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POLITIK/483: Deutscher Tierschutzbund fordert besseren Schutz von Versuchstieren (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 5. November 2008

Deutscher Tierschutzbund fordert besseren Schutz von Versuchstieren


Heute veröffentlichte die Europäische Kommission den ersten Entwurf für neue Bestimmungen zum Schutz von Versuchstieren [1]. Erstmals sollen auch Tierversuche im Bereich der Grundlagenforschung und die Herstellung und Verwendung von gentechnisch veränderten Tieren EU-weit geregelt werden. Für die behördliche Genehmigung von Tierversuchen sollen in Zukunft erheblich strengere Maßstäbe gelten. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt diese und andere Absichten, fordert jedoch einen Paradigmenwechsel und verweist darauf, dass der Entwurf insbesondere beim Schutz von Primaten unzureichend ist.

"Dies ist die Gelegenheit für eine prinzipielle Umkehr. Tierversuche dürfen nicht einfach erlaubt sein. Wenigstens ein grundsätzliches Verbot mit streng geprüften Ausnahmefällen ist längst überfällig", fordert Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz in Neubiberg. "In jedem Fall brauchen wir deutlich höhere Anforderungen an Transparenz und Kontrolle bei Tierversuchen, denn die bisherigen Bestimmungen greifen nicht. Entgegen allen politischen Absichtserklärungen steigen deutschland- und europaweit die Tierversuchszahlen seit Jahren an", so Rusche.

Die geplante neue Richtlinie soll die momentan gültigen Vorschriften, die bereits 22 Jahre alt sind, ersetzen [2]. "Diese entsprechen schon lange nicht mehr dem aktuellen wissenschaftlichen Stand und dem ethischen Bewusstsein der EU-Bürger. Die haben sich eindeutig für einen besseren Schutz von Versuchstieren ausgesprochen [3]", so Rusche.

Die ethischen Maßstäbe für Tierversuche müssten deutlich erhöht und alle Tierversuchsprojekte nach Abschluss einer Qualitätskontrolle unterzogen werden. Versuche an Primaten sollen nach Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes ganz verboten werden.

Der nun veröffentlichte Entwurf geht jetzt zur Kommentierung an das Europäische Parlament und den EU-Ministerrat. "Der Deutsche Tierschutzbund wird sich in beiden Gremien mit aller Kraft für den bestmöglichen Schutz von Versuchstieren einsetzen. Es ist wichtig jetzt alle Kräfte zu mobilisieren, um strenge Regelungen durchzusetzen, denn diese werden für die nächsten Jahrzehnte gültig sein", so Rusche.


Anmerkungen:

[1] Webseite der Europäischen Kommission: DG Environment

[2] RICHTLINIE DES RATES 86/609/EWG vom 24. November 1986 zur Annäherung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere

[3] siehe z.B. Umfrage der EU-Kommission von 2006:
http://ec.europa.eu/environment/chemicals/lab_animals/background_en.htm


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 5. November 2008
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. November 2008