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PROFI/590: Sergej Kowaljow entledigt sich der lästigen Pflicht (SB)



Nadjib Mohammedi scheitert bereits in der dritten Runde

Sergej Kowaljow hat seine Titel im Halbschwergewicht in Las Vegas erfolgreich gegen Nadjib Mohammedi verteidigt. Der Superchampion der WBA und Weltmeister der IBF und WBO setzte sich bereits in der dritten Runde gegen den überforderten Pflichtherausforderer aus Frankreich durch. Während der 32jährige Russe seine Bilanz auf 28 Siege sowie ein Unentschieden ausbauen konnte, stehen für den zwei Jahre jüngeren Franzosen nun 37 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche. [1] Der Herausforderer erhielt mit 270.000 Dollar die bislang höchste Börse seiner Karriere, für den Titelverteidiger fallen 750.000 Dollar sowie Einkünfte aus der Übertragung des russischen Fernsehens ab.

Mohammedi hatte dem Favoriten von Anfang an nichts entgegenzusetzen und brachte in der ersten Runde so gut wie keinen Schlag ins Ziel. Nach diesem bequemen Auftakt erhöhte der Weltmeister im zweiten Durchgang den Druck und schickte den Gegner mit mehreren Rechten sowie einem Jab erstmals auf die Bretter. Der Herausforderer kam zwar rechtzeitig wieder auf die Beine, verbrachte den Rest der Runde jedoch damit, sich durch Klammern über die Zeit zu retten, wobei er zweimal ausrutschte und zu Fall kam.

Der Jab des Franzosen kam zu selten und zu schwach, um Kowaljow aufzuhalten, der einfach auf seinen Gegner losmarschierte und dessen Deckung durchschlug. In der dritten Runde machte der Russe dem ungleichen Kampf ein Ende, als er mit einer Rechten und dem linken Jab den zweiten Niederschlag herbeiführte. Mohammedi stand auch diesmal wieder auf, doch nahm ihn Ringrichter Kenny Bayless nach 2:38 Minuten des Durchgangs aus dem Kampf, um ihn vor schlimmerem Schaden zu bewahren. [2]

Laut Promoterin Kathy Duva von Main Events, bei der beide Boxer unter Vertrag stehen, habe Kowaljow den Pflichtherausforderer behandelt wie jeden anderen Gegner auch. Es gebe ohnehin kaum Kontrahenten, die im Kampf mit dem Russen nicht heillos überfordert seien. Mohammedi, der nach dreizehn Siegen in Folge erstmals wieder eine Niederlage bezog, würdigte den Weltmeister als versierten Kämpfer, den man schwer ausrechnen könne. Leider habe er beim ersten Niederschlag einen Daumen ins Auge bekommen und sei dadurch erheblich eingeschränkt worden. Sein Trainer Abel Sanchez nahm ihn mit den Worten in Schutz, die Atmosphäre bei seinem ersten Auftritt in Las Vegas sei eben überwältigend gewesen.

Mit dem Pflichtherausforderer hatte Kowaljow sehr viel leichteres Spiel als bei seinen vorangegangenen Kämpfen. Im November 2014 setzte er sich auf eindrucksvolle Weise gegen Bernard Hopkins durch und führte damit die Titel dreier Verbände im Halbschwergewicht zusammen. Im März 2015 folgte dann ein Sieg in der achten Runde über den früheren Champion Jean Pascal, dem er vor dessen Heimpublikum in Montreal das Nachsehen gab.

Zufrieden mit seinem souveränen Erfolg gegen Mohammedi bedauerte Kowaljow allenfalls, daß die Zuschauer nur wenige Runden zu sehen bekommen hatten. Er sei bereit, gegen jeden Kontrahenten anzutreten, den man ihm beschaffen könne und der beim Publikum gut ankomme. Wahrscheinlich wird der Russe am 28. November in Moskau kämpfen und damit erstmals seit je einem Auftritt in den Jahren 2010 und 2011 wieder vor heimischem Publikum auftreten.

Zu einem Kampf gegen Andre Ward wird es vorerst wohl nicht kommen, da dessen Promoter Roc Nation Sports nach Angaben Kathy Duvas kein Interesse daran hat. Sie zögen ein Duell mit Gennadi Golowkin vor. Da das Lager des Kasachen jedoch soeben mit den Golden Boy Promotions übereingekommen zu sein scheint, einen Vereinigungskampf gegen David Lemieux auszutragen, könnte Ward eine Option im nächsten Jahr sein. Kowaljow wird aller Voraussicht nach Anfang 2016 in die USA zurückkehren und dann möglicherweise eine Revanche mit Jean Pascal austragen. Der Kanadier setzte sich im Vorprogramm der Veranstaltung in Las Vegas umstritten gegen Yunieski Gonzalez durch.

Wie Kowaljow versicherte, könne er sich einen Kampf gegen Pascal ebenso vorstellen wie ein Duell mit Gonzalez und freue sich auf jeden Gegner, mit dem man ihn zusammenführe. Das kann man dem Russen ohne weiteres abnehmen, der zum führenden Akteur seiner Gewichtsklasse aufgestiegen ist. Daher stellt sich eher die Frage, wer es wagt, mit dem Weltmeister in den Ring zu steigen und dabei eine desaströse Niederlage zu riskieren.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/07/kovalev-vs-mohammedi-early-results/#more-196806

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13320163/sergey-kovalev-knocks-nadjib-mohammedi-third-round

26. Juli 2015


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