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TIERVERSUCH/643: Gentechnik-Maus im Sonderangebot - wie Tierversuche zum Geschäft werden (Testbiotech)


Testbiotech - Pressemitteilung vom 11. Juni 2015

"Gen-Maus" im Discount

Kaffeemaschine, Kuscheltier und ein Apple-Gutschein als Werbegeschenke


11. Juni 2015 / Im Internet boomt die Werbung mit patentierten gentechnisch manipulierten Tieren. Die entsprechenden Anbieter schrecken nicht davor zurück, mit Discount-Angeboten und Werbegeschenken neue Kunden zu ködern. Versprochen wird eine schnelle und preiswerte Lieferung von Mäusen und Ratten, die mit synthetischen Genen manipuliert werden. Dabei kann jede beliebige Stelle im Erbgut ausgewählt werden. Von etwa 15.000 Euro aufwärts gibt es das kranke Tier von der Stange. Es wird darauf hingewiesen, dass jede Anfrage streng vertraulich behandelt wird. In einem neuen Bericht dokumentiert Testbiotech die zunehmende Kommerzialisierung und Patentierung von gentechnisch veränderten Versuchstieren bis hin zum Menschenaffen. Über die aktuelle Entwicklung soll auf einer Tagung am 17. Juni in Berlin diskutiert werden.

"Tierversuche sind längst zum Selbstzweck geworden. Das maßgeschneiderte Tierversuchsmodell wird heute als lukratives Produkt gehandelt, von Patenten geschützt und massiv beworben. Vor diesem Hintergrund wäre es naiv anzunehmen, dass der Anstieg der Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren durch medizinische Notwendigkeiten begründet ist", sagt Christoph Then von Testbiotech.

An dieser Entwicklung haben neue Gentechnik-Verfahren einen wichtigen Anteil: Die synthetische Gentechnik ermöglicht die Erzeugung von immer neuen Tierversuchsmodellen. Der Bericht warnt davor, dass angesichts der technischen Machbarkeit die Frage nach der tatsächlichen Notwendigkeit für Tierversuche immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird.

Zwar sitzen die meisten kommerziellen Anbieter für gentechnisch veränderte Versuchstiere in den USA, es ist jedoch anzunehmen, dass auch europäische Einrichtungen dort Kunden sind. Auf diese Weise dürfte ein großer Teil der Gentechnik-Versuche, die dort im Auftrag durchgeführt werden, in der EU gar nicht erfasst werden. In jedem Fall ist auch in Europa ein deutliches kommerzielles Interesse an gentechnisch veränderten Tieren erkennbar: Hier wurden bereits etwa 1500 Patente auf Tiere erteilt beziehungsweise deren Verwendung zu Versuchszwecken patentiert. Darunter sind sogar Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen. Durch diese Patente kann ein wirtschaftlicher Anreiz entstehen, innerhalb der Laufzeit der Patente auch möglichst viele dieser Tiere zu vermarkten.

Testbiotech fordert neue Standards für ethisch vertretbare Investitionen, mehr Kontrollen, höhere Schutzstandards sowie ein Verbot von Patenten auf Tieren und auf deren Verwendung in Tierversuchen.

Der Bericht von Testbiotech:
www.testbiotech.org/node/1265

Link zur Konferenz:
www.testbiotech.org/der-patentierte-affe

Testbiotech-Bericht über Investoren in diesem Bereich:
www.testbiotech.org/node/1261

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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Juni 2015
Testbiotech e. V.
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2015

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