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MELDUNG/056: Mozarts "Don Giovanni" unter der Regie von Doris Dörrie (Hamburger Staatsoper)


Hamburger Staatsoper

»... aber in Spanien 1003«

Doris Dörrie und Simone Young bringen Mozarts »Don Giovanni« auf die Bühne der Hamburgischen Staatsoper


Hamburg, 06.07.2011 - Die erste überlieferte Bühnenfassung des Don Juan-Stoffes schuf der spanische Mönch Tirso de Molina unter dem Titel »Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast«. In diesem Werk waren bereits die grundlegenden Themen und Charaktere eingeführt, die von nun an die Konstellation des aufbegehrenden Individuums gegen die bestehende Ordnung aufstellte. Unzählige Autoren bearbeiteten den Stoff, darunter Dramatiker wie Corneille und Molière oder Komponisten wie Salieri. Trotzdem war dieser Stoff schon etwas aus der Mode gekommen, als sich Wolfgang Amadeus Mozart dem geschickten Verführer der Frauen - in Italien 46, in Deutschland 230, 100 in Frankreich, in der Türkei 91, aber in Spanien 1003! - zuwandte: In seinem Meisterwerk »Il dissoluto punito, ossía Don Giovanni« nach Da Pontes Textbuch komponiert, gab er dem Stoff die volkstümliche Gestaltung, die ihn in ganz Europa populär machte. Schon die Uraufführung der Oper 1787 in Prag, bei der Giacomo Casanova unter den Zuschauern gesichtet worden sein soll, war ein ungeheurer Erfolg.

In Hamburg wagen sich jetzt Opernchefin Simone Young, Regisseurin Doris Dörrie und Bühnen- und Kostümbildner Bernd Lepel an eine Neuproduktion von Mozarts Meisterwerk. Dirigentin und Regisseurin haben sich für die Prager Fassung entschieden. »In unserer Neuproduktion gehen wir an die Musik mit einer zur Entstehungszeit passenden Praxis heran. Wir verwenden Naturtrompeten und Naturposaunen«, erklärt Simone Young. Sie selbst wird am Hammerklavier begleiten und schreibt auch die Verzierungen für die Sänger. »Es wird also wirklich einen Klang geben, der sich eher an Mozarts Zeiten orientiert als an einem musikalischen Aufführungsstil aus der Romantik«. Für die Hamburger Opernintendantin ist es eine Besonderheit dieser Neuproduktion, dass die Regisseurin Doris Dörrie für ihre Deutung die latinische Sichtweise heranzieht: »In den romanischen Ländern ist der Tod feminin. Wenn wir 'La Morte' wörtlich nehmen, so ist das eine wunderbare Idee für Don Giovanni: Für ihn ist die Frau Ziel seines Lebens, das nie richtig erreichbar ist, und sie ist auch der Grund für sein Sterben. Und dass der Tod ihn als eine Frau durch die Jahrhunderte jagt, finde ich eine sehr passende Metapher für das, was Mozart hier gesehen hat.«

Die Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie (»Männer«, »Bin ich schön?«, »Kirschblüten-Hanami«) hat sich auch als Opernregisseurin einen Namen gemacht. An der Berliner Staatsoper unter den Linden inszenierte sie 2001 »Così fan tutte« und später »Turandot«, es folgten unter anderem »Rigoletto« an der Bayerischen Staatsoper, »La finta giardiniera« bei den Salzburger Festspielen 2006 und zuletzt »Admeto« bei den Göttinger Händel-Festspielen 2009. Ihr neuer Roman »Alles inklusive« erscheint am 26. Juli 2011 bei Diogenes. Mit Bernd Lepel hat Doris Dörrie bereits bei zahlreichen Filmen und Opernproduktionen zusammengearbeitet. Der in Murnau geborene Lepel ist unter anderem Ausstatter der die beiden für den Oscar nominierten Filme »Der Untergang« und »Der Baader Meinhof Komplex« sowie von Sönke Wortmanns Historienenepos »Die Päpstin«.

Als Don Giovanni kehrt Wolfgang Koch nach Hamburg zurück. Der Bariton ist einer der Publikumslieblinge an der Staatsoper: mit großem Erfolg sang er hier unter anderem den geläuterten Werber Harry Joy in »Bliss«, den machtgierigen Zwerg Alberich im »Ring des Nibelungen« und Giovanni Morone in »Palestrina«. Mit Elza van den Heever gibt eine der jungen »Rising stars« ihr Debüt in Hamburg: Als Donna Anna ist die junge Südafrikanerin erstmals an der Dammtorstraße zu erleben. Seit drei Jahren ist sie Ensemblemitglied der Oper Frankfurt und hat dort Partien wie Elisabeth von Valois (»Don Carlo«), Elsa (»Lohengrin«) und Anna Bolena gesungen. Den Part des Leporello übernimmt Wilhelm Schwinghammer, Cristina Damian interpretiert Donna Elvira. Außerdem singen: Dovlet Nurgeldiyev (Don Ottavio), Alexander Tsymbalyuk (Il Commendatore), Jongmin Park (Masetto), Maria Markina (Zerlina). Auch der Butoh-Tänzer und Choreograf Tadashi Endo, bekannt unter anderem aus Doris Dörries preisgekröntem Film »Kirschblüten-Hanami«, wirkt bei der Neuproduktion von »Don Giovanni« mit. Die Leitung des Chores übernimmt Christian Günther.


Premiere A: 18. September 2011, 18.00 Uhr
Premiere B: 21. September 2011, 19.00 Uhr
Aufführungen: 24., 27., 30. September 2011, 19.00 Uhr
5., 7., 14. und 18. Oktober 2011, 19.00 Uhr

Vor der Premiere: Einführungsmatinee mit Mitwirkenden der Produktion am 11. September 2011, 11.00 Uhr, Probebühne 1

Karten sind an der Tageskasse der Hamburgischen Staatsoper, unter der Telefonnummer 040 / 35 68 68, im Internet unter www.staatsoper-hamburg.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.


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Quelle:
Hamburgische Staatsoper GmbH
Staatsoper Hamburg, Pressestelle, Bettina Bermbach
Telefon: 040 / 35 68 406, Fax: 040 - 35 68 308
E-Mail: pressestelle@staatsoper-hamburg.de
Internet: www.staatsoper-hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2011