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TIERVERSUCH/503: Millionen von Versuchstieren können vor Chemikalientests gerettet werden (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 4. August 2011

Großer Erfolg - Millionen von Versuchstieren können vor Chemikalientests gerettet werden


Nach jahrelangem wissenschaftlichem Gutachterstreit und Lobbyarbeit des Deutschen Tierschutzbundes und seiner internationalen Partnerverbände hat die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris jetzt eine Richtlinie zur Prüfung von Chemikalien auf mögliche Entwicklungsschäden anerkannt. Auf Basis der "Extended One Generation Reproductive Toxicity Study" kann die Zahl der verwendeten Tiere im Vergleich zum bisher angewandten Test um knapp die Hälfte reduziert werden. Denn die belastenden Tierversuche müssen nicht mehr an der zweiten Generation der Tiere durchgeführt werden. Die neue Prüfmethode steht zur sofortigen Anwendung für Firmen und Behörden weltweit bereit. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt den Schritt, fordert aber gleichzeitig von der Bundesregierung, dass sie sich für eine umgehende Abschaffung der bisher verwendeten Methode auf EU-Ebene einsetzt.

"Die Anerkennung der Richtlinie war aus Tierschutzsicht mehr als überfällig. Denn durch die vorgesehene Bewertung von Chemikalien im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH und die zukünftigen EU-Regelungen für Biozide und Pflanzenschutzmittel wären die Tierversuchszahlen drastisch angestiegen", freut sich Dr. Brigitte Rusche, Leiterin der Akademie für Tierschutz und Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes .

Die Überprüfung einer möglichen schädlichen Wirkung von Chemikalien, Bioziden, und Pflanzenschutzmitteln auf den Menschen ist international verpflichtend vorgeschrieben. Bei diesen oftmals stark belastenden Versuchen werden trächtige Ratten oder Mäuse mit den Testsubstanzen behandelt, um die Wirkung auf ihre Nachkommen zu untersuchen. Bisher wurden pro Test seit Jahrzehnten sinnlos bis zu 5.000 Tiere verbraucht, obwohl die schädliche Wirkung bereits bei der ersten Nachkommengeneration nachgewiesen werden kann. Auf die Tests an einer zweiten Generation kann jetzt verzichtet werden. Außerdem sieht die neue OECD-Prüfrichtlinie vor, mehrere Nachweise einzubinden, die ansonsten in separaten Versuchen an Tieren hätten geprüft werden müssen.

Die Tierschutzvereinigung International Council for Animal Protection in OECD Programmes (ICAPO), bei der auch die Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes Mitglied ist, hat aktiv bei der Erstellung der OECD-Richtlinie mitgeholfen. "Die Zukunft gehört fortschrittlichen und humanen tierversuchsfreien Methoden. Wenn solche noch nicht verfügbar sind, müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpt werden, um das Leid und die Anzahl der Tiere in den Versuchen zu verringern. Hier gibt es aber leider noch viel Handlungsbedarf", so Rusche mit Ausblick auf weitere Debatten über Tierversuche.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 4. August 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2011