Nation Army" von den White Stripes durch die Menge zum Ring schritt, wurde er begeistert empfangen. Offensichtlich hatte sich die Vermarktungsstrategie ausgezahlt, ein Duell im "Mexican Style" zu präsentieren, den man dem Kasachen insofern attestieren kann, als er sich nicht mit einem Geplänkel aus der Distanz aufhält, sondern rückhaltlos angreift.

Das bekam auch Rubio zu spüren, da Golowkin vom ersten Gong an auf ihn zu marschierte, ihm den Weg abschnitt und ständig Druck machte. Der Mexikaner kämpfte tapfer mit, kam aber einfach nicht zum Zuge. So nahm das Verhängnis bereits in der zweiten Runde seinen Lauf, als sich Rubio nach einem rechten Aufwärtshaken des Kasachen in die Seile zurückzog, wo es für ihn kein Entrinnen mehr gab. Nach einem linken Haken zum Kopf ging er zu Boden. Ringrichter Jack Reiss zählte ihn bis neun an und brach den Kampf dann ab, was einige Zuschauer als vorschnell empfanden und mit Protest quittierten. Indessen war die Überlegenheit des Weltmeisters schon in dieser frühen Phase so deutlich geworden, daß der Mexikaner andernfalls wenig später am Ende gewesen wäre.

Er sei sehr enttäuscht, da der Referee zu früh abgebrochen habe, monierte Marco Antonio Rubio nach seinem unverhofft raschen Scheitern. Auf die Frage, was so besonders an Golowkins Kampfesweise sei, erwiderte der Mexikaner: "Er marschierte immer vorwärts, egal wieviel ich zurückgeschlagen habe. Das ist natürlich sehr unangenehm." Er habe die Schläge zwar gespürt, aber gut weggesteckt, so Rubio. Der entscheidende Schlag sei ein Glückstreffer gewesen, wie man ihn eben nie auszuschließen könne, versuchte er zu verdrängen, daß es 27 anderen Gegnern des Kasachen vor ihm genauso ergangen war. [2]

Während der Vizepräsident der WBA, Gilberto Jesus Mendoza, Golowkin den Gürtel umlegte, war auch WBC-Präsident Mauricio Sulaiman zur Stelle, um dem Sieger zu gratulieren. Es erfülle ihn mit Stolz, Gennadi Golowkin in der WBC-Familie zu empfangen, da dieser als Champion ein Vorbild für das Boxen sei. Golowkin repräsentiere einen jungen, sauberen und mit Freude ausgeübten Sport. Diese Aussage kann man sogar unterstreichen, da der Kasache keinen Wert auf Klammern, Schieben und grenzwertige Tricks legt, sondern stets versucht, den Gegner zu stellen und niederzuschlagen, was er tatsächlich mit sichtlicher Freude praktiziert.

Sulaimans Präsenz erklärte sich damit, daß Golowkin dank seines Erfolgs in Carson neuer Interimsweltmeister des WBC ist. Der Verband hat die nächsten Schritte bereits abgesegnet: Weltmeister Miguel Cotto verteidigt seinen Titel voraussichtlich Anfang Mai 2015 gegen Saul "Canelo" Alvarez, worauf der Sieger gegen den Kasachen antreten muß. Damit könnte Golowkin seinem Traum, alle Gürtel im Mittelgewicht zusammenzuführen, einen Schritt näher kommen.

Da Gennadi Golowkin einer der wenigen Champions ist, die viermal im Jahr im Ring stehen, sucht sein Promoter Tom Löffler bereits den nächsten Gegner. Möglicherweise kämpft der Kasache wieder einmal in Monte Carlo, wofür der Brite Martin Murray im Februar 2015 in Betracht käme. Löffler schließt zudem für das nächste Jahr einen Auftritt in Deutschland nicht aus, wo Sat.1 Interesse zum Ausdruck gebracht hat. Denkbar wären Kämpfe gegen Arthur Abraham, Felix Sturm oder Robert Stieglitz, wenngleich man sich schwer vorstellen kann, daß einer von ihnen zwölf Runden mit dem Kasachen durchstehen würde. [3]

Unterdessen hat der Präsident der Golden Boy Promotions, Oscar de la Hoya, angekündigt, daß Saul "Canelo" Alvarez gegen Golowkin antreten werde. Da er jedoch offenließ, wann das der Fall sein könnte, ist seine Aussage irgendwo in der Grauzone zwischen der Planung konkreter Strategien und purer Spekulation anzusiedeln. Sollte der junge Mexikaner tatsächlich im Mai auf Miguel Cotto treffen und dabei den kürzeren ziehen, wäre er für den Kasachen ohnehin nicht mehr sonderlich interessant.

Gewinnt "Canelo" hingegen im Frühjahr, böte sich ein Kampf gegen Golowkin Mitte September an, wobei sich der Kasache bekanntermaßen lieber mit Cotto messen würde, weil er dabei rascher an den Gürtel des WBC käme. So oder so wird es für Golowkin nicht einfach werden, die vor ihm flüchtenden Konkurrenten zu stellen und ihnen den Titel abzunehmen - und das nicht, weil sie bessere Boxer sind. [4]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/uebergewicht-kein-wm-titel-fuer-golovkin-gegner-rubio-32978

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6551-ko-sieg-in-runde-2gennady-golovkin-schlaegt-marco-antonio-rubio.html

[3] http://www.boxen-heute.de/artikel/6546-ggg-gegen-den-gewinner-von-cotto-vs-alvarezgolovkins-naechster-streich.html

[4] http://www.boxingnews24.com/2014/10/de-la-hoya-i-have-no-doubt-canelo-and-golovkin-will-fight/#more-183379

21. Oktober 2014