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TIERHALTUNG/425: Eisbärdrama - Zootierhaltung auf den Prüfstand (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 9. Januar 2008

Nürnberger Eisbärendrama - Tiergarten muss auf weitere Nachzucht verzichten

Zootierhaltung gehört auf Prüfstand


Offenbar auch als Reaktion auf die massive Kritik hat sich die Leitung des Nürnberger Tiergartens entschlossen, den noch lebenden Nachwuchs der Eisbärendame Vera von der Mutter zu trennen und per Hand aufzuziehen. Das Eisbärendrama von Nürnberg sei ein weiterer Beleg dafür, dass auf die Haltung und Nachzucht von Eisbären in Gefangenschaftshaltung verzichtet werden müsse, so der Deutsche Tierschutzbund mit seinem Landesverband Bayern. Das gelte im Besonderen für Nürnberg, aber auch für alle anderen Zoos, so die Tierschützer.

"Die bereits toten Tiere sind Opfer eines verantwortungslosen Verhaltens der Leitung des Nürnberger Tiergartens. Es ist nur konsequent, dass sich der Zoo nun des noch lebenden Jungtieres annimmt. Es ändert aber nichts daran, dass der Zoo mit der Grundsatzentscheidung, Eisbären zu halten und zu züchten, einen Irrweg eingeschlagen hat. Die Konsequenz muss lauten: Eisbären in Gefangenschaftshaltung - nirgendwo! Dieses Drama darf nicht der Startschuss für weitere Todeszuchtprogramme sein", so Thomas Schröder, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes. Schröder fordert zugleich den Dachverband der Zoodirektoren auf, im Hinblick auf die Haltung von Wildtieren einen Weg einzuschlagen, der mit Tierschutz und Ethik einer Kultur des 21. Jahrhunderts vertretbar sei.

Eisbären haben in der freien Wildbahn einen Aktionsradius im Kilometerbereich, während die vorgegebenen Käfiggrößen im Zoo bei wenigen Quadratmetern liegen. Selbst die größten Außengehege in Zoos seien im Vergleich hierzu nur winzige Gefängnisse, die den natürlichen Bewegungsdrang der Tiere extrem einschränken. Die Tiere leiden oftmals unter Langeweile und den Haltungsrestriktionen. Sie entwickeln nicht selten Verhaltensstörungen, so genannte Stereotypien. Was für Eisbären im Besonderen gilt, gilt aber auch für andere Wildtiere. Es sei verantwortungslos, Nachzucht zu betreiben, wenn unter anderem nicht geklärt sei, was mit den Jungtieren später geschehen solle, stellt der Deutsche Tierschutzbund klar. Aus Sicht des Verbandes muss die Haltung von Eisbären in Zoos schnellstmöglich auslaufen.

Der Nürnberger Tiergarten hat zudem im Hinblick auf Eisbären eine tragische Historie: Im März 2000 wurden zwei Eisbären erschossen, weil es ihnen gelungen war, aus einem Gehege auszubrechen, das offenbar über einen längeren Zeitraum unbeobachtet war. Auch die Delfinhaltung steht massiv in der Kritik.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 9. Januar 2008
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2008