Schattenblick → INFOPOOL → THEATER UND TANZ → FAKTEN


MELDUNG/206: Dea Loher erhält den Joseph-Breitbach-Preis 2017 (ADW)


Akademie der Wissenschaften und der Literatur
Pressemitteilung vom 6. Mai 2017

20 Jahre Joseph-Breitbach-Preis

Dea Loher erhält den Joseph-Breitbach-Preis 2017


Die Stiftung Joseph Breitbach und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz verleihen den Joseph-Breitbach-Preis 2017 an die Dramatikerin und Autorin Dea Loher.

Dea Loher erhält den Joseph-Breitbach-Preis für ein bedeutendes, gattungsübergreifendes Werk, das über zwanzig Theaterstücke, Hörspiele und Prosa umfasst. Für die Jury ist ihr differenzierter Zugang zur Gewalt im zwischenmenschlichen Zusammenhang oder im großen, gar weltpolitischen kühn und einzigartig in der Literatur der Gegenwart. Ob es sich um den Missbrauch in einer Familie handelt, den Splitter im Kopf, der einen Rückkehrer aus dem Krieg im Nahen Osten explodieren lässt, ob sie sich mit der Verflechtung von sozialer Tristesse und krimineller Energie beschäftigt oder minutiös den Totschlag eines Jugendlichen rekonstruiert: immer bleibt Dea Loher nahe an den Figuren, zeigt, wie sich das Unerträgliche in das Bewusstsein der Beteiligten und der Zeugen frisst und doch Raum für ein poetisches Sprechen lässt. Schmerz und Trauer sind ihren kraftvollen Theaterstücken eingeschrieben. Dea Loher schreibt Welttheater, das ubiquitär verstanden werden kann.

Es gelingt Dea Loher, das Theater und die Literatur, die in der Gegenwart weit auseinander gedriftet sind, auf glückliche Weise zu versöhnen. Das macht ihre Theaterarbeit so haltbar und widerständig gegenüber einer unangemessenen Regie.

Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 22. September 2017 im Theater Koblenz statt.

Dea Loher, geb. 1964 in Traunstein, studierte Germanistik und Philosophie in München. Sie lebt in Berlin. Schon ihr zweites Stück "Tätowierung" setzte sich im Repertoire der Theater durch. Mit "Fremdes Haus" begann 1995 am Staatstheater Hannover die Zusammenarbeit zwischen der Autorin und dem Regisseur Andreas Kriegenburg, der seither die meisten ihrer Theaterstücke uraufführt. Dea Lohers Dramen sind in über 15 Sprachen übersetzt und werden in aller Welt gespielt. Für Ihre Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Preisen gewürdigt, u.a. mit dem Jakob Michael Lenz-Preis 1997, dem Royal Court Theatre Playwrights Award 1992, dem Mülheimer Dramatikerpreis, dem Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis 2005, dem Bertolt-Brecht-Preis 2006, dem Berliner Literaturpreis 2009, dem Marieluise-Fleißer-Preis 2009 und dem Stadtschreiberpreis von Bergen-Enkheim 2014.

Theaterstücke (Auswahl): "Olgas Raum" (UA Hamburg, 1992), "Tätowierung" (UA Berlin, 1992), "Leviathan" (UA Hannover, 1993), "Fremdes Haus" (UA Hannover, 1995), "Adam Geist" (UA Hannover, 1998), "Blaubart Hoffnung der Frauen" (UA München, 1997), "Manhattan Medea" (UA steirischer herbst, 1999), "Klaras Verhältnisse" (UA Wien, 2000), "Unschuld" (UA Hamburg, 2003), "Das Leben auf der Praca Roosevelt" (UA Hamburg, 2004), "Das letzte Feuer" (UA Hamburg, 2008), "Diebe" (UA Berlin, 2010), "Am Schwarzen See" (UA Berlin, 2012), "Gaunerstück" (UA Berlin, 2015).

Prosa "Hundskopf" (Göttingen 2005), "Bugatti taucht auf" (Göttingen 2012)


Hinweis: Am 10. Mai 2017, 20 Uhr, findet im Literarischen Colloquium Berlin ein literarischer Abend statt, mit dem das 20jährige Bestehen des Preises gefeiert wird. Mit dabei sind die früheren Preisträger Ursula Krechel, Thomas Lehr, Wolf Lepenies, Ingo Schulze und Michael Krüger (Moderation).

*

Quelle:
Akademie der Wissenschaften und der Literatur
Geschwister-Scholl-Str. 2, 55131 Mainz
Telefon 06131/577102, Fax 06131/577103
E-Mail: Petra.Plaettner@adwmainz.de
Internet: www.adwmainz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang