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MELDUNG/114: Eisbär-Nachwuchs im Wuppertaler Zoo - Kritik an zweifelhafter Zuchtpraxis (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 17. Januar 2012

Eisbär-Nachwuchs im Wuppertaler Zoo: Deutscher Tierschutzbund kritisiert zweifelhafte Zuchtpraxis


Der Deutsche Tierschutzbund hofft, dass der Eisbärenjunge "Anori" im Wuppertaler Zoo gesund und munter ist. Gleichzeitig kritisiert der Verband die Zuchtpraxis des Zoos und die Pläne, aus dem Jungen den nächsten "Star" machen zu wollen. Wieder stehen Marketing und Eintrittsgelder über dem Tierwohl. Gerade das Beispiel des Wuppertaler Zoos zeigt, dass es kein nachhaltiges Zuchtmanagement gibt. Zuchtprogramme in Zoos greifen zwangsläufig nur auf einen kleinen Genpool zurück und fördern damit die Inzucht. Diese kann das Auftreten von Erbkrankheiten - verbunden mit anfälliger Gesundheit und erhöhter Jungtiersterblichkeit - steigern. Der Deutsche Tierschutzbund fordert daher das Ende der Haltung von Eisbären und den sofortigen Stopp der Nachzucht in Zoogefangenschaft.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbund, stellt fest: "Die Eisbärzucht ist weder erfolgreich noch nachhaltig. Die Eltern von "Anori", Lars und Vilma, sind genetisch verwandt. Trotzdem wurden beide Tiere zur Zucht zusammengebracht. Der Wuppertaler Zoo braucht einen Publikumsliebling und degradiert die Eisbären zu reinen Marketinginstrumenten". Die Todesfälle in Deutschen Zoos belegen das Missmanagement in Sachen Eisbärzucht: Von mindestens 17 Jungtieren in Deutschland seit 2005 haben zunächst nur fünf überlebt, zwei davon (Knut und Flocke) mussten mit der Flasche aufgezogen werden, Knut starb noch im Jugendalter.

Die Gehegestruktur und -größe und die klimatischen Bedingungen entsprechen in keinster Weise den natürlichen Lebensräumen und lassen sich in einem Zoo auch nicht annähernd abbilden. Ein dauerhafter Kontakt mit Artgenossen, so wie es z.B. die deutschen Zoos aus Zuchtehrgeiz praktizieren, ist zudem für Eisbären, die eigentlich Einzelgänger sind, purer Stress. Auch sind Verhaltensstörungen bei einer Vielzahl von Eisbären in deutschen Zoos zu beobachten, ebenfalls eine Folge der nicht artgerechten Haltung.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 17. Januar 2012
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2012