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TIERVERSUCH/718: E-Petition gegen grausamste Tierversuche - die Spitze des Eisbergs (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro München
Nachricht vom 7. April 2017

E-Petition: Grausamste Tierversuche - die Spitze des Eisbergs


Die wenigsten Menschen wissen, dass es sogenannte Bundestagspetitionen in Deutschland gibt. Jeder Bürger und jeder Verein kann selber eine Petition beim Petitionsausschuss einreichen. Wenn innerhalb von vier Wochen 50.000 Unterschriften erreicht werden, wird das Thema in der Regel in einer parlamentarischen Anhörung behandelt. Die Registrierung für eine E-Petition ist denkbar einfach, man kann mit seinem Namen öffentlich zeichnen oder auch nur mit einer anonymen Nummer.

Aus gegebenem Anlass publizieren wir hier den Aufruf zur E-Petition von Ärzte gegen Tierversuche e.V. [1], die noch bis zum 11. April läuft. Vielleicht eine Gelegenheit, sich zu registrieren und sich das "demokratische" Instrument und alle anderen derzeit laufenden E-Petitionen anzusehen. Es ist nicht perfekt, aber ein Anfang und hängt vor allem davon ab, inwieweit wir Bürger davon Gebrauch machen.


Grausamste Tierversuche - die Spitze des Eisbergs

In der EU müssen seit 2012 beantragte Tierversuche in Schweregrade eingeteilt werden. Es gibt zur Auswahl: keine Belastung, gering, mittel und schwer. Die von der EU vorgelegte Liste, was unter Schweregrad "schwer" fällt, liest sich wie ein Horrorkabinett:

  • Schwimmen bis zur Erschöpfung, um Depression zu simulieren ("forcierter Schwimmtest") [2]
  • Elektroschocks, denen das Tier nicht entkommen kann ("erlernte Hilflosigkeit") [3]
  • Tod durch Vergiftung [4]
  • Wirksamkeitstests von Impfstoffen [5]
  • Bestrahlung mit Todesfolge
  • Tod durch Abstoßungsreaktion von Transplantaten [6]
  • Knochentumore, metastasierende Tumore und fortschreitende, tödliche Tumore
  • Knochenbrüche
  • Versagen mehrerer Organe
  • Xenotransplantation [7] (Organtransplantation von einer Tierart auf eine andere)
  • Anzüchten von mit schwerem Leid verbundenen genetischen Störungen, z.B. Huntington Krankheit [8]
  • längere Einzelhaltung von Primaten oder Hunden
  • Immobilisierung zur Herbeiführung von Magengeschwüren oder Herzversagen

Dabei müssen die Experimentatoren die Einteilung in Schweregrade für ihre Versuche selbst vornehmen. Eine häufige Zu-niedrig-Einstufung ist wahrscheinlich. Eine Analyse [9] von 51 Tierversuchsanträgen aus Bayern ergab, dass Zweidrittel der Forscher die Leiden der Tiere zu niedrig einstufte, kein einziger zu hoch.

Und dabei hat die EU eine ganze Reihe von extrem grausamen, aber üblichen Tierversuchen gar nicht in der Liste aufgeführt:

  • Infektion (oft mit bis zu 100% Sterberate)
  • Entzündungen mit Todesfolge
  • Wasser- oder Futterentzug
  • künstlich ausgelöster Schlaganfall
  • Herzinfarkt/Herzversagen am wachen Tier
  • Hirnversuche an u.a. Affen, Katzen und Mäusen

Das heißt, die Liste der besonders schweren Tierversuche ist nur die Spitze des Eisbergs.


EU verbietet, Deutschland nicht

Die EU verbietet diese Spitze des Eisbergs, erlaubt den Mitgliedstaaten aber Ausnahmen. Und genau das hat die Bundesregierung bei der Neufassung des Tierschutzgesetzes getan: Sie hat auf Druck der Tierversuchslobby von der Ausnahme Gebrauch gemacht und auch die allerschlimmsten Tierversuche erlaubt.


Richtlinie EU/2010/63:

"Aus ethischer Sicht sollte es eine Obergrenze für Schmerzen, Leiden und Ängste geben, die in wissenschaftlichen Verfahren nicht überschritten werden darf. Hierzu sollte die Durchführung von Verfahren, die voraussichtlich länger andauernde und nicht zu lindernde starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste auslösen, untersagt werden."


Verbot umsetzen! JETZT!

Wir wollen, dass Deutschland das von der EU ermöglichte Verbot der Schweregrad "schwer" Tierversuche umsetzt und diese Versuche gesetzlich verbietet. Juristisch ist das nicht nur möglich, sondern sogar geboten, denn der Tierschutz ist im Grundgesetz verankert und kann die ebenfalls grundgesetzlich verbriefte Forschungsfreiheit einschränken.

Hier geht es zur Petition [10]

Falls es Probleme mit der Registrierung gibt, gibt es eine Hilfestellung unter [11].


Wichtige Hintergrundinformationen zum Thema

Tierversuche sind für Menschen gefährlich, weil Nebenwirkungen im Tierversuch nicht erkannt werden. Jährlich sterben 58.000 Menschen an den Nebenwirkungen von nach Tierversuchen zugelassenen Medikamenten [12].

Deutschland hinkt mal wieder hinterher: die Niederlande sind Vorbild, sie wollen Tierversuche komplett abschaffen [13].

Neue Forschungsmethoden ohne Verwendung von Tieren sind teilweise sogar noch akkurater und effizienter, wie zum Beispiel der sogenannte Multi-Organ-Chip [14].


Anmerkungen:
[1] https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/
[2] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#schwimmen
[3] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#erlernte_hilflosigkeit
[4] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#vergiftung
[5] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#impfstoffe
[6] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#abstossung
[7] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#xenotransplantation
[8] http://www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/versuche.html#huntington
[9] https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/wissenschaftliche-studien/141-leiden-zu-niedrig-eingeschaetzt
[10] http://www.bundestagspetition.aerzte-gegen-tierversuche.de
[11] https://www.facebook.com/aerztegegentierversuche/photos/a.303856064795.146091.295607594795/10155638473909796/?type=3&theater [12] https://vebu.de/tiere-umwelt/massentierhaltung-ausbeutung-von-tieren/tierversuche-bekaempfung-krankheiten/
[13] http://www.geo.de/natur/tierwelt/15410-rtkl-tierversuche-niederlaender-wollen-aus-der-forschung-mit-tieren-aussteigen
[14] http://www.deutschlandfunk.de/tierversuchsfreie-forschung-mikromensch-auf-organchip.676.de.html?dram:article_id=311992


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2017

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